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168 - Das fremde Leben

168 - Das fremde Leben

Titel: 168 - Das fremde Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziebula
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bionetischen Kunstfasern an den mächtigen Stoßzähnen des Wulrochs befestigt. Unruhig tänzelten die vier Blutfische vor dem Wulrochbullen auf und ab. Sie führten die Keilformation auf geradem Weg zu der Inselkette vor dem größten der drei Südkontinente. Kurz nach Hochlicht erreichten sie die Mündung des größten Stromes der Hauptinsel.
    Auf dem Grund des Mündungsbereichs ließ Gilam'esh lagern und auf den dritten Schwarm warten. Er sandte sechs Kundschafter auf sechs Iqual'schils den Strom hinauf.
    ***
    »Was tun sie auf der Insel?« Allein schwamm Gilam'esh von Schwarm zu Schwarm, um nach seinen Kriegern zu sehen. Der Dritte Schwarm war inzwischen wieder dazu gestoßen. Auch einer der Kundschafter war schon zurückgekehrt und hatte bestätigt, was alle ahnten: Die mörderische Kriegsrotte der Patrydree hatte sich auf die Hauptinsel zurückgezogen.
    »Unterhalten sie einen Stützpunkt hier?«
    Wenn er allein war und im mentalen Kontakt zum Maddrax-Geist stand, murmelte Gilam'esh gern. Natürlich hatten die Ditrydree das im Laufe der Umläufe gemerkt. Seine vermeintlichen Monologe waren mittlerweile sprichwörtlich.
    Viele hielten das für die Marotte eines Genies. An die Zeiten, in denen man ihn deswegen verspottete, erinnerte sich kaum noch jemand. Gilam'esh am allerwenigsten.
    »Oder vereinigen sie sich hier schon mit anderen Rotten?«
    Möglich, raunte die Stimme des anderen in seinem Geist.
    Sie sind ja aus allen Himmelsrichtungen nach Süden unterwegs. Sie werden sich ausruhen und an den geraubten Waffen trainieren, und sie werden sich ihrer noch lebenden Beute widmen.
    Der Gedanke an die verschleppten Gebärer und Halbwüchsigen machte Gilam'esh zornig.
    Sein sonst türkisfarbener Schädelkamm färbte sich blau und orange.
    »Gründe genug, sie so schnell wie möglich anzugreifen.«
    So ist es.
    Gilam'esh ließ sich zwischen die Reitfische des Siebten Schwarms sinken. Bald umringten ihn sechzig Krieger. Er erkundigte sich nach ihrem Befinden. Ein Sprecher trug ihm einen Konflikt zwischen dem Schwarmführer und einer Gruppe von sehr jungen Ditrydree vor. Teilweise hatten diese Krieger gerade erst ihre Reifeprüfung abgelegt. Sie warfen dem Schwarmführer seinen rüden Ton vor und beklagten sich über harte Strafen für schon kleine Fehler oder »disziplinarische Ausrutscher«, wie sie das nannten.
    Gilam'esh lehnte es ab, den Streit vor dem versammelten Schwarm zu schlichten. Er bestellte den Schwarmsprecher, die Halbwüchsigen und den Schwarmführer für das Lichtende zu sich. Anschließend machte er die Krieger mit dem Gedanken an den bevorstehenden Kampf vertraut und sprach ihnen Mut zu. Danach tauchte er weiter zum nächsten Schwarm.
    Wie viele Tagesreisen sind es von hier zu den ersten Städten des Bundes?, wollte der Maddrax-Geist wissen.
    »Fünf Finsternisse und fünf Lichter nach Quirb'an'mazut. Und dann noch einmal zwei Finsternisse und zwei Lichter bis Ikairy'danut.«
    Achtzehn Umläufe war es her, dass Gilam'esh Quirb'an'mazut zuletzt besucht hatte. Die Stadt des Hochrates Leg'wanot und der Ersten Forscherin Wanil'ama und einiger anderer Ikairydree, die er einst an der Küste des Westkontinents aus den Klauen der Patrydree befreit hatte. Wie einen der Schöpfer hatten sie ihn empfangen und gefeiert.
    Vergeblich hatte Drax versucht, Gilam'esh zu einem Gespräch mit der Ersten Forscherin über den Transportstrahl und den drohenden Untergang zu bewegen. Bis nach Ikairy'danut, der Hauptstadt der Ikairydree, war Gilam'esh damals nicht gekommen.
    Das ist noch weit. Ich fürchte, die ersten Rotten der Patrydree werden Quirb'an'mazut noch vor den Armeen unseres Volkes erreichen.
    »Das ist der Albtraum meiner wenigen Stunden Schlaf.«
    Obwohl er eine schmerzliche Wahrheit aussprach, musste Gilam'esh schmunzeln. Von den Armeen unseres Volkes hatte der Maddrax-Geist geraunt. In den letzten drei oder vier Umläufen war ihm schon öfter aufgefallen, dass der Menschengeist aus der Zukunft sich mit den Ditrydree zu identifizieren begann. »Wir können nur hoffen, dass es Ulik'suta gelingt, die vereinigten Schwärme der Ditrydree rechtzeitig zu den Städten des Bundes zu führen. Wir hier können weiter nichts tun als unseren Auftrag erfüllen.«
    Der Auftrag, den der Kriegsmeister Gilam'esh von seinem Ersten Kriegsmeister Ulik'suta erhalten hatte, war klar: Er sollte einzelne Rotten der Patrydree aufspüren, die jetzt noch aus den mittleren Gebirgszügen des Westkontinents plündernd und mordend ins

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