168 - Der magische Bumerang
einer Injektionsspritze zurück. Die Ampulle war mit einer farblosen Flüssigkeit gefüllt.
„Wie einfallsreich, Lebius", höhnte ich. „Ein Wahrheitsserum, nicht wahr?"
„Äußerst wirkungsvoll, Hunter", antwortete Lebius grinsend. „Die Wirkung wird etwa zwei Stunden anhalten. Danach werden Sie in einen magischen Schlaf fallen. Das erspart mir einige umständliche Beschwörungen. Ich bediene mich gerne der Errungenschaften der Menschheit."
Er starrte mich an, dann glitt sein Blick über mein rechtes Bein, das ich nicht bewegen konnte. Jeder Arzt hätte einen Schreikrampf bei seinem Tun bekommen, doch darum scherte sich Lebius nicht. Er stieß die Injektionsnadel durch die Hose in mein Fleisch, und er beugte sich dabei so vor, daß ich nichts erkennen konnte, ja, ich spürte nicht einmal den Einstich.
„Für ein paar Sekunden werden Sie sich schwach fühlen, Hunter. Dann werden Sie mir wie ein gut dressiertes Hündchen gehorchen."
Es kam genauso, wie er es vorausgesagt hatte.
Er wartete vielleicht eine Minute, löste dann meine Fessel und befahl mir aufzustehen. Ich war willenlos und dachte nicht einmal an Gegenwehr.
Gehorsam trottete ich hinter Lebius her. Undeutlich nahm ich die Alchimistenküche wahr, in die er mich führte. Auf seinen Befehl hin legte ich mich auf ein alterschwaches Sofa.
Er drückte mir zwei selbstklebende Plättchen auf die Stirn, von denen hauchdünne Drähte zu ein paar seltsam geformten Apparaten führten, dazwischen stand auch eine faustgroße Kugel.
„Sie brauchen nicht zu sprechen, Hunter. Ich hole mir alle notwendigen Informationen direkt aus ihrem Hirn und speichere sie. Bleiben Sie ganz ruhig und entspannt. Nun schließen Sie die Augen."
Willig schloß ich die Augen.
„Und nun denken Sie an Alexander Belot, Hunter. Ihr Name ist Michele da Mosto, und man schreibt das Jahr 1572. Sie sind gerade in Paris eingetroffen. Erinnern Sie sich!"
Und ich erinnerte mich an Alexander Belot, erinnerte mich an die in einem Glaskolben brodelnde Flüssigkeit, in dem sich ein menschenähnliches Wesen bildete. Meine Gedanken wurden immer schneller, irgendwann verlor ich den Überblick. Ich hatte keine Ahnung, was ich alles verriet. Er stellte mir auch einige Fragen, an die ich mich später nicht mehr erinnern konnte.
„Sie haben mich belogen, Hunter", hörte ich seine Stimme, die aus unendlicher Ferne zu mir kam. „Belots Unterlagen gibt es nicht mehr. Aber mit den Informationen, die ich von Ihnen bekommen habe, komme ich ein großes Stück weiter."
In diesem Augenblick war mir dies höchst gleichgültig. Es regte mich auch nicht auf, daß Lebius mir sagte, daß er Coco gefangen hatte, die er im Schlaf erwischt hatte.
„Für mich sind Sie nutzlos geworden, Hunter, den man den Dämonenkiller nennt. Eine höchst dumme Bezeichnung, da Sie bisher nur Glück gehabt haben. In ein paar Stunden werde ich Sie Luguri übergeben. Er wird sich darüber freuen. Leben Sie wohl, Dorian Hunter. Sie hätten mir vertrauen sollen, denn nicht alle Dämonen sind Lügner. Durch Ihr unbegründetes Mißtrauen haben Sie sich selbst zum Tod verurteilt."
Für einen Augenblick sah ich sein Gesicht. Ich bemerkte nichts von der sonst so typischen Bösartigkeit der Dämonen. Vielleicht hatte ich tatsächlich einen Fehler begangen, doch das konnte ich nun nicht mehr ändern.
„Ich glaube aber, daß Sie nicht endgültig tot sein werden. Sie werden wiedergeboren werden. Ja, da bin ich ziemlich sicher, aber das ist Luguris Problem."
Ich schlief ein. So herrlich hatte ich nie zuvor geschlafen.
Hermann Lebius brachte Dorian Hunter zu den anderen Gefangenen, die alle in einen magischen Schlaf versunken waren. Er musterte sie kurz, dann kehrte er kopfschüttelnd in sein Labor zurück. Mit seinem Wissen und seiner Begabung hätte er es weit bringen können, doch an Ruhm und Anerkennung lagen ihm nichts. Das war etwas für Dummköpfe. Hätte es mehr Dämonen wie Adalmar Zamis gegeben, dann wäre sein Leben sicherlich anders verlaufen. Doch die unsagbare Überheblichkeit und Ignoranz der Mitglieder der Schwarzen Familie war ihm widerwärtig. Deshalb existierten für ihn nur seine Forschungen, bei denen er seine Befriedigung fand.
Bevor er sich an die Auswertung von Hunters Informationen machte, drosselte er die Stärke der magischen Glocke.
Er war so in seine Arbeit vertieft, daß er Rebeccas Ruf nicht hörte. Eine halbe Stunde später, als er sich abwandte und nach einem Spiegel griff, fiel sein Blick auf die
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