1680 - Gedanken des Grauens
schreckliche Weise verändert hat.«
»Bestimmt gibt es die.« Der Professor schob die Brille höher und starrte mich an. »Sind Sie hergekommen, um diese Gründe hier im Institut zu finden?«
»Irgendwo mussten wir ja anfangen.«
»Aber hier…?«
»Haben Sie einen besseren Vorschlag?«
»Nein, den habe ich nicht. Ich kann Ihnen auch keine Angehörigen nennen, an die Sie sich wenden können. Eigentlich kannte Adam nur seine Arbeit.«
»Dann hatte er keine Hobbys?«, fragte Suko.
»Nein. Nicht, dass ich wüsste. Sein Hobby war sein Beruf. Er hatte sogar auf manchen Urlaub verzichtet, weil er nicht von seiner Arbeit lassen konnte.«
»Und Sie können sich wirklich nicht vorstellen, wie es zu dieser Veränderung hat kommen können?«
»So ist es.«
Ich übernahm wieder das Wort. »Wenn wir das alles voraussetzen, Professor, dann gibt es nur eine Erklärung. Adam Brooks muss hier in dieser Umgebung etwas erlebt oder durchgemacht haben, das für diesen radikalen Wechsel gesorgt hat.«
Der Wissenschaftler staunte erst mal. »Hier, meinen Sie? Ich habe mich also nicht verhört?«
»So ist es.«
Sanders öffnete den Mund. Ich erwartete heftigen Widerspruch, aber der kam nicht. Stattdessen machte er auf uns einen sehr nachdenklichen Eindruck, so, als wäre ihm plötzlich etwas Entscheidendes eingefallen.
»Ja, das ist schon sehr ungewöhnlich. Im Moment bin ich allein. Adam Brooks fehlt, aber auch meine Sekretärin ist nicht hier. Sie hat sich seit zwei Tagen nicht mehr gemeldet.«
»Ist sie krank?«
»Das glaube ich nicht, Mr Sinclair. Elisa Bancroft ist kerngesund. Sie hat immer darauf geachtet, viel Sport zu treiben. Sie hat einen soliden Lebenswandel geführt. Sie ist verheiratet und hat zwei Kinder. Also ein völlig normales Leben…«
Ich hatte schon in den letzten Sekunden Sukos Unruhe bemerkt. Aber er hatte den Professor ausreden lassen und übernahm jetzt das Wort. Seine Frage klang schon lauernd.
»Ihre Mitarbeiterin heißt Elisa Bancroft, sagten Sie?«
»Genau. Warum? Kennen Sie sie?«
Suko schüttelte den Kopf. »Nicht persönlich, aber ihr Name sagt mir schon etwas.«
»Ach. Und was?«
Suko musste nachdenken, bevor er die Antwort gab. Mit leiser Stimme sagte er: »Ich habe heute in der Zeitung von einem dreifachen Mord gelesen. Da hat eine Frau ihren Mann und ihre beiden Kinder brutal getötet. Und ich fürchte, dass die Mörderin keine andere als Elisa Bancroft gewesen ist…«
***
Nach dieser Eröffnung sprach keiner von uns ein Wort. Auch mich hatten Sukos Worte überrascht, und ich musste sie erst verdauen.
Aber es passte in dieses Bild. Adam Brooks war ein unbescholtener Mensch gewesen und Elisa Bancroft war es sicherlich auch. Beide waren durchgedreht und hatten ihren normalen Lebensbereich verlassen, und beide waren in diesem Institut beschäftigt gewesen. Konnte das ein Zufall sein?
Wir warteten auf die Reaktion des Professors. Zuerst holte er scharf Luft, dann sagte er mit leiser Stimme: »Deshalb hat man mich also gestern angerufen.«
»Wer?«, fragte Suko.
»Die Polizei. Kollegen von Ihnen. Sie haben sich nach Elisa erkundigt, aber mir den Grund des Anrufs nicht gesagt.«
»Da waren sie sich noch nicht sicher.«
»Ja, kann sein.« Sanders stand auf und begann damit, hin und her zu gehen. Er sprach mit sich selbst.
Wir ließen ihn in Ruhe, denn wir wollten, dass er mit sich ins Reine kam. Ich flüsterte Suko zu: »Bist du sicher?«
»Ja. Die Presse hat über die Taten geschrieben. Auch der Name wurde erwähnt, was eigentlich nicht üblich ist. Zumindest nicht der gesamte Name. Hier aber ist es passiert und wir haben das gleiche Phänomen wie bei Adam Brooks, wobei beide hier im Institut gearbeitet haben.«
»Dann wäre hier unter Umständen der Grund zu finden.«
»Ich gehe davon aus, John.«
Der Professor beendete seine Wanderung und ließ sich wieder auf seinen Platz fallen. Er konnte noch immer nicht sprechen, aber er sah schon aus wie ein Mensch, der nachdenkt.
»Was denken Sie jetzt?«, fragte er.
Ich hob die Schultern an. »Was denken Sie?«
»Nichts, Mr Sinclair, gar nichts. Ich kann nicht mehr denken. Es ist wie eine Welle, die über meinem Kopf zusammenschlug. Ich kann das alles nicht fassen.«
»Aber Sie denken darüber nach«, sagte ich.
»Das schon. Nur komme ich zu keinem Ergebnis. Was ich hier gehört habe, ist alles so weit weg. Das passt einfach nicht in meine Welt hinein.«
»Und trotzdem muss es einen Grund geben, dass sich Adam Brooks und
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