1677 - Strippen für den Teufel
als er die Stimmen hörte. Es sprachen zwei Frauen, und sie redeten nicht unbedingt laut, aber durch die Tür waren sie auch im Flur zu hören.
Ich bin richtig!, dachte er.
Bis zum Ziel waren es nur wenige Schritte. Die Zimmer lagen auf der linken Seite. Rechts befand sich eine Wand. Zwei Lampen sorgten dafür, dass es im Flur nicht stockfinster war. Er holte noch mal tief Atem, als er sein Ziel erreichte. Dann ging er einen letzten Schritt, drehte sich nach links, drückte die Tür noch ein wenig weiter auf - und blieb auf der Schwelle stehen.
Die beiden Tänzerinnen waren da. Eine saß auf dem Bett, die andere, die fast nichts mehr am Leib trug, stand neben ihrer Freundin, die noch so gut wie angezogen war. Beide jedoch hatten eine Gemeinsamkeit.
Ihre Gesichter glühten in einem höllischen Rot.
***
Es war ein Moment, den Suko überraschend empfand. Er hatte die Frauen normal miteinander sprechen hören und nicht damit gerechnet, dass sich ihr Aussehen verändert hatte. Das sorgte bei ihm zwar für keinen Schock, irritierte ihn allerdings schon.
Sie waren beide infiziert. Der Teufel hielt sie unter seiner Kontrolle. Das Rot war nicht normal. Er glaubte auch nicht daran, dass es sich um Farbe handelte, das war schon etwas anderes.
Während Suko darüber nachdachte, ließ er seine Blicke durch das Zimmer gleiten. Außer den beiden Tänzerinnen hielt sich niemand dort auf, aber Suko sah auch die zweite Tür, die geschlossen war.
Es gab sicherlich eine bestimmte Atmosphäre hier, die zum Negativen tendierte, nur spürte Suko sie nicht. Johns Kreuz hätte sicherlich reagiert. Die zwei Tänzerinnen starrten ihn an, und auch er konnte seine Blicke nicht von ihnen lösen. Es war schwer zu erkennen, ob sie tatsächlich eine Gefahr für ihn bildeten. Im Moment taten sie nichts und waren wahrscheinlich damit beschäftigt, ihre Überraschung zu überwinden.
Suko betrat den Räum. Seine rechte Hand lag auf dem Griff der Dämonenpeitsche. Sollte er angegriffen werden, war er schnell in der Lage, sich zu wehren, aber es passierte nichts. Die beiden verhielten sich wie zwei Statuen. Suko sprach sie an. »Habt ihr schon mal eure Gesichter gesehen?«
Naomi antwortete ihm. »Ja, das haben wir.«
»Und weiter?«
»Was willst du wissen?«
Suko gab sich lässig. »Nun ja, wer ist dafür verantwortlich, zum Beispiel.«
»Einer, der mächtiger ist als alle sonst.«
Mehr mussten sie ihm nicht sagen. Suko hatte sie auch so verstanden. Er sprach es allerdings aus.
»Ihr denkt an den Teufel?«
Beide lachten. »Ja, er steht auf unserer Seite. Wir gehören ihm. Wir sind seine Dienerinnen. Er hat uns stark gemacht. Wir haben für ihn gestrippt. Wir sind durch sein Feuer gestählt worden. Das solltest auch du begreifen.«
Suko schüttelte den Kopf. »Ich denke, dass ihr euch irrt. Der Teufel ist gar nicht so mächtig. Er tut nur so, weil er mächtig sein will, aber es dennoch nicht geschafft hat, die Herrschaft über die Menschheit anzutreten. Es sind immer nur Versuche gewesen, die im Keim erstickt wurden.«
»Mit uns hat er einen neuen Anfang gemacht!«
»Aha. Dann kennt ihr ihn?«
»Ja!«, behauptete Naomi.
Suko dachte darüber nach, ob er ihr glauben sollte. Es war unter Umständen möglich, aber er wollte auch Gewissheit haben und fragte: »Ihr habt ihn gesehen?«
»Ja!«
Die Antwort war aus zwei Kehlen gekommen und bei beiden leuchteten die Augenpaare auf. Suko musste zugeben, dass sie sich in ihrer Haut wohl zu fühlen schienen, und er wollte von ihnen wissen, ob sie den Teufel beschreiben konnten.
»Das können wir«, flüsterte Alexa.
»Dann bitte. Ich möchte endlich mal erfahren, wie der Teufel aussieht.«
Alexa beugte ihren Kopf vor. »Wir haben ihn im Feuer der Hölle gesehen, durch das wir gegangen sind. Er war hässlich und faszinierend zugleich. Wir konnten uns ihm nicht entziehen. Flammen haben sein Gesicht umtanzt. Wir sahen seine Augen, wir sahen die Hörner aus der Stirn wachsen und wissen jetzt, dass sich die Menschen ein richtiges Bild von ihm gemacht haben.«
»Meint ihr?«
»Ja!«
Suko schüttelte den Kopf. »Ich denke nicht, dass es zutrifft. Der Teufel kann vielleicht dahintergesteckt haben, aber er ist raffinierter. Er kann sich anpassen und zeigt sich den Menschen so, dass sie nicht von ihm enttäuscht sind. Er ist das Tier, er ist der große Versucher und ich kenne keinen, der gewonnen hat, wenn er sich mit ihm einließ. Er spielt mit den Menschen und lässt sie wieder fallen, wenn sie
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