1680 - Gedanken des Grauens
bisher so gewesen, aber es änderte sich, denn plötzlich riss er den rechten Arm mit einer schnellen Bewegung hoch. Bisher hatte er sich im Schatten des Körpers versteckt gehalten. Jetzt nicht mehr, denn ich sah, was die Finger umklammert hielten.
Es war der Griff einer scharfen Axt…
***
Ich wollte es nicht glauben. Es gab nur keine andere Möglichkeit. Dieser an sich unscheinbare Mensch war gekommen, um zu töten, und sein Ziel waren die beiden Frauen, von denen er eine bereits so gut wie erreicht hatte. Noch hatten sie nichts bemerkt. Das änderte sich Sekunden später. Ob ihnen Schrittgeräusche aufgefallen waren oder der Schatten des Ankömmlings, vielleicht auch ein stöhnendes Geräusch, da war einiges möglich, jedenfalls zuckte die kleinere der Frauen zur Seite.
Ich hatte sie bisher nur im Profil gesehen. Jetzt sah ich ihr Gesicht von vorn - und das plötzliche Erschrecken und auch Begreifen in den Zügen.
Der Mann mit der Axt schrie!
Dann schlug er zu.
Es hatte sich alles innerhalb weniger Sekunden abgespielt. Ich reagierte reflexartig. Ich kam mir dabei vor wie in einem Film, aber ich war nicht der große Retter, denn ich konnte nicht vermeiden, dass dieser blasse Typ zuschlug. Es war reines Glück, dass sich die Frau im letzten Augenblick zur Seite warf. Einem Treffer konnte sie zwar nicht entgehen, aber die Klinge fuhr nicht in ihr Gesicht hinein oder traf den Kopf auf der Oberseite.
Dicht am linken Ohr zischte sie vorbei und traf die Schulter, was auch mörderisch war. Die Frau schrie nicht mal.
Sie stand unter einer Schockstarre. Für einen Moment steckte die Klinge in der Wunde, dann riss der Mann die Axt wieder hoch, um einen erneuten Angriff zu starten. Jetzt gellten die ersten Schreie auf. Da hatten die Menschen begriffen, was sich vor ihren Augen abspielte. Sie sahen auch die blutige Klinge, die in die Höhe gerissen worden war, und sie sahen, dass der Mann erneut ausholte. Einen zweiten Treffer würde die Frau nicht überstehen.
Dazu ließ ich den Wahnsinnigen nicht kommen, ich sprang vor und war mit einem Sprung am Mann.
Er hatte mich nicht gesehen. Mein Schlag erwischte ihn seitlich im Nacken. Es war ein Hammerhieb gewesen, denn ich hatte beide Hände zusammengelegt. Der Mann flog zur Seite. Da gab es nichts, was ihn noch aufhalten konnte. Er prallte auf den Boden, rutschte dort ein Stück über die Erde und sorgte dafür, dass von einem Tisch drei Gäste in die Höhe sprangen und voller Panik wegrannten. Ich war davon ausgegangen, dass ein Schlag ausreichte. Da aber irrte ich mich. Der Täter war zwar über den Boden gerutscht, er blieb dort jedoch nicht liegen, sondern schoss förmlich in die Höhe, was mich wunderte, denn damit hätte ich im Leben nicht gerechnet. Er stand schon wieder, er wollte mich, und er hielt seine mörderische Waffe noch immer in der Faust.
Ich wusste nicht, was ihn antrieb, aber ich sah etwas bei ihm, was mir nur selten begegnet war.
Vor seinen Lippen stand Schaum. Die Augen waren verdreht, das gesamte Gesicht hatte einen Ausdruck angenommen, der nicht mehr als menschlich anzusehen war. Diesmal war ich sein Ziel. Es gab keinen Zweifel, dass er mich töten wollte. Und für mich gab es keine andere Möglichkeit, als ihn mit Gewalt zu stoppen. Ich ging auf die sichere Seite und zog meine Beretta. Die Kugel würde ihn stoppen. Mit den Händen wollte ich mich nicht gegen ihn wehren. So minimierte ich das Risiko. In diesem Augenblick tauchte Bill Conolly hinter ihm auf. Er hatte einen Bogen geschlagen und war in den Rücken des Mannes gelangt. Was er in der Hand hielt, sah ich nicht. Es war jedenfalls ein Gegenstand, mit dem er zuschlug und auch traf. Der Mann mit der Axt stand für einen Moment regungslos. Dann brach er zusammen und es sah so aus, als hätte man ihm die Beine unter dem Oberkörper weggeschlagen. Er fiel hin und blieb liegen.
Aus und vorbei.
Ich spürte, dass ich mich entspannte, wobei jedoch ein leichtes Zittern blieb…
***
Erst jetzt fiel mir auf, dass Bill und ich uns nicht allein im näheren Umkreis aufhielten. Es gab auch noch die anderen Gäste, die Zeugen dieses Vorgangs geworden waren. Schreie gellten. Stimmen schrien.
In der Nähe stand eine Frau und heulte. Die Hände hielt sie gegen ihr Gesicht gepresst. Auf uns rannte der Chef des Lokals zu. Er war Italiener. Er fuchtelte mit beiden Armen, redete ununterbrochen und war krebsrot im Gesicht.
Ich fuhr ihn mit scharfer Stimme an. Er hörte, wer ich war, sah auch meinen
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