1679 - Mandragoros Geisterfrau
ab, bei dem du nur verlieren kannst.«
»Nein, ich will gewinnen. Und du sollst es auch. Wir beide können uns einigen.«
»Wie denn?«
»Lass den Mann frei!«
»Nein, das kann ich nicht. Tabea hat ihn.«
»Dann sag es ihr!«
»Das will ich nicht. Ich mische mich nicht ein. Ich habe sie in meine Welt aufgenommen. Ich habe ihr ein gewaltiges Stück Natur überlassen, für das sie zu sorgen hat. Wer sie angreift, darf sich nicht wundern, dass er stirbt.«
»Und wenn ich es schaffe, die Männer von ihren Plänen abzubringen?«
Ich hörte das Lachen in meinem Kopf. »Willst du sie der Reihe nach töten?«
»Warum sollte ich das tun?«
»Weil du sie anders nicht davon abhalten kannst. So und nicht anders sieht es aus.«
»Man kann sie auch überzeugen.«
»Glaubst du das wirklich?«
Ich hatte den Spott in seiner Stimme nicht überhört und musste zugeben, dass es ungeheuer schwer sein würde.
»Eben, das weiß ich auch. Man hat es ja versucht. Frag deine Freundin Maxine. Sie wird dir sagen können, dass nichts geholfen hat. Diese Männer wollen den Golfplatz bauen, und sie werden erst davon abgehen, wenn sie nicht mehr am Leben sind.«
Ich hatte verstanden, hakte aber trotzdem nach. »Heißt das, dass alle sterben sollen?«
»Das hatte ich vorgesehen.«
»Warum alle?«
»Weil sich sonst nichts ändert. Halt du dich am besten aus diesem Spiel heraus, John. Lass uns besser nicht zu Feinden werden, das rate ich dir, und du kennst mich.«
Ja, aber nicht diese Frau! Ich sah nicht ein, dass ich zurücksteckte. Ich wollte mehr wissen. Wer sie war, woher sie kam und danach fragte ich Mandragora auch, wobei ich noch immer mit einer Person sprach, die ich selbst nicht sah.
»Sie hat sich auf meine Seite gestellt.«
»Das weiß ich. Aber sie ist kein Mensch - oder?«
»Sie war ein Mensch.«
»Und weiter?«
»Sie hat zu mir gefunden.«
»Das weiß ich auch, aber…«
»Es gibt kein Aber mehr, John Sinclair, das muss reichen. Denk immer daran, dass diese Umgebung und diese Umwelt so bleiben muss, wie sie ist. Wenn nicht, dann…«
Er ließ die weiteren Worte unausgesprochen, aber ich wusste, was dahintersteckte. Dieser Umwelt-Dämon zeigte keine Gnade, wenn es darum ging, seinen Willen durchzusetzen. Es war durch die Menschen schon zu viel Natur zerstört worden. Er konnte nicht überall auf der Welt sein und suchte sich immer bestimmte Gebiete aus. Aber es war in den letzten Jahren zwischen uns schon öfter zu Treffen gekommen und bisher hatten wir uns immer auf einen Kompromiss einigen können. War das nun vorbei?
Meiner Ansicht nach wäre das schlimm gewesen, denn auf diese Kompromisse hatte ich mir stets etwas eingebildet.
Ich kniete auch weiterhin, und als ich das rechte Bein bewegte, war es wieder frei. Keine Schlingpflanze oder weicher und biegsamer Ast umklammerte mehr meinen Knöchel.
Normal stand ich auf - und sah Maxine Wells starr wie eine Statue vor mir stehen…
***
Sie sah mich an und hob die Schultern. Eine Geste, die alles sagte und die auch von mir hätte stammen können, denn wir waren beide ratlos und mussten uns eigentlich als Verlierer fühlen.
»Du hast sie auch nicht aufhalten können, John.«
»Leider.«
»Soll ich fragen, wo sie steckt?«
»Das kannst du. Eine Antwort kann ich dir aber nicht geben.«
Maxine nickte schwach. »Dann haben wir wohl verloren.«
»Nein, nein, Max, so schnell gebe ich nicht auf. Ich werde versuchen, dass sie ihre Pläne nicht durchsetzen.«
Ihre Augen weiteten sich. »Dann willst du dich mit so mächtigen Feinden anlegen?«
Sie sprach schnell weiter und auf ihren Wangen erschienen rote Flecken. »Ich habe dich noch knien sehen, da war die Geisterfrau mit ihrer Geisel bereits verschwunden. Und du bist mir vorgekommen wie jemand, der mit einer anderen Person in Kontakt steht, ohne dass diese Person sichtbar gewesen ist. Stimmt das? Oder liege ich da falsch?«
»Nein, das liegst du nicht.«
»Dann - dann hat sich jemand bei dir gemeldet?«, flüsterte sie mir zu.
»Ja.«
»War er das?«
Maxine hatte den Namen nicht ausgesprochen, das übernahm ich an ihrer Stelle.
»Ja, es ist Mandragora gewesen. Und diese Tabea sehe ich als seine Geisterfrau an. Sie befindet sich auf seiner Linie. Sie wird alles tun, was er von ihr verlangt. Deshalb können wir von ihr keine Unterstützung erwarten.«
Die Tierärztin war nicht überrascht, denn sie sagte: »Das kann ich mir vorstellen.«
»Du hast sie ja auch gesehen, Max. Ist sie dir bekannt
Weitere Kostenlose Bücher