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169 - Der Vampir mit der Maske

169 - Der Vampir mit der Maske

Titel: 169 - Der Vampir mit der Maske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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zurück, wenn es keine andere Alternative gab.
    Als die Dunkelheit sich wie ein Trauerschleier über London gelegt hatte, erwartete Tyne Carrera den Mann, den sie zu ihrem Blutkomplizen gemacht hatte, hinter einem kleinen Gartenhaus.
    Während des Sommers hatte sie hier gern mit ihrem Vater gesessen. An Sonntagen hatten sie hier Tee getrunken, und abends hatten sie an dieser Stelle des öfteren das Abendessen verzehrt.
    Sie erinnerte sich noch daran. Ihr Tod hatte sie zwar verändert, aber sie hatte das andere Leben nicht vergessen.
    Sie verfügte über die gleiche Ortskenntnis wie früher, und da es leichter sein würde, ihren Vater zu töten, als irgend jemand anderen, weil sie ihn besser täuschen konnte, hatte sie sich entschlossen, mit Larry Waite hier zuzuschlagen.
    Was Tyne Carrera gestern nacht mit Tony Ballard erlebt hatte, durfte sich nicht wiederholen. In Zukunft würde sie falscher, verlogener und hinterhältiger sein und bei der erstbesten Gelegenheit blitzartig zuschlagen.
    Tyne lehnte am Gartenhaus. Als ein gespenstisch raschelndes Geräusch an ihr Ohr drang, richtete sie sich jäh gerade und drehte den Kopf.
    Larry erschien mit einem Gesicht, das aussah wie frischer Hefeteig. Er bewegte sich langsam, aber nicht unsicher. Sein Blick verströmte eisiges Grauen.
    Blätter und Zweige strichen über seine Schultern und schnellten zurück. Tyne begrüßte ihn nicht, kein Wort sagte sie. Er trat neben sie, und ihre Blicke richteten sich auf die Terrasse des Carrera-Hauses, Dorthin begaben sie sich.
    ***
    Wallace Carrera schloß die Tür und fuhr sich mit der Hand über die Augen. Er konnte sich nicht vorstellen, daß er sich eines Tages mit dem Tod seiner Tochter abgefunden haben würde.
    Zu groß war die Wunde, die ihm ins Herz gerissen worden war. Das konnte einfach nicht heilen, dazu war ein Menschenleben nicht lang genug.
    Carrera war ein einsamer Mensch geworden, gedrückt von tonnenschwerer Trauer, die er kaum ertragen konnte. Wie sollte er sich mit einer solchen Last auf den Schultern weiter durchs Leben schleppen? Wann würde er erschöpft, sich selbst aufgebend, zusammenbrechen?
    Reichte es nicht, daß ihm der Tod sein Kind geraubt hatte? Mußte auch noch ein Wahnsinniger ihre Leiche stehlen? Wenn er diesen Mann in die Hände bekommen hätte, wäre es ihm schlecht ergangen.
    Leises Kratzen riß Carrera aus seinen Gedanken.
    Jemand schien seine Fingernägel über das Glas der Terrassentür zu ziehen, um sich bemerkbar zu machen. Wallace Carrera hob den Kopf, die Lider blieben vor Müdigkeit und Trauer gesenkt.
    Hinter der milchweißen Gardine nahm Carrera die vagen Umrisse zweier Gestalten wahr. Wer war das? Was wollten diese Leute von ihm?
    Er begab sich zur Terrassentür und schob den Vorhang zur Seite. Im nächsten Moment weiteten sich seine Augen in grenzenloser Fassungslosigkeit.
    Er starrte die beiden (vermeintlichen) Menschen an, die dort draußen standen, und zweifelte an seinem Verstand.
    Larry Waites Erscheinen hätte ihn nicht aus dem Gleichgewicht gestoßen. Es war das Mädchen, das ihn so sehr aus der Fassung brachte - Tyne, die gestern in seinen Armen ihre Seele ausgehaucht hatte, die nachweisbar tot gewesen war und auf einmal wieder lebte!
    »T-y-n-e-!« kam es flüsternd über seine zitternden Lippen.
    Spielte ihm sein strapazierter Geist einen Streich? Hatte er eine Halluzination?
    Ihm fiel nicht auf, daß sowohl Tyne als auch Larry keinen Schatten hatten. Er war viel zu überwältigt von diesem unbegreiflichen Wiedersehen.
    »Tyne!« flüsterte er noch einmal, während sich ein kalter Schweißfilm auf seine ungläubig gerunzelte Stirn legte.
    Tyne lächelte ihn freundlich an und fragte: »Warum machst du nicht die Tür auf, Dad? Warum läßt du uns nicht rein?«
    Sie sprach zu ihm, er hörte ihre Stimme, die das Glas nur unwesentlich dämpfte und veränderte. Er wußte nicht, warum er noch nicht selbst auf die Idee gekommen war, die Tür zu öffnen.
    Selbstverständlich wollte er Tyne einlassen, schließlich gehörte sie ja in dieses Haus. War ihr Tod ein grauenvoller Alptraum gewesen? War Tyne nie wirklich gestorben?
    »Dad«, sagte Tyne ungeduldig. »Was ist?«
    Er blinzelte, als kehrten seine Gedanken von weither zurück. Natürlich, Tyne wollte herein. Großer Gott, war er glücklich, sie wiederzuhaben.
    Er griff nach dem Türgriff und drehte ihn. Ein Windstoß drückte die Tür nach innen, und Wallace Carrera wich erschrocken zurück, als Larry Waite, der sich nicht so gut

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