1680 - Gedanken des Grauens
Zusammenhänge zwischen dem gibt, was auf dem Bild zu sehen ist, und den beiden Verbrechen.«
»Wir sind gespannt«, sagte ich.
Sekunden später löste sich unsere Spannung, aber eine gewisse Überraschung blieb schon bestehen.
Das Bild zeigte einen Skelettschädel. Als Unterlage dienten zwei Bücher, die auf einem Sockel standen. Der Schädel war, das konnte man behaupten, perfekt. Er schimmerte leicht bräunlich, und wer in die leeren Augenhöhlen schaute, der konnte den Eindruck haben, darin zu versinken.
»Den Schädel also sollten wir sehen.«
»Ja, Mr Sinclair.«
»Und warum? Sie sollten davon ausgehen, dass Skelettschädel für uns keine besondere Überraschung sind.«
»Das kann ich mir denken. Den Schädel habe ich bei meiner letzten Reise gefunden. Ob es Zufall war, kann ich nicht sagen. Er lag in einem kleinen Grab, zusammen mit einer Steinplatte, auf der in alter Schrift eine Warnung stand. Die Platte musste ich liegen lassen, und ich habe den Text nicht völlig entziffern können, gehe jedoch davon aus, dass es eine Warnung gewesen ist.«
»Und weiter?«
Sanders schaute mich an. Es war zu sehen, dass er schwitzte. Das dicke Ende würde also noch kommen. »Ja, ich habe diesen Schädel mitgenommen. Er ist für mich einmalig gewesen und das ist er für mich bis heute geblieben. Ich habe ihn hier untersuchen lassen. Ein Freund von mir hat es getan. Ich habe ihn gebeten, über das Ergebnis zu schweigen, was er bis heute auch getan hat.«
Suko war neugierig. »Und warum sollte er schweigen?«
»Ich habe den Schädel auf ein Alter von rund viertausend Jahren geschätzt. Das war ein Irrtum. Er ist älter, viel älter…«
»Und was schätzen Sie?«
»Da brauche ich nicht zu schätzen, Inspektor. Mein Freund fand es heraus. Er war sicher, dass dieses Fundstück mindestens zehntausend Jahre alt ist.«
Jetzt war es heraus und der Professor sagte erst mal nichts mehr. Er nickte nur. Ich übernahm das Wort. »Könnte es denn sein, dass dieses Fundstück aus Atlantis stammt?«
»Ja, Mr Sinclair, davon bin ich inzwischen überzeugt…«
***
Suko und ich starrten das Bild an. Auf dem Foto war natürlich nicht zu erkennen, wie alt der Schädel war. Aber ich hielt es nicht für ausgeschlossen, dass er aus dem längst versunkenen Kontinent Atlantis stammte. Aus einem Reich, das untergegangen und in der heutigen Zeit so etwas wie eine Legende war. Die Mehrzahl der Menschen glaubte nicht daran, dass Atlantis existiert hatte. Das sahen Suko und ich anders, denn es hatte uns schon öfter in diese tiefe Vergangenheit verschlagen.
»Sie müssten mich jetzt eigentlich auslachen«, sagte der Professor mit leiser Stimme.
»Warum sollten wir das?«
»Wegen meiner kühnen Theorie.«
»Nein.« Ich schüttelte den Kopf. »So kühn ist die Theorie nicht. Wir stehen auf Ihrer Seite.«
»Ach? Sie glauben mir?«, flüsterte er.
»Bestimmt.«
»Und warum?«
Ich winkte ab. »Es ist jetzt nicht der richtige Ort und Zeitpunkt, um Ihnen das zu erklären. Gehen Sie einfach davon aus, dass wir nicht zu den Skeptikern gehören und bereits unsere eigenen Erfahrungen gesammelt haben.«
»Das lässt mich aufatmen.«
Ich deutete auf das Bild. »Sie haben uns den Schädel bisher nur als Foto gezeigt. Ist es möglich, dass wir ihn uns auch in natura anschauen?«
Sanders schwieg. Er kämpfte mit sich und ging bei seiner Antwort auf meine Frage nicht ein. Stattdessen sagte er: »Ich glaube, dass dieser Skelettschädel durchaus Unheil bringen kann.«
»Wie kommen Sie darauf?«, fragte Suko.
»Das ist ganz einfach. Als ich mich ihm näherte, da erlebte ich eine andere Aura. Da strich etwas Fremdes über mich hinweg, als hätte sich aus dem Schädel etwas gelöst, etwas Fremdes, Unheimliches und auch Gefährliches. Etwas, das aus einer alten Zeit stammt und die Gedanken eines Menschen beeinflussen kann. Ich habe den Schrank, in dem ich den Schädel aufbewahre, sofort wieder geschlossen. Ich wollte ihn nicht mehr sehen. Ja, ich habe sogar Angst vor ihm bekommen. Er gehört nicht hierher: Ich hätte ihn dort lassen sollen, wo ich ihn fand. Aber dazu ist es jetzt zu spät.«
»Aber Sie haben ihn hier!«, sagte Suko.
»Sicher. Ich wusste ja nicht, wohin damit. Anderen Menschen konnte ich ihn nicht überlassen.«
»Okay, dann wollen wir ihn uns mal aus der Nähe anschauen.«
Der Professor erschrak. »Bitte, wollen Sie das wirklich?«
»Ja. Alles andere wäre doch verkehrt. Wir haben einen Fall aufzuklären, und da könnte es
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