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1685 - Spindel und Segment

Titel: 1685 - Spindel und Segment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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wissen. Wir brauchen uns hier an Bord nicht gegenseitig zu bespitzeln oder wegen der Gesinnung jedes Wort auf die Goldwaage legen. Was Theta betrifft, so bringe ich das selbst in Ordnung. Vorausgesetzt, es gibt etwas in Ordnung zu bringen."
    „Natürlich." Yart Fulgen nickte. „Und danke. Ich hatte mit einer heftigeren Reaktion von deiner Seite gerechnet."
    „Ich hatte das zuerst auch vor." Der Arkonide lächelte und tippte sich an die Stirn. „Du hattest einen guten Verbündeten. Einer, der sich normalerweise nicht in meine privaten Beziehungen einmischt."
    Fulgen verstand, daß Atlan von seinem Extrasinn sprach, aber ging nicht weiter darauf ein.
    Kurz vor Erreichen des Scarfaaru-Systems kehrte Theta von Ariga zurück. Für Yart Fulgen war das ein klares Signal zum Aufbruch. „Wer wird dich zu dem Besuch bei Tydon von Tramis begleiten?" fragte er. „Ich denke", entgegnete Atlan, „Theta und ich gehen allein. Es ist mir lieber, wenn du nicht zu oft und zu deutlich in der Öffentlichkeit auftrittst."
    „Natürlich." Yart Fulgen ging.
    Atlan betrachtete nachdenklich seine Lebensgefährtin, die vor einem Spiegel stand und ihr silberweißes, fingerkurz geschnittenes Haar bürstete. Sie liebte es, wenn sich die Haarbüschel scheinbar ungeordnet kreuz und quer legten, bis am Ende doch ein raffiniertes Muster entstand.
    Theta war jetzt 70 Jahre alt. Für eine Arkonidin stand sie damit in der Blüte ihres Lebens. Die auf Ariga geborene Adelige wirkte stets überaus feminin, weich und anschmiegsam. Doch das war ein Teil ihrer Maske. In Wirklichkeit konnte sie knallhart und draufgängerisch sein.
    Ungewöhnlich und reizvoll zugleich war die Tatsache, daß ihre Augen nicht albinotisch rot waren, sondern lindgrün, und an Katzen erinnerten. Auch ihre Haut war für eine Arkonidin eigentlich eine Nuance zu hell. „Dich beschäftigt etwas", sagte sie freundlich, als sie im Spiegel seinen nachdenklichen Blick bemerkt hatte. „Tydon von Tramis", log Atlan. „Ich habe ihn viele Jahre nicht gesehen und frage mich, ob er sich verändert haben könnte."
    „Diplomaten in seinem Alter sind unbeweglich", meinte Theta leichthin. „Sie sind wie Felsbrocken in der Brandung. Oder wie ein knochiger Baum im Sturm. Man muß sie sprengen oder absägen, bevor sich etwas tut."
    „Ist er dir zu weich?"
    „Das meine ich nicht. Ich habe ihn mehrmals gesprochen. Und da träumte er immer von einer besseren Zukunft für Arkon. Es war sehr angenehm für mich, ihm zuzuhören, wenngleich er mir bisweilen etwas zu verträumt und schwärmerisch erschien. In seiner Demut deutete er mehrmals an, daß er sich für den Posten als Galaktischer Rat ungeeignet fühle, weil es bessere Leute gäbe."
    „Ich weiß nicht", meinte Atlan, „ob das nicht nur eine Masche ist, mit der er Vertrauen heischen will."
    „Vielleicht. Ich sehe, es wird Zeit. Wir werden in Kürze das Humanidrom erreichen. Ich muß mich noch umziehen. Dir würde ich auch empfehlen, eine prunkvolle Uniform anzulegen."
    „Warum?" fragte Atlan leicht indigniert. „Stelle ich in meiner schlichten Kombination nicht genug dar?"
    „Doch, natürlich", beeilte sich Theta zu sagen. „Ich dachte nur an Tydon. Er liebt schicke Uniformen und große Auftritte."
    „Ich aber nicht", konterte Atlan. „Natürlich." Sie lächelte ihm zu und betrachtete das Gespräch offensichtlich als beendet.
    Dann verschwand sie im Nebenraum.
     
    *
     
    Tydon von Tramis ließ es sich erwartungsgemäß nicht nehmen, aus Atlans Besuch einen „großen Bahnhof" zu machen. Die Empfangshalle des Zentraltransmitters des Humanidroms war mit künstlichen Blumen und Girlanden geschmückt. Der Arkonide wurde unwillkürlich an ein altterranisches Volksfest erinnert. Eine zwanzig Mann starke Roboterkapelle in bunten Phantasieuniformen spielte alte arkonidische Lieder.
    Das Personal des Galaktischen Rats stand in strammer Haltung in einer Reihe und strahlte Atlan und Theta entgegen. Tydon selbst hatte seine Gala-Uniform angelegt und sich auch in allen anderen Belangen herausgeputzt.
    Er hielt eine Begrüßungsrede, die Atlan stumm über sich ergehen ließ. Es war bezeichnend, daß Tydon von Tramis Atlan dabei ständig mit Gonozal IX. anredete.
    Ein offener Gleiter brachte die Besucher dann quer durchs Humanidrom zum Domizil des Rates. „Ich habe mir erlaubt", erläuterte Tydon von Tramis dem Aktivatorträger während der kurzen Fahrtstrecke durch das Humanidrom, „für euch einen kleinen Imbiß vorbereiten zu

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