1680 - Gedanken des Grauens
wirklich ganz am Anfang.«
Suko ließ den Wagen wieder anrollen. »Weißt du, woran ich auch immer denken muss?«
»Ich höre.«
»An die Arbeit. An den Beruf des Mannes. Er ist Archäologe und ich könnte mir vorstellen, dass er sich in einem Gebiet aufgehalten hat, das ihn prägte und…«
»Nein, so nicht.«
»Wie dann?«
Ich berichtete meinem Freund, welcher Tätigkeit dieser Adam Brooks wirklich nachgegangen war. Da hörte sich der Begriff spannender an als das, was er getan hatte.
»Dann war er so etwas wie ein Ordner frühgeschichtlicher Fundstücke.«
»Ja, so einen muss es auch geben. Man kann ja nicht jeden auf die Piste schicken.«
»Ist auch wieder wahr.«
Wir kamen an diesem Morgen recht gut durch und trafen sogar fast pünktlich im Büro ein, wo unsere Assistentin Glenda Perkins bereits ihren Platz besetzt hatte. Die Fenster waren geöffnet. Sonnenlicht verteilte sich und Glenda sah in ihrer gelben Jeans und dem hellen T-Shirt mit einer aufgedruckten Sonne aus wie der frische Sommertag.
»Na, geht's gut?«
»Noch.«
»Und was heißt das?«
Ich winkte ab. »Lass uns mal abwarten, was die nächste Zeit so bringt.«
Sie schaute fast böse. »Das hört sich aber weniger gut an. Hattet ihr schon Ärger?«
»Nur gestern. Und zwar ich.«
Glenda warf Suko einen fragenden Blick zu. Mein Freund wollte nichts sagen und hob die Schultern. Da Glendas Neugierde allgemein bekannt war, wollten wir sie nicht noch länger auf die Folter spannen. Ich berichtete, was mir widerfahren war. Sie stieß einen Pfiff aus und sagte mit leiser Stimme: »Das hört sich gar nicht gut an.«
»Du sagst es, Glenda.« Ich stand vor der Kaffeemaschine. Egal, was auch passierte, meinen morgendlichen Kaffee musste ich einfach haben.
»Was habt ihr denn vor?«
»Erst mal telefonieren«, sagte Suko. »Zum Beispiel mit Brooks' Arbeitgeber.«
»Wer ist das denn?«
»Ein privates Institut. Archäologisches Zentrum nennt es sich. Das hat mir Brooks gesagt.«
»Klingt nicht eben unbescheiden«, meinte Glenda.
»Möglich.«
»Kennst du den Chef?«
»Nein, aber du wirst ihn für uns herausfinden. Ist doch eine deiner leichtesten Aufgaben.«
»Ja, weil du zu faul bist.«
»Ich musste in der Nacht noch unterwegs sein.«
»Ach!« Glenda staunte mich an. »Und du meinst, dass ich nur tief und fest geschlafen habe?«
»So ist es.«
Sie lächelte mich auf eine bestimmte Art hintergründig an. »Wenn du dich da mal nicht irrst. Das ist schließlich ein Wetter, um die Nacht zum Tag zu machen.«
»He, he, was höre ich da?«
Glenda reckte mir ihr Kinn entgegen. »Geh mal lieber in dein Büro und schlaf noch eine Weile.«
»Ja, aber das Fenster mache ich zu.«
Sie winkte nur ab und setzte sich auf ihren Stuhl vor dem Schreibtisch. Die Frotzeleien zwischen Glenda und mir gehörten zu den Ritualen, die beinahe jeden Morgen durchgezogen wurden. Gäbe es sie nicht, hätte uns was gefehlt. Ich trank meinen Kaffee und überlegte, ob ich Sir James Bericht erstatten sollte. Suko saß mir gegenüber. Er sagte auch nichts, sondern blätterte einige Zeitungen durch. Wir hätten sie auch elektronisch lesen können, aber das war nicht unser Ding. Ich horchte auf, als Suko einen leisen Pfiff von sich gab.
»Ist was?«
»Kann sein. Ich bin nur über eine Meldung gestolpert. In der vergangenen Nacht hat jemand seine Familie erschossen.«
»Kennst du den Mann?«
»Es war kein Mann.«
Jetzt bekam ich große Ohren. »Sag nicht, dass es eine Frau gewesen ist. Oder doch?«
»Ja, eine Frau. Sie hat ihren Mann erschossen und auch die halbwüchsigen Kinder, die ebenso wie der Gatte im Bett lagen. Einfach so abgeknallt.«
»Das hört sich böse an.«
»Ist es auch.« Suko schob mir die Zeitung rüber. »Noch böser ist, dass die Frau nicht gefunden wurde. Nach der Tat ist sie untergetaucht, aber man weiß zu hundert Prozent, dass sie die Taten begangen hat, und das gibt schon Rätsel auf.«
»Wie meinst du das denn?«, fragte ich leise.
»Ich denke da an deinen Amokläufer. Der hat doch auch zugeschlagen, ohne dass es einen Grund dafür gibt. Oder siehst du das anders?«
»Nein, Suko. Du siehst also Parallelen zwischen beiden Fällen?«
»Kann ich dir nicht sagen, wäre allerdings möglich. Wir sollten das nicht aus den Augen lassen.«
»Okay.«
Glenda Perkins tauchte in der offenen Tür auf. Wir kannten ihr Lächeln und wussten, dass sie etwas herausgefunden hatte.
»Und?«
»Dieses Institut, John, wird von einem Professor Gordon
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