1679 - Mandragoros Geisterfrau
vorgekommen? Hat sie dich an jemanden erinnert, den du kennst?«
Maxine musste nicht lange nachdenken. »Nein, das hat sie nicht. Aber das hat auch nicht viel zu sagen. Zudem hat sie als normaler Mensch, der sie ja mal gewesen ist, wohl anders ausgesehen.«
»Das will ich nicht bestreiten. Jedenfalls muss sie von Mandragoro sehr angetan gewesen sein und er hat sie ebenfalls akzeptiert. Mehr kann ich auch nicht sagen.«
»Das ist zu wenig.«
Ich legte Maxine meinen Arm um die Schultern. »Das weiß ich auch, aber wir geben nicht auf.«
»Was willst du tun?«
»Ich weiß es noch nicht. Aber was ist mit den anderen vier Männern? Hast du etwas von ihnen gesehen? Sitzen sie noch in dem Raum?«
»Nein, sie sind weg. Sie haben sofort die Flucht ergriffen.«
»Aber du kennst sie alle?«
»Ja, natürlich. Zumindest vom Ansehen. Unsere Gruppe hat sich ja gegen sie gestellt. Wir mussten schließlich wissen, wer unsere Gegner sind.«
Ich dachte darüber nach, ob wir über sie die Spur zu Dave Zanuck fanden. So recht konnte ich daran nicht glauben. Zanuck war geholt und an einen für uns unbekannten Platz verschleppt worden. Möglichweise in den unmittelbaren Dunstkreis Mandragoros. Da hatte er keine Chance.
Wilde Flüche rissen mich aus meinen Gedanken. Ich drehte mich um und sah den Wirt, der innen vor dem zerstörten Fenster stand und darüber sprach, wer ihm den Schaden ersetzte.
»Moment, John.« Maxine ging zu ihm. Mich interessierte nicht, was die beiden Sprachen. Ich fühlte mich irgendwie abgestraft, denn ich hatte eine Niederlage erlitten. Maxine winkte mir zu. Sie hatte sich bereits auf den Weg gemacht, um das Haus zu umrunden. An der Schmalseite trafen wir zusammen. Die Frage, die sie mir stellte, kam für mich nicht überraschend.
»Wie geht es jetzt weiter?«
»Ich habe noch keinen bestimmten Plan.«
»Aber ich, John!«
»Super. Und welchen?«
»Lass uns zu mir fahren. Ich nehme den Geländewagen und du den Mini.«
Ich klatschte sie ab. »Genau das wollte ich auch vorschlagen…«
***
Es war dem Vogelmädchen nicht leichtgefallen, im Haus zu bleiben und zu warten. Carlotta brauchte immer Action, da musste sich etwas bewegen, und im Haus fühlte sie sich oft eingeschlossen.
Bei Fällen und Aufgaben wie diesen hielt Maxine Wells die Praxis geschlossen. Zwar gab es Anrufer, die nach Öffnungszeiten fragten, und Carlotta konnte ihnen dazu nicht viel sagen. Sie vertröstete sie auf später.
Ihre Gedanken waren sowieso woanders. Sie dachte an Maxine und John. Beide waren unterwegs. Das Ziel war ihr bekannt. Sie wäre gern dorthin geflogen, aber sie dachte auch an das Risiko der Entdeckung, das ihr zu hoch erschien. So musste sie warten.
Dabei glich sie wirklich einem Tier, das man gefangen hatte. Sie ging im Haus hin und her, schaute des Öfteren aus dem Fenster, um nach den beiden zu sehen, dachte daran, auf das Dach zu fliegen und dort hocken zu bleiben, verwarf den Gedanken wieder und traute sich auch nicht, über Handy mit ihrer Ziehmutter Kontakt aufzunehmen. Momentan sah alles recht kompliziert aus und sie wusste nicht, wie es weitergehen sollte.
Dabei war sie scharf darauf, ebenfalls mitzumischen, aber dagegen würden Maxine und John etwas haben. So blieb ihr nichts weiter übrig, als die Außenseiterrolle zu spielen. Manchmal ließ sie ihre Blicke über die vordere Seite des Grundstücks schweifen, dann betrat sie wieder das geräumige Wohnzimmer, um die Rückseite unter Kontrolle zu halten.
Leer - alles war leer. Sie sah keinen Menschen und auch keine Spur von Maxine und John.
Dafür fiel ihr etwas anderes auf. Sie stand mal wieder vor dem breiten Fenster, als sie auf der Rasenfläche eine Bewegung sah. Zuerst glaubte sie an eine Täuschung, doch als sie zum zweiten Mal hinblickte, da war es schon deutlicher. Dort huschte etwas über den sattgrünen Rasen hinweg und verschwand auch nicht. Carlotta hielt den Atem an. Sie dachte an eine Erscheinung und dabei an eine bestimmte, denn sie hatte nicht vergessen, was ihr am vergangenen Abend widerfahren war. Da war ihr plötzlich wie aus dem Nichts diese Geisterfrau erschienen. Jetzt hatte sie das Gefühl, dass sich dieser Vorgang wiederholte.
Carlotta hielt den Atem an. Sie überlegte, ob sie in Deckung gehen sollte, um von dort alles zu beobachten, oder ob sie einfach stehen bleiben sollte. Sie entschied sich für die letzte Möglichkeit. So hatte sie die bessere Sicht. Sekunden später erhielt sie die Bestätigung. Staunend öffnete sie
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