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168 - Das fremde Leben

168 - Das fremde Leben

Titel: 168 - Das fremde Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziebula
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sowieso alles, was auch du weißt…
    Gilam'esh tauchte unter und schwamm in die Mitte des Stroms bis auf seinen fünfzehn Meter tiefen Grund. Dort weideten die Reitfische der Ditrydree im Schlamm und in den Seegrasfeldern, denn dort war die Strömung am schwächsten.
    Auf Drax' ironische Bemerkung reagierte er nicht. Diesmal spielte Matt auf den Eid an, den der damals knapp sechzehn Jahre alte Hydree kurz nach seiner Initiation leisten musste.
    Treuherzig hatte er die Botschaft der Ikairydree ausgerichtet –Mars-Rotgrund verliert seine Atmosphäre, die Tage der Hydree sind gezählt –, und der Ratsvorsitzende verbot ihm, jemals wieder darüber zu sprechen und ließ ihn Geheimhaltung schwören. Gilam'eshs Erzeuger und sein damaliger Lehrer und heutiger Berater Kazar'bal waren dabei gewesen.
    Dann höre Klartext, Kriegsmeister. Die ganze Erbitterung, die ihn angesichts der gnadenlosen Schlächterei gepackt hatte, legte Matt in seine Gedanken. Die Ikairydree drohen unterzugehen und du tust, was du kannst, um an ihrer Rettung mitzuwirken. Bis zum Äußersten gehst du, nicht einmal vor einem Massaker scheust du zurück…
    »Das würden die Ikairydree auch für uns Ditrydree tun.«
    Gilam'esh kletterte in das bionetische Cockpitimplantat hinter dem wuchtigen Schädel seines Dickzahn-Wulrochs. »Und zu den so genannten Massakern nur das Eine: Hast du geschlafen, als wir die verwüsteten Städte und die vielen Toten gefunden haben? Und jetzt lass mich in Ruhe damit!«
    Ich wiederhole: Die Ikairydree gehen unter und du gehst bis zum Äußersten, um sie zu retten. Gleichzeitig geht dein geliebter Rotgrund unter und du tust – nichts…
    »Lass mich!«
    Eure Atemluft verflüchtigt sich ins All! Ein paar Dutzend Jahre, vielleicht noch ein paar Hundert, und die Ikairydree werden sowieso aussterben, und dein Volk mit ihnen! Aber du verdrängst das einfach, machst weiter, als hättest du die Wahrheit nie gehört…
    »Man muss das Schicksal annehmen, das die Schöpfer einem auferlegen…«
    Schicksal? Blödsinn! Dummheit nenn ich das! Lethargie!
    »Wenn Rotgrund untergeht, geht er unter. Wer wollte etwas dagegen tun? Wer könnte etwas dagegen tun?«
    Es gibt einen Weg, dem so genannten Schicksal zu entgehen!
    Ich habe ihn mit eigenen Augen gesehen! Du musst ihn nur suchen, dann findest du ihn! Ich werde dir helfen!
    »Du redest Unsinn! Wie ein berauschter Schöpfer kommst du mir vor, Maddrax…!« Der Schwarmmeister und der Tiermeister tauchten in der Nähe vorbei. Gilam'esh winkte sie zu sich.
    Die Katastrophe ist unausweichlich, das ist wahr. Aber es gibt einen Weg der Rettung! Wenn es diesen Weg nicht gäbe, hätte ich niemals in deine Zeit und in deinen gottverdammten Dickschädel stürzen können…!
    »Lass mich endlich in Ruhe. Ich muss mich um meine Schwärme kümmern.« Der Kriegsmeister wandte sich seinen beiden Führern zu und begann mit ihnen zu sprechen.
    Matt spürte, wie die Grenzen zum Bewusstsein des Anderen sich schlossen. Gilam'esh machte seinen Geist hart und undurchdringlich. Einmal mehr gab der Menschengeist auf.
    Irgendwann, das wusste er, würde er auf offenere Ohren stoßen. Denn irgendwann würde die Luft knapp werden in den Meeren und an Land. Aber vielleicht war es bis dahin zu spät.
    Oder konnte es gar nicht zu spät werden? Immerhin war er den Nachkommen der Hydree, den Hydriten, auf der Erde begegnet. Konnte er das als Zeichen werten, dass hier noch lange nicht das letzte Wort über einen Rettungsweg aus der drohenden Katastrophe gesprochen war? Matthew Drax war unsicher. Abwarten, etwas anderes blieb ihm nicht übrig.
    Ein paar Stunden später ließ Gilam'esh seine zwölf Schwärme in Keilformation stromabwärts schwimmen. Den befreiten Gebärern hatte er zwölf Reitfische aus dem Beutegut der Patrydree zugeteilt. Sie waren sowieso Eigentum ihrer Stadt. Der Kriegsmeister wies den Befreiten den Platz hinter sich zwischen den Spitzen der Keilformation.
    Bald schwamm der Kriegstross Gilam'eshs ins offene Meer hinaus. Sie tauchten eine weite Schleife um die Insel und nahmen Kurs nach Süden.
    Drei Tage später, gegen Abend, schlossen sich ihnen sechs Ditrydree auf drei kleinen, besonders schnellen Thurainas an.
    Es waren Boten von den vereinigten Hauptstreitschwärmen der Ditrydree. Der Erste Kriegsmeister Ulik'suta persönlich hatte sie geschickt. Sie brachten schlechte Nachrichten…
    ***
    »Ackh'man, der Schwarze, hat sich zurückgezogen.« Gilam'esh hatte zwei der Boten zu sich in die

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