168 - Hauptrolle für einen Zombie
können, aber ein guter Freund beaufsichtigte das Gepäckstück.
Was würde nun passieren?
Die Spannung wuchs merklich.
***
Gordon McLean und Mr. Silver verließen den Hyde Park, doch sie kehrten nicht zu McLeans Wagen zurück. Mr. Silver blieb stehen. Der Produzent musterte ihn nervös.
»Was nun?« fragte McLean.
»In wenigen Augenblicken muß sich Abraham den Koffer krallen«, sagte der Ex-Dämon. »Das möchte ich sehen.«
»Sie wollen zurückgehen? Damit können Sie alles verderben.«
»Setzen Sie sich inzwischen in Ihren Mercedes«, erwiderte der Hüne. »Sollte ich in 15 Minuten nicht zurückkommen, fahren Sie nach Hause. Ich melde mich dann so bald wie möglich.«
»Mr. Silver, wenn etwas schiefgeht, fängt das Morden wieder an.«
»Ich werde vorsichtig sein«, gab der Ex-Dämon zurück und kehrte um.
Als er den Park betrat, stand der Koffer noch auf der Bank. Ein Mann mittleren Alters ging daran vorbei, ohne ihn zu beachten, völlig in Gedanken versunken.
Plötzlich entdeckte Mr. Silver den schwarzgekleideten Alten. Von der Bank aus gut sichtbar stand er neben einem Baum. Sein Blick war auf den Koffer gerichtet, aber er holte ihn sich nicht.
»Worauf wartet er?« murmelte der Ex-Dämon. »Er ist doch scharf auf das Geld. Traut er dem Frieden nicht?«
Abraham rührte sich nicht von der Stelle. Er schien angewurzelt zu sein wie der Baum neben ihm. Witterte er die Falle? Boram war nicht einmal zu erahnen, wie sollte Abraham auf die Idee kommen, daß jemand den Koffer bewachte?
Der Alte ging ein hohes Risiko ein. Je länger der Koffer auf der Bank stand, desto eher konnte ihn einer stehlen. Das wußte er bestimmt.
Trotzdem begab er sich nicht zu der Bank. Irgend etwas stimmt da nicht, sagte sich der Ex-Dämon. Abraham schien auf irgendeine Weise falsch zu spielen.
Der Hüne kniff argwöhnisch die Augen zusammen und knurrte: »Was hast du vor?«
Abraham regte sich endlich, aber zu Mr. Silvers großer Überraschung wandte er sich um und entfernte sich. Was hatte das zu bedeuten? Wollte er das Geld auf einmal nicht mehr? Er brauchte es doch. Warum ließ er es auf der Bank stehen?
Trotz aller Vorsicht, die sie walten ließen, mußte Abraham etwas gemerkt haben. Wie, das war Mr. Silver schleierhaft. Als der Ex-Dämon seinen Blick wieder auf die Bank richtete, war der Koffer verschwunden!
***
Ich sah den alten Mann neben dem Baum stehen, mein Fernglas holte ihn so nahe heran, daß ich meinte, ihn berühren zu können, wenn ich die Hand ausstreckte.
Sobald er sich entschloß, den Koffer zu holen, würde er eine höchst unerfreuliche Überraschung erleben. Aber er bewegte sich nicht vom Fleck, und als endlich Leben in seinen dünnen Körper kam, verstand ich nicht, was er tat.
Er ging fort!
Ohne den Koffer!
Immer weiter, immer rascher entfernte er sich, und ich dachte schaudernd an die Folgen. In Kürze würde Mike Tiffin bei irgend jemandem vom Filmteam auftauchen und den dritten Mord in Abrahams Auftrag verüben.
Aber warum? Was paßte Abraham nicht? Es war doch alles so, wie er es haben wollte, jedenfalls sah es für ihn so aus. Er konnte Boram nicht bemerkt haben. Er ging seelenruhig am Ufer des Sees entlang - und eine Sekunde später sah ich ihn wieder.
Oder: noch einmal!
Es gab ihn zweimal!
Jetzt begriff ich. Der eine Abraham hatte sich so aufgestellt, daß jedermann ihn gut sehen konnte, und er war fortgegangen, damit man ihm folgte.
Ich war ziemlich sicher, daß er damit Boram vom Koffer fortgelockt hatte, und diesen holte sich nun der andere Abraham! Mir war alles klar: Der eine Abraham war echt, der andere war Rufus, der ihn auf diese hinterhältige Weise unterstützte.
Eine dicke Eisschicht legte sich um mein Herz. Abraham würde den Koffer öffnen und feststellen, daß der Inhalt wertlos war. Man brauchte kein Hellseher zu sein, um zu wissen, was das für Auswirkungen haben würde.
***
Ich sah Mr. Silver. Auch er hatte geschnallt, daß wir geleimt worden waren, und nun wollte er die Katastrophe verhindern. Genau wie ich.
Er hetzte hinter dem Alten her, den ich für Rufus hielt, und ich wollte mir den Mann mit dem Koffer holen. Er verschwand soeben hinter Büschen.
Nicht einmal ohne Koffer konnte Abraham schneller sein als ich, aber er hatte einen großen Vorsprung, und den mußte ich erst einmal wettmachen.
Mr. Silver und ich rannten in verschiedene Richtungen und hatten doch beide das gleiche Ziel: Mr. Abraham!
Sollte es meinem Freund gelingen, den Dämon zu stellen,
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