Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
168 - Das fremde Leben

168 - Das fremde Leben

Titel: 168 - Das fremde Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziebula
Vom Netzwerk:
zusammengerollt hatten. Oder waren das schon die Schreie der ersten Barbaren, die ins Wasser gesprungen waren, um zum anderen Ufer zu flüchten, wo sie zwangsläufig ins Kombacterfeuer der Schwärme Ramyd'sams laufen mussten?
    »Schick die Seeschlangen weg!«, rief der Kriegsmeister.
    Auch sie würden kaum zwischen Ditrydree und Patrydree unterscheiden, wenn Ramyd'sam seine Krieger durch den Fluss ins Lager herüberführte. Gilam'eshs Tiermeister bestätigte und gab die Botschaft an die Tiersänger weiter.
    Gilam'esh gab sich jetzt keine Mühe mehr, geräuschlos zu laufen. Hoch aufgerichtet stürmte er am ersten Feuer vorbei.
    Sein Blick fiel auf einen Oberschenkelknochen über der Glut.
    Verkohlte Sehnen und Fleischfetzen hingen von ihm herab.
    Neben der Feuerstelle entdeckte er einen Haufen aus blutiger Schuppenhaut. Wie Brandhitze schoss der Hass aus seiner Brust in seinen Schädel. Er stimmte das Kampfgeschrei der Ditrydree an.
    Augenblicklich fielen seine Krieger mit ein. Ein Pfeifen, Fauchen und Heulen wie von tausend Peitschenhieben gellte über Lagerplatz und Ufer. Der Kriegsmeister streckte seinen Kombacter nach drei Quastenschuppigen aus, die am nächsten Feuer nach ihren Waffen suchten. Auch dort hing der Teil eines Skeletts in die Glut. Die vollgefressenen Patrydree torkelten, als wären sie eben erst aus dem Schlaf hochgefahren.
    Blitze zuckten krachend durch die feuchte Luft, zwei der Barbaren stürzten neben die Feuerstelle. Mit verkrampften Gliedern wälzten sie sich auf dem Boden.
    Es war, wie der Maddrax-Geist es angekündigt hatte: Gilam'esh fiel einem völlig überrumpelten Gegner mit drei Schwärmen in den Rücken. Im Blitzgewitter der Kombacter erst fuhren die hinteren Gruppen der Patrydree herum und erstarrten, als sie das Ausmaß des Unheils erfassten, das von der Hügelkette her aus der Finsternis über sie hereinbrach. Zu Dutzenden brachen sie von Energieladungen getroffen zusammen.
    Bei jedem Getroffenen blieben Gilam'eshs Krieger stehen: Wen der Treffer nicht schon getötet hatte, tötete spätestens jetzt eine gezielte Ladung ins Herz. Die grausam verwüsteten Ozeanstädte der Ikairydree und die Skelettteile der Verschleppten vor Augen, hatte der Kriegsmeister den Befehl gegeben, keine Gefangenen zu machen.
    Gott im Himmel, was für eine Schlachterei, stöhnte die Maddrax-Stimme in Gilam'eshs Schädel. Gilam'esh versuchte sie zu ignorieren.
    Ein Ruck ging durch die ungeordneten Reihen der Westbarbaren. Ihr Sturm ans Ufer und in den Fluss geriet ins Stocken. Gilam'esh sah Hunderte von Blitzen durch die Dunstschleier über der Flussmündung blitzen. Die ersten Rotten der Patrydree waren also auf Ramyd'sams Schwärme gestoßen. Mitten in der Flussmündung empfingen die Ditrydree-Krieger des Schwarmmeisters die Quastenschuppigen mit den Energieklingen ihrer Kombacter oder beschossen sie mit Blitzen. Nur ganz wenige der Barbaren behielten einen klaren Kopf und schleuderten ihre Wurfspieße oder legten ihre Harpunen an.
    Angesichts der vielen Toten, die von Seeschlangen oder Kombacterblitzen getötet im Wasser schaukelten, wandten sich die meisten Patrydree, die schon in den Fluss gesprungen waren, wieder dem Ufer zu. Schreiend suchten sie ihr Heil in der Flucht. Viele warfen sogar ihre Äxte, Spieße und Harpunen ins Wasser. Die Rotten, die hinter ihnen gerade die Böschung hinunter liefen, rissen sie mit sich oder überrannten sie einfach.
    Unter den Quastenschuppigen brach Panik aus. Ihre chaotischen Reihen, ihre großen und kleinen Rotten, die noch aus dem gesamten Lager zum Fluss eilten, lösten sich unter dem Ansturm und dem Angstgebrüll der Flüchtenden auf und wandten sich ebenfalls zur Flucht, die einen in Richtung Strom, die anderen zur Hügelkette vor dem Küstenwald.
    Diese Fluchtbewegung hielt nicht lange an: Nach wenigen Längen brach sie mitten im Lager unter dem Strahlengewitter von Gilam'eshs Schwärmen zusammen. Das Kampfgeschrei der Ditrydree war nun allgegenwärtig. Wer immer unter den Patrydree noch seine Beine benutzen konnte, floh zum Strom, sprang in die Wogen und stieß Lockrufe aus, um seinen Pelz-Wulroch oder einen Kampffisch herbeizurufen – und sah sich von einem Atemzug zum anderen von den Schwärmen Manil'buds und Kazar'bals eingekesselt.
    Welcher Patrydree nicht in der Flussmündung starb, starb zwischen den Feuerstellen, und wer nicht zwischen den Feuerstellen starb, starb im Uferwasser des Stromes…
    ***
    Zu Beginn des neuen Tages – zu »Lichtbeginn«, wie

Weitere Kostenlose Bücher