168 - Hauptrolle für einen Zombie
Scriptgirl. Sie sprach von der Bar, die sie zusammen mit dem Regieassistenten besucht hatte. »Nach dem Auftritt des Messerwerfers ging plötzlich das Licht aus«, fuhr sie heiser fort. »Und als es wieder hell wurde, war… war Dan tot. Ein Messer steckte in seiner Brust.«
»Haben Sie den Mörder gesehen?« fragte McLean mit zitternder Stimme.
»Ich sagte doch, es war stockdunkel. Ich spürte nur, wie Dan plötzlich zusammenzuckte. Jemand muß von der Bühne heruntergesprungen sein und sich auf Dan gestürzt haben. Über die Bühne scheint er dann auch verschwunden zu sein. Oh, Mr. McLean, das ist alles so schrecklich. Zuerst Harry Warden, nun Dan Cromwell.«
»Ja«, gab der Produzent betroffen zu, »Sie haben recht, Penny, es ist wirklich schrecklich.« Er legte auf und schaute Mr. Silver niedergeschlagen an. »Der zweite Mord. Jemand hat den Regieassistenten Dan Cromwell erstochen. Verdammt, wenn das so weitergeht, schafft es Abraham wirklich, mich in die Knie zu zwingen.«
»Er darf nicht siegen, Mr. McLean. Beißen Sie die Zähne zusammen, lassen Sie sich nicht unterkriegen. Sie wissen, was Abraham vorhat. Wenn es ihm gelingt, eine schwarze Sekte zu gründen, werden solche Vorfälle bald auf der Tagesordnung stehen. Satansjünger kennen keinen Pardon. Feinde werden von ihnen ausgerottet, und für sie ist jeder ein Feind, der anders denkt als sie.«
Gordon McLean rieb die feuchten Handflächen aneinander. »Zum erstenmal in meinem Leben habe ich Angst davor, in die Zukunft zu sehen, Mr. Silver. Wenn ich es bisher tat, war ich immer voller Zuversicht, doch nun fürchte ich mich vor dem, was die Zukunft für uns bereithält.«
***
Vom Auto aus rief ich Gordon McLean an. Er brauchte nichts zu sagen, ich hörte es an seiner Stimme, daß etwas geschehen war. Zwei Morde gingen jetzt schon auf Abrahams Konto, wie mir der Produzent mit brüchiger Stimme erzählte.
Niemand schien dem Mann, der die schwarze Sekte gründen wollte, Einhalt gebieten zu können.
»Wissen Sie schon, wo Abraham sich versteckt?« fragte er mich.
»Ich werde ihn früher oder später aufstöbern«, entgegnete ich, »Ich kann Sie nur bitten, mir und meinen Freunden weiterhin zu vertrauen, Mr. McLean. Es ist klar, daß wir keine Wunder wirken können, aber für mich steht ebenso fest, daß es uns gelingen wird, Abraham auszuschalten. Wir machen diesen größenwahnsinnigen Fanatiker unschädlich, das verspreche ich Ihnen.« Ich wollte mit Mr. Silver reden, und McLean reichte den Hörer an meinen Freund weiter.
Ich erzählte dem Silberdämon, daß Rufus bei unserem Spiel mitmischte. Als er erfuhr, welchen üblen Streich mir der Dämon mit den vielen Gesichtern gespielt hatte, konnte er ein haßerfülltes Knurren nicht unterdrücken.
»Was wirst du nun tun, Tony?« wollte der Ex-Dämon wissen.
»Ich suche die Bar auf, in der Dan Cromwell ermordet wurde. Vielleicht erfahre ich dort etwas, das mich weiterbringt. Sollte sich bei euch etwas ergeben, laß es mich umgehend wissen.«
»Geht klar«, sagte Mr. Silver. »Sind Abraham und Rufus ein und dieselbe Person? Was meinst du? Bedient sich Rufus Abrahams Aussehen? Oder gibt es den gefährlichen Fanatiker wirklich?«
»Mein Gefühl sagt mir, daß ihn Rufus nur unterstützt«, gab ich zurück. »Aber es ist nur ein Gefühl, ich kann nichts beweisen.«
***
Man hatte den Toten abgeholt, und die Gäste und auch das Scriptgirl Penny Gunn waren nach Hause gegangen.
Nicht einmal das Personal war mehr da. Man hatte vergessen, abzuschließen. Ich durchwanderte den Gastraum, kannte mich hier nicht aus, fand aber doch das Büro des Mannes, dem die Bar gehörte.
Die Tür war nicht geschlossen. Der Kahlkopf mit dem abenteuerlichen Bart ging im Zimmer auf und ab. Ich hatte seine Schritte gehört und ihn so gefunden.
Als er mich bemerkte, erschrak er. Ich winkte ab, als ich sah, daß er nach seiner Waffe griff. »Tony Ballard, Privatdetektiv!«
Ich wies mich aus. Ob er einen Blick auf meine Detektivlizenz warf, weiß ich nicht. Er stand noch unter Schock. Der Mord in seinem Lokal war nicht gut fürs Geschäft. Der Umsatz würde in den nächsten Tagen in den Keller absacken. Und vielleicht tat ihm der Mann, der sein Leben verloren hatte, auch persönlich leid.
Ich hatte es durch seine Verwirrung leicht, ihn zum Reden zu bringen. Unter normalen Umständen hätte er mir wohl nicht einmal verraten, wie spät es war.
Nicht jedermann liebt Privatdetektive. Manch einer betrachtet meine Kollegen und mich
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