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1680 - Gedanken des Grauens

1680 - Gedanken des Grauens

Titel: 1680 - Gedanken des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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modern wirkte die Sprechanlage. Wir stellten sofort den Kontakt her. Es meldete sich eine fremde Stimme, die nach unseren Namen fragte. Ich nannte unsere Namen und wir wurden gebeten, noch einen Moment zu warten. Es dauerte nur Sekunden, dann hörten wir das Summen. Vor uns schwang die Tür auf. Recht langsam, wobei wir einen Blick in den dahinter liegenden Raum werfen konnten, der von der Größe her schon als kleiner Saal zu bezeichnen war. Leer war er nicht. In ihm verteilten sich mehrere Glasvitrinen. Hinter den Scheiben sahen wir alte Exponate, mit denen wohl nur der Fachmann etwas anfangen konnte. Uns blieben sie fremd. Jedenfalls sahen wir kleine Skulpturen, auch Schalen oder Waffen, die vor langer Zeit benutzt worden waren.
    Es war still. Man konnte das Gefühl bekommen, in einem alten Grab zu stehen, in das kein Windhauch fuhr.
    Lange blieben wir nicht allein. Jemand kam. Wir hörten zuerst nur seine Schritte, dann erschien der Mann rechts von uns. Er war aus einem Gang gekommen. Mit Licht war in diesem Bereich gespart worden. Zwar wurden die Ausstellungsstücke durch bestimmte Spotlights angeleuchtet, aber das war auch alles. Ein Decken- oder Wandlicht brannte nicht. Die einzige Helligkeit brachten die Fenster, aber es reichte aus, um nicht irgendwo gegen zu laufen.
    Der Mann, der auf uns zukam, war sicherlich nicht der Professor. Er wirkte wie jemand, der sich verkleidet hatte. Ein weißer Kittel bedeckte seine kompakte Gestalt. Er stand offen und wehte hinter dem Mann her, auf dessen Kopf das Haar so kurz geschnitten war, dass es aussah wie ein graues Nagelbrett. Seinen Namen sagte er nicht. Dafür bat er, unsere Ausweise sehen zu dürfen. Wir zeigten ihm die Dokumente und Suko fragte: »Wer sind Sie eigentlich?«
    »Ich bin für die Sicherheit verantwortlich.«
    »Aha, haben Sie auch einen Namen?«
    Unter der breiten Stirn verengten sich die Augen. »Ist das wichtig für Sie?«
    »Sonst hätte ich nicht gefragt.«
    »Okay. Ich heiße Ludwig. Einfach nur Ludwig. Sind Sie jetzt zufrieden?«
    Seine Stimme hatte sich angehört, als hätte er den Namen nur ungern gesagt. Suko ließ es nicht dabei bewenden, er legte noch eine Frage nach. »Ein seltener Name. Finden Sie nicht auch?«
    »Ja. Meine Eltern stammten aus Bayern. Sie haben hier einen Job gefunden. Und das noch vor meiner Geburt. Reicht Ihnen das?«
    »Sicher.«
    »Gut, dann werde ich Sie jetzt zu dem Professor bringen. Und denken Sie daran, dass er ein viel beschäftigter Mann ist.«
    »Ja, das sind wir auch.«
    Keiner von uns hatte Lust, mit dem seltsamen Knaben noch weiter zu diskutieren. Wir konnten nur hoffen, dass der Professor umgänglicher war.
    Wir gingen eine Treppe hoch. Ein dickes Geländer begleitete uns. Graue Stufen, eine ebenfalls graue Decke und eine allgemeine Stille, die nur dort nicht vorhanden war, wo wir hergingen.
    Wie ein Soldat stiefelte Ludwig vor uns her. Ich dachte daran, dass dieses Haus schon recht groß war für die wenigen Personen, die hier möglicherweise arbeiteten. Dann gingen wir durch einen breiten Flur, in dem es keine Fenster gab und nur ein schwaches Licht. An den Wänden hingen historische Landkarten, die allesamt ein Gebiet zeigten, das man als Orient bezeichnet.
    Uns war es egal. Das war nicht unser Zuhause, hier konnte sich nur jemand wie Sanders glücklich fühlen. Man musste schon der richtige Fachmann sein. Und den lernten wir bald kennen. Vor einer Doppeltür hielt Ludwig an und klopfte. Danach konnten wir eintreten, waren zwar nicht geblendet, aber schon leicht überrascht von der Helligkeit, die uns umgab. Sie fiel durch mehrere breite und hohe Fenster, die das Mauerwerk aufteilten. Der Raum war groß genug, um zweigeteilt zu werden. Auf der einen Seite Arbeitszimmer, auf der anderen Ausstellungsraum, und ein Büro kam auch noch hinzu. Das war die Ecke mit den mehreren Tischen und einem Computer, zu dem zwei Bildschirme gehörten.
    Dort hatte sich ein Mann erhoben, der uns entgegenkam und ebenfalls einen weißen Kittel trug, aber keine Ähnlichkeit mit Ludwig aufwies.
    Der Mann war mittelgroß. Auf seinem Kopf wuchsen dünne schwarze Haare. Die Lebensmitte hatte er erreicht. Die Brille saß tief auf seiner Nase, der Mund bestand aus fleischigen Lippen und seine Haut sah nicht eben straff aus. Unter den Augen hingen Tränensäcke und sein Lächeln wirkte nicht eben natürlich. Noch bevor der Mann uns begrüßte, schickte er Ludwig weg, der auch sofort verschwand. Dann stellte sich Sanders vor und

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