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1687 - Fremde auf Titan

Titel: 1687 - Fremde auf Titan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Ein Knochengerüst, mit Brustkorb und Becken, innere Organe aus genetischem Brei. Am Ende überzog sich der Klumpen Fleisch mit rosiger Haut, die niemals der Sonne ausgesetzt gewesen war. Es war ein Neugeborenes, sozusagen; ein absolut durchschnittlicher Terraner von etwa 80 bis 100 Jahren Alter, mit schwerem Knochenbau und, so sagten die Meßgeräte, 1,81 Meter Größe. Der Mann wog 82 Kilogramm.
    Er hatte keinen Bauchnabel. Alles hielt den Atem an.
    Dies war der Augenblick der Wahrheit.
    Im selben Moment schlug das Spindelwesen die Augen auf. Es holte Luft, setzte sich unbeholfen auf und warf unsagbar hilflose Blicke in den Raum. Kein haltloses Wüten, nicht das geringste Anzeichen von Aggressivität.
    Myles Kantor ballte die Fäuste.
    Experiment gelungen! Zum erstenmal entsteht ein terranisches Wesen aus Spindel und Segment. „Medoroboter", zischte er. „Kümmert euch um ihn."
    Zwei Maschinen hüllten Nummer Zwei in ein Antigravfeld. Gleichzeitig setzten sich die TARA-V-UH-Kampfroboter in Bewegung. Eine seltsame Prozession schob sich durch den Schacht nach unten, hinaus aus der Sicherheitszelle, hinein in die angrenzenden Räumlichkeiten. Dort war alles für ein menschliches Spindelwesen vorbereitet
     
    4.
     
    Eildurchlauf Paula Cganda erweckte die Gestalt mit einem Fingerschnippen zum Leben. In bestimmter Hinsicht ähnelte sie sogar dem Spindelwesen - denn beiden war eine gewisse Durchschnittlichkeit zu eigen. „PädRob l", sagte sie, „ich erwarte deinen Zustandsbericht."
    Zum erstenmal seit langen Jahren bewegte sich die Maschine. Nur durch die schimmernde Plastikhaut war sie von einem Menschen zu unterscheiden. Mit voller Absicht; die PädRobs sollten jederzeit als Roboter erkennbar bleiben. „Ich stelle keine Schäden an mir fest. Ich bin uneingeschränkt funktionsfähig."
    „Gut. Bleib da sitzen." Paula Cganda drehte sich um und schaute Kantor zaghaft an. Unsterblich.
    Wenn sie den obligatorischen Blick auf ihre Oberweite erwartet hatte, sah sie sich getäuscht. Kantor interessierte sich nicht im mindesten dafür; eine angenehme Abwechslung vom akademischen Alltag. Dennoch war etwas mit ihm nicht in Ordnung ... Als ob seine Gedanken ganz woanders weilten. Seine Zurückhaltung half ihr, den Respekt zu überwinden.
    Sie war nicht hier, um in Ehrfurcht zu erstarren, sondern um eine Aufgabe zu erfüllen. „Hast du über Video alles mitgekriegt?" fragte Kantor. „Ja, habe ich."
    „Gut. Das, was da oben in der Iso-Zelle entstanden ist, sieht einem Menschen sehr ähnlich.
    Organisch dürfte es absolut identisch sein, weil die genetischen Grundmuster dieselben sind.
    Aber das Spindelwesen hatte keine Kindheit. Wir haben es mit einem völlig leeren Geist zu tun."
    „Irgendwelche Erfahrungen damit?" fragte sie. „Nein. Das einzige, was wir haben, ist ein Haluter, der auf dieselbe Art entstanden ist. An diesem Haluter lassen sich gewisse Eigenheiten festmachen. Die Lerngeschwindigkeit ist enorm gesteigert. Der Haluter hat keine sieben Tage gebraucht, bis er auf dem geistigen Stand eines normalen Erwachsenen von Halut war."
    Paula drehte ihm den Rücken zu; ohne sich bewußt zu werden, wie unhöflich das war. Statt dessen sah sie den PädRob in seiner weißen Kleidung an. Nachdenklich rieb sie ihre Nase, strich durch die Haare, biß sich auf die Lippen. „Ich verstehe langsam, wieso du mich geholt hast, Myles ..."
    „Wenn wir Glück haben, lernt Nummer Zwei so schnell wie Nummer Eins. >Normalterraner in einer Woche<, oder so ähnlich. Ein menschlicher Lehrer würde schon so lange brauchen, ihm überhaupt unsere Sprache beizubringen. Einfach deshalb, weil sich ein Mensch nicht vierundzwanzig Stunden am Tag sinnvoll den Mund fusselig reden kann."
    „Der PädRob könnte es."
    Immer hatte man sie ausgelacht, weil sie sich für Roboter interessierte. Roboter waren präzise, aber seelenlos. Menschliche Erziehung, so sagten alle, gehörte in menschliche Hände.
    Nicht, daß Paula eigene Kinder einem Roboter anvertraut hätte - auf keinen Fall. Aber was war schlimm an Interesse? Sie verdiente keinen Spott. Nun trat sie den Beweis an. Was sie tat, besaß endlich einen Nutzen.
    Myles Kantor räusperte sich. Rasch fand sie in die Wirklichkeit zurück. „Ich will, daß dein PädRob Nummer Zwei das Sprechen beibringt. Außerdem Körpersprache, Mimik, Gestik. Er muß terranisches Denken lernen. Von Wertvorstellungen bis Alltagsverhalten.
    Mache ihn für uns berechenbar. Dann sehen wir, was wir anfangen."
    „Soll das

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