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168 - Das fremde Leben

168 - Das fremde Leben

Titel: 168 - Das fremde Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziebula
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hat einfach zu viele Unfälle gegeben.« Er deutete auf den Quastenschuppigen.
    »Sieh ihn dir an, junger Kriegsmeister.«
    Der Patrydree wimmerte nur noch. Er kam Gilam'esh kleiner vor, seine Schuppenquasten waren nicht mehr schwarzbraun, sondern schmutzig grau, sein Scheitelkamm schlaff und farblos. Er war um viele Umläufe gealtert. Mit einer einzigen Handbewegung riss Leg'wanot das Lederseil aus dem Netz. Auch das bionetische Material des Netzes schien Gilam'esh ausgebleicht und nachgiebiger zu sein. Das Lederseil war auf einem kurzen, körpernahen Stück vollkommen spröde und rissig.
    »Die Gaswolke dort unten ist ein Gemisch aus Kupferoxid, Wasserstoff und Helium.« Während die Ditrydreekrieger den dritten Gefangenen an einem Lederseil befestigten, deutete Leg'wanot auf die rote Wolke über der Plattform. »Die Fusionsprozesse darin liefern die nötige Energie…«
    »Nicht…!« Gilam'esh stieß sich ab und schwamm zu dem Gefangenen, um ihn festzuhalten. Zu spät – die beiden Ditrydreekrieger hatten ihn schon in den Rand des Tunnelfelds gestoßen. Als er das Seil greifen wollte, schwamm Leg'wanot zwischen ihn und die beiden Krieger.
    »Er sollte dir nicht Leid tun, junger Gilam'esh.«
    Augenblicke später holten sie ein Skelett ein, an dem ein Netz baumelte. Ein paar Schuppenquasten rutschten aus dem Netz und trieben über der Plattform im Wasser…
    ***
    Gleich zu Beginn der nächsten Finsternis brach Ulik'suta, der Erste Kriegsmeister, mit zweihundert Schwärmen nach Nordwesten auf. Der Rat der Kriegsmeister hatte beschlossen, die Patrydree zu verfolgen und so lange zu bekämpfen, bis sie kapitulierten und ihre Ausrottungspläne widerriefen.
    Die andere Hälfte der vereinigten Ditrydree-Streitschwärme blieb zunächst in der Umgebung der letzten Stadt der Ikairydree.
    Die Belagerung und vor allem die Entscheidungsschlacht hatte das Meer mit unzähligen verwesenden Leichen und Kadavern verseucht. Nach dreißig Lichtern erst verbrannten sie die letzten Toten auf dem Trockenrotgrund. Die Aufräumungsarbeiten in der Hauptstadt der Ikairydree waren schon zuvor abgeschlossen worden.
    In einer feierlichen Zeremonie wurden die Schwärme der Ditrydree verabschiedet. Allein Mosh'oyot blieb mit fünfzig Schutzschwärmen in Ikairy'danut zurück. Die Räte der Silberschuppigen hatten darum gebeten.
    Unterwegs teilten sich die Schwärme nach und nach. Ein Teil der Streitmacht, etwa neunzig Schwärme, schwammen nach Nordwesten, um unter dem Großen Ulik'suta die Patrydree endgültig in die Knie zu zwingen. Die anderen kehrten heim in ihre Ozeanstädte.
    Auch Gilam'esh und die ihm verbliebenen neun Schwärme wandten sich nach Nordwesten. Allerdings nicht, um sich mit Ulik'sutas Streitmacht zu vereinigen. Über einen Umweg wollte Gilam'esh seine Krieger zurück in ihre Heimatstadt Tarb'lhasot führen. Sein Ziel zuvor jedoch war die Forschungsstation im Küstengebirge des Westkontinents.
    Ganz freiwillig hatte er es nicht gewählt. Neun Silberschuppige reisten mit ihm, unter ihnen Wanil'ama und Leg'wanot. Der Hochrat hatte Gilam'esh im Namen der Ikairydree aufgefordert, ihn zur Gebirgsstation zu begleiten.
    Und noch einer bedrängte ihn: Matthew Drax.
    Seit der Geist des Mannes aus der Zukunft die Tunnelfeldwaffe gesehen hatte, ließ er seinem Wirt keine Ruhe mehr. Sprich mit Leg'wanot, lass dir die Maschinenblöcke erklären! Frag ihn, ob sie je versucht haben, das Tunnelfeld räumlich und zeitlich zu justieren! – mit solchen und ähnlichen Forderungen belagerte er Gilam'eshs Gedanken. Und siehe da – der Widerstand des Hydree bröckelte.
    Während der langen Unterwasserreise zum Westkontinent blieb viel Zeit für Gespräche. Gilam'esh ließ sich die Tunnelfeldanlage erklären. »Die rote Fusionswolke wird von einer Membran zusammengehalten«, sagte Wanil'ama. »Die ist transparent, deswegen konntest du sie nicht sehen, Gilam'esh.«
    Sie tauchten auf einer unregelmäßig geformten Plattform, die von einem zahmen Südmeer-Wulroch gezogen wurde.
    Diese Wulrochart wurde bis zu dreißig Längen groß; also etwa sechsunddreißig Meter. Bionetische Wohnkuppeln wölbten sich auf der Oberfläche der Plattform, an ihren Seiten hingen quallenartige Gebilde, mit deren Hilfe sie sich notfalls auch allein fortbewegen konnte, und an ihrer Unterseite war eine jener Röhren befestigt, mit denen man elektrische Barrieren erzeugen konnte.
    »Das Tunnelfeld selbst ist mit unseren bisherigen physikalischen Vorstellungen nicht wirklich zu

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