169 - Der Vampir mit der Maske
beherrschen konnte wie Tyne, ein aggressives Fauchen ausstieß und den leidgeprüften Mann mit glutroten Augen und langen Eckzähnen angriff.
***
Ich wies auf das Haus Trevor Place 24 und fragte Mr. Silver, wie es ihm gefalle. Er musterte mich überrascht. »Interessierst du dich etwa dafür?«
»Ich würde ganz gern hierher übersiedeln«, antwortete ich.
»Weshalb? Gefällt es dir in der Chichester Road nicht mehr?«
»Dies hier ist die bessere Wohngegend«, gab ich zurück. »Außerdem läge dieses Haus auch etwas zentraler. Ich werde mich mal mit Mr. Averback unterhalten.«
Wir wollten die Straße überqueren, da gellten Schreie aus dem Carrera-Haus. Ich tippte sofort darauf, daß Tyne nach Hause gekommen war.
Jetzt brauchte Wallace Carrera sehr viel Kraft und eine Menge Glück, um diese schreckliche Begegnung unbeschadet zu überstehen. Wir fuhren herum.
»Mach die Tür auf, Silver!« stieß ich aufgewühlt hervor, während ich meinen Colt Diamondback aus dem Leder riß.
Schlösser mit Hilfe der Silbermagie zu knacken, stellte für meinen hünenhaften Freund kein Problem dar. Er war in dieser »Disziplin« besser und schneller als der geübteste Einbrecher.
Auf seinen Handrücken war ein silbriges Flirren zu sehen. Er preßte die Hände in Schloßhöhe gegen die Tür, und einen Herzschlag später sprang sie auf.
Wir stürzten ins Haus; Mr. Silver rammte die Tür mit der Schulter zur Seite. Sie krachte laut gegen die Wand, und Sekundenbruchteile danach sahen wir Wallace Carrera mit einem Vampir kämpfen.
Aber es war ein Mann!
Carrera wehrte sich verzweifelt. Er lag mit dem Rücken auf dem Wohnzimmertisch, der bleiche Blutsauger befand sich über ihm, fletschte die grauenerregenden Zähne und wollte unbedingt an Carreras Hals kommen, doch dieser drückte mit ganzer Kraft gegen das Kinn des Vampirs und brüllte dabei seine panische Angst heraus.
»Nicht töten!« rief ich Mr. Silver zu. »Wir brauchen ihn lebend!«
Tyne war nicht da. Entweder war sie überhaupt nicht im Haus gewesen, oder sie hatte sich aus dem Staub gemacht, als die Haustür so laut gegen die Wand krachte.
Das Schattenwesen ließ von Carrera ab, als es uns erblickte. Fauchend wich es zurück. Mr. Silver erreichte den Tisch und kümmerte sich um Wallace Carrera.
Ich zielte auf die Stirn des Blutsaugers und ließ ihn wissen, daß sich in meiner Waffe geweihte Silberkugeln befanden. Ich bezweckte damit, daß er nicht zu fliehen wagte.
Es hatte tatsächlich den Anschein, als würde der Blasse sich in sein Schicksal fügen. Wallace Carrera stöhnte und ächzte und war nicht ansprechbar.
Die Begegnung mit dem Vampir hatte offenbar seinen angegriffenen Geist überfordert.
Steif wie ein Zinnsoldat stand der Blutsauger vor der offenen Terrassentür, die schwarze, rettende Nacht hinter sich - greifbar nahe und doch so weit entfernt.
Ich bewegte mich langsam und geschmeidig, war sehr aufmerksam und ließ den Vampir keinen Moment aus den Augen. Er wollte mich hypnotisieren, starrte mich durchdringend an, aber er war noch nicht so gut wie sein Meister.
Es gelang ihm nicht, meinen Willen zu brechen. Vorsichtig ging ich an Wallace Carrera vorbei. Der Mann redete wirr, doch eines ging aus seinen Worten klar hervor: daß der Vampir Larry Waite hieß und Tynes Freund gewesen war.
Sie hatte ihn besucht und zum Untoten gemacht und ihm vielleicht den Auftrag gegeben, ihren Vater zu töten. Dem Freund seiner Tochter hatte Wallace Carrera arglos die Tür geöffnet - und dann hatte er erkannt, was für eine Bestie er eingelassen hatte.
Glück für Wallace Carrera, daß wir noch vor der Haustür gestanden hatten.
Meine Nervenstränge waren straff gespannt, ich preßte die Lippen fest zusammen und trotzte nach wie vor erfolgreich dem hypnotischen Blick.
Über meinen ausgestreckten Arm visierte ich das tückische Monster an.
Larry Waite gab sich noch nicht geschlagen. Er duckte sich gedankenschnell, kreiselte herum und katapultierte sich förmlich in die Schwärze der Nacht hinein.
Ich hätte ihn mit Leichtigkeit erwischt, aber ich wollte ihn lebend, Er war unsere einzige Spur zu Tyne Carrera und ihrem Meister. Da für Wallace Carrera keine unmittelbare Gefahr bestand, beteiligte sich auch Mr. Silver an der Vampirjagd.
Larry Waite huschte wie ein Gespenst durch den finsteren Garten. Er war schnell, aber wir blieben ihm auf den Fersen. Es gelang ihm nicht, uns abzuhängen.
Er verschwand hinter drei dicht beisammen stehenden Silbertannen und
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