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168 - Das fremde Leben

168 - Das fremde Leben

Titel: 168 - Das fremde Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziebula
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betrachtete das Sichtfeld für die Fernortung. »Die ersten Schwärme der Verteidiger stehen nur zweitausend Längen dahinter.«
    »Kriegsmeister ruft Eskorte.«
    Gilam'esh murmelte undeutlich, während er mentalen Kontakt zum Scharführer der Krieger auf den Schildpanzerfischen aufnahm. »Höchste Wachsamkeit! Sie werden Lup'haydros zu uns herunter schicken…«
    Wenige Augenblicke schrie Gilam'eshs Berater auf. »Da!«
    Kazar'bal deutete auf den Schirm für die Wärmetaster: Ein großer Körper schoss heran.
    Gilam'esh packte die Waffenhörner, ein Netz aus Blitzen raste durch die Finsternis, und in seinem gleißenden Licht sahen sie den Schädel eines Lup'haydro zerplatzen. Schon raste der zweite Stirnhornfisch heran, ein dritter folgte, ein vierter und ein fünfter, und dann hörte Matt Drax auf zu zählen.
    Blitze erhellten den Meeresgrund und rissen Konturen riesiger Körper aus der Finsternis. Zwei Lup'haydros trudelten getroffen dahin, woher sie gekommen waren. Drei sanken durchbohrt von Bullentöterbolzen in die Seegrasfelder, zuckten und schlugen um sich und rissen breite Breschen in die Unterwasserlandschaft.
    Mindestens drei tauchten plötzlich in unmittelbarer Nähe des Dickzahn-Wulrochs auf. Der mittlere rammte einen der Schildpanzerfische und schleuderte ihn samt Besatzung in den Schlammgrund, bevor Bullentötergeschosse ihn trafen.
    In den Lichtspiegelungen rotierte plötzlich ein Schildpanzersplitter heran, groß wie ein Kinderkopf. Das Stirnhorn des Kampffisches hatte ihn aus dem Fischpanzerrücken gebrochen.
    Weder Kazar'bal, noch Gilam'esh schienen das heranrasende Geschoss zu bemerken.
    Die Hände an den Hebeln, hatte Gilam'esh nur Augen für die Zieloptik. Und plötzlich war es, als rutschte Matthew Drax vom Hydreeschädel aus in den gesamten Hydreekörper hinein.
    Er duckte sich, fühlte die Wasserschleppe über seinem Scheitelkamm schäumen, die das rotierende Panzertrümmerstück hinter sich her riss, und zog zugleich an den Waffenhörnern. Ein Netz aus Blitzen breitete sich rechts und links des Wulrochbullen aus. Und im nächsten Moment entglitt ihm die Kontrolle des fremden Körpers schon wieder und er fand sich in den Schädel des Hydree eingeschlossen.
    Das Trümmerstück hatte zwei Löcher in die Steuerzellenmembran gerissen. Eines beim Eintritt, eines beim Austritt.
    Der Kriegsmeister machte da weiter, wo Matthew Drax aufgehört hatte. Als wäre nichts geschehen jagte Gilam'esh eine Blitznetzsalve nach der anderen gegen die antauchenden Stirnhornriesen. Zwei, vielleicht auch drei Kampffische erwischte Gilam'esh mit seinem Großkombacter, einer jedoch schlitzte mit seinem Stirnhorn die Flanke des Wulrochbullen rechts neben der Steuerzelle auf, bevor er starb. Die Bullentöter der Eskorte erwischten einen Kampffisch nach dem anderen.
    Nur noch knapp zweihundert Längen war der Korallenbaumwaldrand entfernt, doch der Wulrochbulle schwamm immer langsamer. Sein aufgeschlitzter Körper zuckte und zog eine Wolke von Blut hinter sich her. Seine hohen Schmerzenspfiffe gellten Gilam'esh und Kazar'bal in den Ohren.
    »Hinter uns!« Brüllend fuhr Gilam'eshs Berater herum. Die Konturen eines Lup'haydro schälten sich rasch aus der Finsternis. Der Mammutfisch trieb sein Stirnhorn knapp hinter der Steuerzelle in den Rücken des Wulrochbullen. Das Transporttier bäumte sich auf, drehte sich ein paar Mal um seine Längsachse und stieg dann steil nach oben.
    Raus! Matthew Drax glaubte zu schreien, aber wie denn? Er hatte ja keinen Mund! Seine Gedanken und Gefühle waren es, die schrien. Raus hier, oder wir sterben…
    Er dachte: Wir. Nicht: Du stirbst, sondern Wir sterben. Er registrierte es beiläufig.
    Die Kuppelmembran über Kazar'bal und Gilam'esh öffnete sich. »Raus hier!« Gilam'esh stieß sich ab und schoss in die Finsternis. Drax war unsicher, wer jetzt geschrien hatte: er oder sein Wirt. Er hätte schwören können, dass er selbst die Membran geöffnet hatte, und dass es seine Beine waren, mit denen er sich abgestoßen hatte. Er blickte zurück, fand sich inmitten aufgeschäumten Wassers und lauter Wirbeln. Es war stockdunkel, er hörte Kazar'bal schreien, und ohne seinen alten Lehrer und Berater zu sehen, wusste Gilam'esh, dass die Schwanzflosse des noch immer zuckenden Riesenfisches ihn getroffen hatte.
    Ein zweiter Lup'haydro bohrte sein Schädelhorn an der Stelle in den Leib des schon sterbenden Dickzahn-Wulrochbullen, an der das Bionetik-Implantat der Steuerzelle sich knapp hinter dem

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