168 - Der magische Bumerang
das gelang mir nicht, da die Ketten nicht einmal einen halben Meter lang waren. Auch meine Beine waren gefesselt. Langsam lehnte ich mich an die Wand zurück und seufzte. Der Raum, in dem ich mich befand, war stockdunkel.
„Ist da jemand?" fragte ich mit krächzender Stimme.
Niemand antwortete mir. Ich lauschte, doch kein Geräusch war zu hören.
Hoffentlich ist Coco die Flucht gelungen, dachte ich. An Jeff und Unga wollte ich nicht denken. Ich verlor jedes Zeitgefühl und hing meinen trüben Gedanken nach.
Endlich hörte ich Schritte. Rasch hob ich den Kopf. Dann war das Knarren einer Tür zu vernehmen. Ein Licht flammte auf, und ich schloß geblendet die Augen.
Die schweren Schritte kamen näher, dann verhielten sie.
Langsam öffnete ich die Augen.
Vor mir stand ein mittelgroßer Dämon. Sein bronzefarbenes Haar lag wie eine Kappe an seinem Schädel. Das Gesicht mit den eng aneinanderliegenden Augen war scharf geschnitten und dunkelbraun. Bekleidet war er mit einem weißen Arbeitsmantel.
„Wer sind Sie?" fragte ich.
„Hermann Lebius", antwortete er und trat einen Schritt näher.
Der Raum, in dem ich gefangengehalten wurde, war klein, und die Steinwände waren kahl und feucht.
Von ihm hatte ich schon gehört, doch ich konnte mich an den Zusammenhang nicht erinnern. „Wollen wir einmal eines vorausschicken, Hunter", sagte der Dämon. „Ich habe persönlich überhaupt nichts gegen Sie und Ihre Freunde.
Daß Sie ein Feind der ehrenwerten Familie sind, ist mir völlig gleichgültig."
„Weshalb haben Sie dann Unga und Jeff getötet?" schrie ich ihn an.
Er kicherte höhnisch.
„Was haben Sie mit Coco getan?" fragte ich rasend vor Zorn.
„Ihr ist nichts geschehen, aber ich kann sie jederzeit gefangennehmen. Vielleicht lasse ich sie jedoch laufen, das hängt ganz von Ihnen ab, Hunter"
„Was wollen Sie?"
„Ich will nur ein paar Informationen von Ihnen. Nicht mehr."
„Welche Informationen?"
„Über Alexander Belot!"
Verwirrt blickte ich Lebius an. Was hatte das zu bedeuten? Mit allem möglichen hatte ich gerechnet, aber damit nicht. Belot war schon lange tot, und alle seine Aufzeichnungen waren vernichtet.
„Mehr wollen Sie nicht?" fragte ich, nachdem ich mich von meiner Überraschung erholt hatte. „Mehr will ich nicht. Vielleicht sollte ich es Ihnen erklären, Hunter. Seit vielen Jahren beschäftigte ich mich mit Alchimie. Ich habe mich vergeblich bemüht, irgendwelche Aufzeichnungen von Belot zu erhalten. Sie haben doch Belot in einem Ihrer früheren Leben getroffen?"
„Richtig", stimmte ich zu. „Damals war mein Name Michele da Mosto. Ich traf Belot 1572 in Paris. Belot hatte einige Homunkuliden erschaffen. Einmal nahm ich sogar an einem seiner Experimente teil."
Deutlich war zu erkennen, wie sehr das Lebius aufregte.
„Wo sind seine Unterlagen geblieben, Hunter?"
Ich überlegte kurz. Eine Lüge konnte diesmal nicht schaden.
„Belots Haus brannte ab", sagte ich. „Der Alchimist starb in meinen Armen. Damals glaubte ich, daß all seine Unterlagen im Haus verbrannt waren, doch das war ein Irrtum. Hören Sie mir gut zu, Lebius. Ich erzähle Ihnen alles, was ich über Belot und seine Experimente weiß. Was bieten Sie mir als Gegenleistung an?"
„Wenn Sie mir die Unterlagen übergeben, dann lasse ich Sie und Coco laufen."
„Wer ist Ihr Auftraggeber, Lebius?"
„Das darf ich nicht verraten", antwortete er abweisend.
„Das kann ich mir ohnehin denken", brummte ich. „Luguri oder Zakum. Die beiden werden aber nicht begeistert sein, wenn Sie uns freilassen."
„Dies ist meine Angelegenheit", stellte Lebius fest. „Was in den vergangenen Stunden auf meiner Insel vorgefallen ist, darüber wissen nur die Betroffenen und ich Bescheid."
Ich glaubte ihm. Angestrengt dachte ich nach, was mir mit meinen rasenden Kopfschmerzen nicht leicht fiel. Coco war noch immer frei, und in ein paar Stunden sollte es in dieser Gegend zu einem weiteren magielosen Zustand kommen.
„Was haben Sie mit den Besatzungsmitgliedern getan, Lebius?"
„Sie schlafen, Hunter. Für mich sind diese Menschen uninteressant. Ich schenke ihnen die Freiheit." Der Halunke war an den Informationen brennend interessiert.
„Und was ist mit meinen zwei Freunden?" fragte ich. „Sind sie tatsächlich tot?"
Darauf ging er nicht ein. „Wo haben Sie Belots Unterlagen versteckt, Hunter?"
Eine gute Frage, auf die ich keine Antwort wußte, da Belots Aufzeichnungen nicht mehr existierten. „Reden Sie endlich", zischte
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