1679 - Mandragoros Geisterfrau
seine Augen, wahrscheinlich hatte er seine Brille vergessen. Er las den Namen und seine Lippen bewegten sich dabei, ohne dass ich etwas zu hören bekam.
»Alles klar?«, fragte ich.
Der Ausweis fiel ihm aus der Hand, landete wieder auf dem Tisch, wo ich ihn aufklaubte.
»Der Mann hier heißt John Sinclair und ist von Scotland Yard.«
Diese Eröffnung haute die anderen vier Anwesenden zwar nicht von ihren Stühlen, doch überrascht waren sie schon. Vielleicht hatte der eine oder andere sogar ein schlechtes Gewissen, jedenfalls fühlte sich niemand so richtig wohl. - »Und was wollen Sie hier?«
»Mit Ihnen reden.«
»Worüber? Wir haben nichts getan, was die Polizei interessieren könnte.« Zanuck war dabei, seine Sicherheit wiederzufinden.
Maxine Wells hatte sich bisher zurückgehalten. Jetzt trat sie vor und sagte: »Das ist Ansichtssache, Zanuck.«
»Halten Sie sich da raus!«
»Bestimmt nicht.«
»Dann haben Sie uns diesen Typen auf den Hals gehetzt?«
»Das hat sie«, erklärte ich. »Und ich möchte Sie fragen, ob Sie nicht jemanden hier in der Runde vermissen.«
Die Männer schauten sich an. Zanuck blickte auf die Tischplatte. Ich glaubte, dass er Bescheid wusste, aber bewusst nichts sagte.
»Vermissen Sie wirklich niemanden?«
»Wen sollten wir denn vermissen?«, fragte jemand.
»Zum Beispiel einen Mann, der auf den Namen Phil Quentin hört.«
Zanuck gab keine Antwort. Nur sein Kopf ruckte vor.
»Sie kennen ihn!«, sagte Maxine mit scharfer Stimme, die jetzt neben mir stand. Zanuck gab es widerwillig zu.
»Na und? Er ist unser Scout gewesen. Er hat die Idee gehabt und klärt die weiteren Voraussetzungen…«
»Das wird er nicht mehr!«, erklärte die Tierärztin.
»Meinen Sie?«
»Ja.«
»Haben Sie ihn abgeworben?«, höhnte Zanuck.
»Nein.«
»Dann bin ich auf Ihre Erklärung gespannt.«
»Es ist ganz einfach. Er wird nicht kommen. Er wird nie mehr kommen. Er ist nämlich tot!«
Dave Zanuck hatte bereits zu einer Antwort angesetzt. Die brachte er nicht mehr hervor. Er riss die Augen auf und lauschte dem Flüstern der anderen vier Männer.
»Wirklich tot?«, fragte jemand aus der Runde.
»Ganz sicher.«
»Wieso ist er gestorben? Er war fit, stand voll im Leben. Das ist doch nicht möglich und…«
»Er starb auch keinen normalen Tod, denn er wurde umgebracht.«
Das war der nächste Schock, der bei ihnen für Sprachlosigkeit sorgte. Das fiel auch mir auf, denn ich beobachtete die Männer genau. Zanuck ließ sich wieder auf seinen Stuhl fallen, er wischte über sein Gesicht. Die anderen Männer flüsterten miteinander, bis jemand die Stimme erhob.
»Hat man denn schon den Mörder?«
»Nein«, sagte ich. »Aber wir kennen den Grund, weshalb er umgebracht wurde.«
»Und wie lautet der?«
»Es ist ganz einfach zu erklären. Es geht um Ihr Projekt. Es gibt Kräfte, die nicht wollen, dass hier ein Golfplatz angelegt wird und…«
Zanuck unterbrach mich und schrie: »Ja, das glaube ich sogar. Die Tussi da, die neben Ihnen steht, war schon immer gegen uns, und ich sage Ihnen…«
»Sie sagen jetzt nichts mehr!«, fuhr ihm Maxime in die Parade. »Außerdem, die Tussi verbitte ich mir!«
Zanuck winkte mit beiden Händen ab. Er schwieg tatsächlich, holte aber sein Handy hervor und tippte hektisch eine Zahlenreihe. Er brauchte uns nicht zu sagen, wen er anrufen wollte, bestimmt war es Phil Quentin. Aber Tote gehen nun mal nicht mehr ans Telefon. Jedenfalls normalerweise. Hier war es jedoch anders, denn er bekam Verbindung, das sahen wir seinem erstaunten Gesichtsausdruck an.
»He, Phil…« Es folgte ein Fluch. »Verdammt, du bist nicht Phil! Wer bist du?« Er lauschte und unterbrach die Verbindung schließlich. Es sah so aus, als wollte er das Handy auf den Tisch schlagen, überlegte es sich aber anders und steckte es weg.
»Das war er nicht - oder?«, fragte ich.
»Stimmt.«
»Wer dann?«
Zanuck stierte mich an. »Das geht Sie zwar nichts an, aber ich will Ihnen trotzdem sagen, dass es eine Frauenstimme war, die sich noch recht jung anhörte.«
»Hat sie auch was gesagt?«
»Nein!«
Ich konnte mir vorstellen, dass es Carlotta gewesen war, die Quentins Handy gefunden hatte. Der Meinung war auch Maxine Wells. Das flüsterte sie mir ins Ohr.
»Quentin ist tot!«, sagte ich noch mal. »Daran gibt es nichts zu rütteln. Und wir sind hier bei Ihnen erschienen, um Sie vor dem gleichen Schicksal zu bewahren.«
»Aha. Und was sollen wir tun?«
»Ganz einfach«, sagte Maxine und
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