1677 - Strippen für den Teufel
einen Lidschlag später setzte er sich wieder in Bewegung. Auch jetzt walzte er auf die Tänzerin zu, wahrscheinlich konnte er nicht anders gehen. Er war nur auf ihren Körper fixiert, während ich mehr auf ihr Gesicht achtete.
Es hatte einen anderen Ausdruck angenommen. Für mich lag darin ein hinterlistiges Lauern. Ich sah auch ihre Augen. Sie zeigten jetzt einen kalten und berechnenden Glanz.
»Ich denke, wir sollten uns auf den Höhepunkt vorbereiten«, sagte ich halblaut.
»Was meinst du damit?«
»Sieh dir mal ihr Gesicht an.«
Suko brauchte nur wenige Sekunden, um meiner Meinung zu sein. »He, das ist nicht das Gesicht einer Frau, der es Spaß bereitet, diese Show hier abzuziehen.«
»Das meine ich auch.«
»Sollen wir eingreifen?«
»Noch nicht.«
Naomi wartete auf ihren Gast. Wir konnten nicht davon ausgehen, dass die anderen Gäste das gesehen hatten, was uns aufgefallen war, aber die Stimmung hatte sich trotzdem verändert. Innerhalb der Bar war es um einiges stiller geworden. Denver blieb vor der Tänzerin stehen. Er atmete heftig und glotzte sie an.
»Na, willst du nicht zugreifen?«
»Ja, ja.« Die Lippen des Mannes glänzten fettig. »Ich reiße dir den Rest hier vom Leib. Dann bist du nackt.«
»Und das Geld?«
»Kriegst du danach.«
»Wie schön.« Sie streichelte seine linke Wange. »Aber du kannst noch mehr haben, wenn du willst.«
»Wieso?«
»Wir könnten später von hier verschwinden. Ich habe mein Zimmer eine Etage höher.«
»Nein, das reicht mir. Ich muss bei meinen Freunden bleiben. Ich will dich nur ausziehen.« Er nickte und sein Atmen verwandelte sich in ein Hecheln.
»Gut.« Sie streckte ihm ihre Arme entgegen.
Denver war überrascht. »Was ist jetzt?«
»Ich will dich umarmen.«
»Und dann?«
»Mit dir tanzen.«
Der Amerikaner sagte nichts. Er war irritiert. Mit einem derartigen Fortgang hatte er nicht gerechnet, aber er konnte nichts tun, weil seine Überraschung so groß war. Zwei Arme umschlangen ihn.
Längst war die Musik leiser geworden. Man konnte nach ihr nur eng umschlungen tanzen. Genau das hatte sie vor. Sie hielt ihren Gast im Griff.
»Weißt du, was jetzt passiert?«, rief sie so laut, dass es alle Gäste hören konnten.
»Nein!«
»Jetzt tanze ich für den Teufel…«
***
Genau diese nicht zu überhörende Bemerkung war für mich das Alarmsignal. Suko reagierte ähnlich, denn er zuckte zusammen. Wir saßen plötzlich auf dem Sprung. Sogar Lorna meldete sich. »Was hat die da gesagt?«
»War Ihnen das neu?«, fragte ich.
»Klar.«
Es wurde spannend auf der Tanzfläche. Das war kein Strip mehr, was die Gäste zu sehen bekamen. Hier zog jemand eine Schau ab, die wie einstudiert wirkte. Es gab keine Lücke mehr zwischen den Körpern. Naomi hatte sich dicht gegen den Amerikaner gepresst, als wollte sie ihn nicht mehr aus ihrer Nähe lassen. Aus dem Hintergrund wehte die sehr leise Musik herbei und Naomi übernahm wieder das Kommando.
»Für den Teufel tanze ich. Und der Teufel freut sich darauf. Er will nicht nur mich, sonder auch andere. Dich habe ich auserwählt. Du wirst ihm bald ein perfekter Diener sein.«
Nach diesem Satz rutschte ich vom Hocker und auch Suko blieb nicht länger sitzen. Es konnte sich nur um Sekunden handeln, bis es passierte. Das waren keine leeren Versprechen gewesen, da brauchten wir nur an die Veränderung im Gesicht der Tänzerin zu denken. Als hätte jemand anderer sie übernommen. Es geschah, als sie ungefähr die Mitte der Tanzfläche erreicht hatten. Wie aus dem Nichts glühte die Stripperin auf. Vom Kopf bis zu den Füßen waren die beiden Tänzer plötzlich in eine rote Farbe getaucht, was aber auch nicht zutraf. Es hatte im Körper der Stripperin seinen Ursprung und sah aus wie ein unter der Haut brennendes Feuer. Denver brüllte auf.
Er versuchte, sich aus dem Griff zu befreien, was die Tänzerin nicht zuließ. Sie holte seinen Kopf noch näher an sich heran und presste ihre Lippen auf seinen offenen Mund. Einen Moment später wurde der Mann losgelassen und taumelte zurück. Er fing sich nicht mehr und landete auf der Tanzfläche.
In diesem Augenblick waren wir schon unterwegs.
Leider auch die Stripperin.
Mit blitzschnellen Sprüngen hatte sie die Tanzfläche verlassen und war in dem weniger beleuchteten Hintergrund der Bar verschwunden, als hätte es sie nie gegeben. Wir hatten das Nachsehen. An eine Verfolgung dachten wir zwar, aber es war auch wichtig, dass wir uns um den am Boden liegenden Amerikaner
Weitere Kostenlose Bücher