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168 - Das fremde Leben

168 - Das fremde Leben

Titel: 168 - Das fremde Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziebula
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Fall in den Rücken eines überraschten Gegners führen können.
    Gilam'esh nickte und flüsterte Befehle nach links und rechts.
    Kurz darauf schlich Ramyd'sam an der Spitze von hundertachtzig Kriegern davon. Entlang der Hänge würde er mit seinen drei Schwärmen das feindliche Lager umgehen, den Fluss überqueren, der beim Lager in den Strom mündete, und die Patrydree vom anderen Ufer aus angreifen.
    Ein Kundschafter kehrte zurück, er machte einen erregten Eindruck. »Sie töten alle Halbwüchsigen.« Seine Stimme zitterte vor Abscheu.
    »Und die Gebärer?« Gilam'esh sprach sehr leise.
    Der Kundschafter antwortete nicht gleich, sah seinen Kriegsmeister nur aus schmalen Augen an. »Die Barbaren sind sehr ausgelassen«, sagte er schließlich. »Sie verlassen sich auf ihre Wachen. Mit Feinden hier auf Insel rechnen sie nicht. Die ersten haben sich schon im Uferschlamm eingegraben, um zu schlafen.«
    »Haben sie Harpunen dabei?«
    »Ja. Aber viele können es nicht sein, wir konnten nur drei entdecken.«
    Gilam'esh nickte. Er nahm seinen Kombacter, schaltete ihn in den Kommunikationsmodus und drückte ihn an seine Stirn.
    Mit geschlossenen Augen sandte er Manil'bud und Ramyd'sam den mentalen Befehl, die Reitwulrochs der Patrydree anzugreifen. Er wartete auf die Bestätigung. Als er sie empfangen hatte, richtete er sich auf den Knien auf und gab seinen Kriegern das Zeichen zum Angriff.
    ***
    Geduckt, mit gezücktem Kombacter und im Laufschritt näherten sie sich dem Lager der Patrydree. Noch hundertfünfzig, höchstens zweihundert Längen trennten sie vom ersten Feuer, fünfhundert von den Dunstschleiern über den Wassern.
    »Jetzt!«, zischte Gilam'esh dem Tiermeister zu. »Und nur ein einziger Angriff!«
    »Ich habe verstanden, Kriegsmeister«, keuchte der andere.
    Die Feuer waren heruntergebrannt, nur noch Glut leuchtete.
    Darüber sah man die Gebeine der Gefangenen an metallenen Stäben hängen. Gilam'eshs Herz krampfte sich zusammen.
    Die Patrydree hockten an den Feuerstellen, aßen, tranken und lachten. Manche hatten sich im Gras zum Schlafen ausgestreckt, andere trollten sich Richtung Flussufer. Aus den Dunstschwaden über dem Strom drangen die gequälten Schreie der Ikairydreemütter. Noch hatte niemand im Lager Notiz von den Angreifern genommen. Das würde sich jeden Moment ändern.
    Starker Wind fegte von hinten über Gilam'esh und seine hundertachtzig Ditrydree-Krieger. Bis zum Boden bogen sich Gras und Gestrüpp. Staubwolken stiegen auf, Warnrufe aus dem Feindeslager wurden laut. Zwei riesige Schatten glitten über die Angreifer hinweg.
    Die Tolots griffen an.
    Dreizehn Längen Spannweite maß der kleinere von Schwingenspitze zu Schwingenspitze, achtzehn der andere.
    Luftwirbel und eine Staubwolke rauschten hinter ihnen her ins Lager der Patrydree hinein. Überall sah Gilam'esh die Schatten der Feinde von den Feuern aufspringen. Mitten im Lager erst senkten die Mammutfische sich herab, schnappten nach quastenschuppigen Barbaren und trugen drei von ihnen als Beute davon.
    Sie würden nicht zurückkehren. Gilam'esh hatte dem Tiermeister befohlen, sie fortzuschicken. Er fürchtete, dass sie in Kampfgetümmel und Finsternis Krieger seiner eigenen Schwärme angreifen könnten. Das Entsetzen, das sie jetzt hinterließen, musste ausreichen.
    Noch hundert Schritte bis zur ersten Feuerstelle. Innerhalb weniger Augenblicke flammten jenseits des Lagers an der Flussmündung und am Ufer des Stroms über hundert Lichter auf. Wieder ging ein Aufschrei durch die Menge der Quastenschuppigen. Schon gellten aufgeregte Befehle durch das Lager. An sämtlichen Feuerstellen sprangen sie jetzt auf und griffen zu Äxten und Spießen. Da und dort rotteten sich kleinere Gruppen von Patrydree zusammen und stürmten den Lichtern von Ramyd'sams Kriegern entgegen. Nicht einer der Barbaren bemerkte die Gefahr in seinem Rücken.
    Im Laufen spähte Gilam'esh nach rechts, wo drei- oder vierhundert Längen weiter der Strom sich dem Meer entgegenwälzte. Das Klagen der gequälten Mütter war verstummt. Doch noch lauerten die fünf Schwärme unter Manil'bud und Kazar'bal verborgen in den Fluten. Sie sollten erst angreifen, wenn die ersten Patrydree vergeblich nach ihren Reitwulrochs pfeifen würden. Ob sie die Lup'haydros und die Wallbrecher schon getötet hatten?
    Von der Flussmündung her hörte man nun Angst- und Schmerzensschreie. Die Seeschlangenschwärme griffen die Patrydree an, die sich bereits im Uferschlamm zum Schlafen

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