1679 - Der Dunkelplanet
Aufmerksamkeit. „Aber wer sagt uns eigentlich, daß dieses ... dieses Ding da versteckt worden ist?"
„Aber ich stelle die Fragen", gab der Arkonide seufzend von sich. „Du bist doch ...!" fuhr Rhodan ihn an.
Dann grinsten sie beide und widmeten sich den Bildschirmen wie in uralten Zeiten der Stier dem roten Tuch des Toreros.
Oder umgekehrt.
Das rote Blinken wurde heller und begann die Beobachtungsschirme auszufüllen. Dieser Shift besaß keine Sichtfenster oder Luken. Hochentwickelte Sensoren in der Außenhülle übertrugen alle Bilder besser in die Steuerkanzel hinein, als sie vom menschlichen Auge durch Panzerglas hätten wahrgenommen werden können. Je nach Erfordernis schalteten sich Filter ein, die ein Sehen auch in extremen Umgebungen ermöglichten oder bestimmte Manipulationen gezielt vornahmen - von Falschfarbenaufnahmen bis hin zu unvorstellbaren Vergrößerungen in mikroskopische Bereiche hinein.
Das Blinken war für Rhodan wie eine stumme Herausforderung. Obwohl er genau .wußte, wer es hervorrief, schien es ihm wie eine Kampfansage eines unbekannten Gegners oder eines Geheimnisses voller Tücken und Fallen zu sein, das nicht von ihm geborgen werden wollte - und schon gar nicht entschlüsselt. „Wir haben jetzt die Position", sagte er ins Mikrofeld. „Bitte schalte die Markierung ab, Shaba."
Zwei Sekunden später erlosch das Blinken, und Rhodan und Atlan sahen den Eisblock vor sich.
Eine schnelle Messung ergab für ihn eine Temperatur von minus 61,55 Grad Celsius.
Die Arcoana hatte das nervtötende Blinken abgestellt und den Eisquader durch eine einfache, temperaturabhängige Manipulation grünlich eingefärbt. Rhodan dankte ihr dafür.
Denn trotz des grünen Schimmers war im Licht der Shift-Scheinwerfer und der Helligkeitsabstrahlung der Energieglocke zu sehen, was sich in der Mitte des Eisklotzes befand.
Es war eine Spindel.
Die einundzwanzigste, dachte Rhodan aufgeregt. Oder die zweiundzwanzigste.
Und dennoch nichts von beidem.
*
Es erwies sich als problemlos, den Eisblock mit Hilfe der Traktorstrahlen in eine Ladekammer des Shifts zu holen. Es geschah auch nichts, während Atlan und Perry Rhodan mit dem Allzweckfahrzeug wieder in die Höhe stiegen, der Oberfläche des Sees entgegen.
Nachdem sie an Land waren, würde Shaba die Energieglocke einfach abschalten, und das Wasser darunter würde in Sekundenfrist wieder zu Eis erstarren.
Es war alles zu einfach, es ging alles viel zu schnell.
Wie lange hatte es gedauert, bis Voltago und Mila die anderen Spindeln gefunden und sichergestellt hatten! Wie lange hatten die Galaktiker auf den Sampler-Planeten versucht, unbegreifliche Rätsel zu verstehen und hinter deren Geheimnisse zu kommen.
Und nun der Fund dieser neuen Spindel - so problemlos?
Rhodan hatte das Gefühl, hinter sich im Shift etwas zu haben, das jeden Moment mit der Wucht einer Gigatonnenbombe explodieren könnte.
Immer noch war die Spindel in den Eisblock eingeschlossen, von dem auch im Innern des Shifts mit einer Temperatur von plus zwanzig Grad Celsius noch kein Gramm abgetaut war.
Bestand darin die Sicherung, die ein so wichtiger Fund nach allen Erfahrungen einfach haben mußte"? Hatten sie etwas geborgen, an dem sie sich die Zähne ausbeißen mußten - ganz einfach, weil es sich nicht aus dem Eis herausschmelzen ließ?
Perry Rhodan war in diesen Minuten bis zum Auftauchen wütend auf sich selbst, weil er wußte, daß er Unsinn dachte. Wenn die Technik des fünften Jahrtausends alter Zeitrechnung nicht in der Lage war, dieses Hindernis zu beseitigen, dann hatte die BASIS-Expedition hier an der Großen Leere wahrlich nichts verloren.
Als der Shift aus dem See auftauchte und nach dem Erlöschen der Energieglocke neben der Space-Jet landete, sprang Rhodan als erster heraus und überwachte, wie der Block auf Antigravkissen aus der Ladekammer gehievt wurde. Der Quader lag schließlich, rund ein Dutzend Meter vom Shift entfernt, zwischen ihm, Atlan, Tolot, Gruener und drei oder vier Androgynen. Nadja und Mila hielten sich im Hintergrund. „Robert", wandte sich Atlan an Gruener, „wir haben möglicherweise ein kleines Problem mit diesem Brocken hier. Er mußt aufgetaut werden, ohne daß die Spindel in seiner Mitte beschädigt wird. Da wir Perrys Geduld nicht länger strapazieren wollen, können wir es gleich hier draußen versuchen. In der LAMCIA gibt es bestimmt Mittel, um das Eis zu schmelzen, aber..."
„Ich verstehe schon", sagte der Kybernetiker.
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