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168 - Das fremde Leben

168 - Das fremde Leben

Titel: 168 - Das fremde Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziebula
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Säulen, sie zerstören… ich meine: sie brechen das Raum-Zeit-Gefüge auf?«
    »Nenne es, wie du willst.«
    Eine Zeitlang schwiegen beide. Gilam'esh versuchte Ordnung in seine Gedanken zu bringen. Über den Maschinenblöcken schwammen acht Ditrydree. Er registrierte es nur beiläufig. »Das kann ich nicht glauben!«, sagte er schließlich.
    »Du kannst es nicht glauben?« Leg'wanot öffnete die Augen und stemmte sich aus dem Sessel. »Er kann es nicht glauben, hörst du, Wanil'ama?«
    Die Erste Forscherin von Quirb'an'mazut trieb zusammengekauert knapp über dem Boden und antwortete nicht.
    Leg'wanot hob den Kopf. »Drei Gefangene!«, rief er.
    »Bringt mir drei Gefangene!« Er stieß sich ab und schwamm zu einem der Maschinenblöcke hinauf. Gilam'esh folgte ihm.
    Er empfing eine mentale Warnung des Hochrates. Sie galt Mosh'oyot. Der Kriegsmeister von Dibr'dryn befehligte die Bergung der Toten außerhalb der Stadtkuppel. Leg'wanot forderte ihn auf, alle Schwärme aus einem hundert Längen durchmessenden Bereich direkt über der Kuppel abzuziehen.
    Gilam'esh staunte über die Kraft und die Klarheit seiner Gedanken.
    Auf der anderen Seite des Maschinenblockkreises wurde Geschrei und Gestöhne laut.
    Acht Ditrydree-Krieger schwammen heran. Sie schleppten das Netz mit den Gefangenen hinter sich her. »Schalte die Anlage ein, Wanil'ama.«
    Während unter ihnen die Erste Forscherin sich aufraffte und zu einer kleinen Armaturenmembran am Rande der runden Plattform vor den Sesseln schwamm, wandte Leg'wanot sich an Gilam'esh. »Du weißt, wie wir über Waffen und Gewalt denken, junger Kriegsmeister. Und diese Anlage ist im Grunde auch keine Waffe.« Mit Gesten forderte er die Ditrydree-Krieger auf, drei Gefangenen aus dem Netz zu holen. »Sie ist eher ein Abfallprodukt unserer Forschung. Als wir uns vor vierzig Jahren auf Trockenrotgrund trafen, habe wir dir vom schleichenden Untergang des Rotgrunds berichtet. Du hast meine Botschaft nicht weitergegeben, wolltest auch später bei deinem Besuch in Quirb'an'mazut nicht mehr über das Thema reden. Wir aber haben Forschungen betrieben und diese Anlage entwickelt…«
    Gilam'esh verschlug es die Sprache. Er spürte eine Spannung in seinem Hirn, die ihm geradezu Schmerzen bereitete. Der Maddrax-Geist war hellwach. Es war, als würde seine Gegenwart durch alle Hirnwindungen strömen.
    Der Maschinenblock summte. Unten, über der Plattform, schwebte plötzlich eine rötliche Wolke, und über ihr entstand ein flimmerndes Feld. Im Kuppelzenit öffnete sich eine Rundluke. Aus dem Flimmerfeld wuchs eine flimmernde Säule. War sie aus siedendem Wasser? Aus Plasma? Gilam'esh konnte es nicht erkennen. Die Flimmersäule bohrte sich aus der Kuppel ins Meer über ihr.
    Sie zerrten einen von Kopf bis Fuß in bionetische Netzmaschen eingesponnenen Patrydree an den Rand des Maschinenblocks. Der Hochrat rief den Ditrydree-Kriegern Befehle zu. Zwei von ihnen nahmen den Gefangenen in ihre Mitte, schwammen ein Stück auf die flimmernde Säule zu und stießen ihn zu ihr hin. Er trieb schreiend in das säulenförmige Feld – und verschwand samt seiner Fesseln so spurlos, als hätte es ihn nie gegeben.
    »Wir nennen das Dystempkalisation«, erklärte der Hochrat in größter Ruhe. »Nach meiner Theorie versetzt das Tunnelfeld die von ihm erfassten Objekte nicht nur eine andere Zeit, sondern auch an einen anderen Ort.« Fassungslos starrte Gilam'esh in den leeren Strahl.
    Einem zweiten Gefangenen befestigten sie ein Tau aus geflochtenem Fischleder im Fesselnetz.
    »Die Zeit zu tunneln ist schwer«, sagte Leg'wanot. »Ein Glanzstück unserer Forschung. Wollten wir die Dimension Zeit räumlich beschreiben, müssten wir uns eine unregelmäßige verlaufende und vielfach verschlungene Spirale vorstellen…«
    Wieder stießen die Ditrydreekrieger den Gefangenen in Richtung des flimmernden Säulenfeldes. Auf ein Handzeichen des Ikairydree hin strafften sie das Ledertau. Der ins Fesselnetz gewickelte Patrydree wand sich und schrie. Er trieb etwa eine Handbreite vor dem Säulenstrahl im Wasser.
    »… es ist schon kompliziert genug, einen Weg durch diese Spirale zu bahnen, viel schwerer jedoch ist es, diesen Weg auszutarieren. Mit anderen Worten: Wir können das Tunnelfeld nicht wirklich beherrschen …«
    Das Geschrei des Gefangenen wurde leiser, seine Bewegungen schwächer. Mit einer Geste befahl Leg'wanot, in zurück auf den Maschinenblock zu ziehen. »Wir haben das Projekt vor sechs Umläufen gestoppt. Es

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