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1693 - Letzte Zuflucht: Hölle

1693 - Letzte Zuflucht: Hölle

Titel: 1693 - Letzte Zuflucht: Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hatte.
    »Das ist einfach zu erklären. Und trotzdem ist es kompliziert. Ich bin nicht allein, ich habe ein Kind gefunden. Im alten Bahnhof. Es ist der kleine Lucas, den ich zu seinen Eltern bringen wollte, aber da hat mich der Vater auflaufen lassen.«
    »Lucas also?«
    »Ja.«
    »Ich kenne ihn. Er wurde seiner Mutter vor Kurzem aus dem Kinderwagen geraubt. Und wenn ich Sie so sprechen höre, kann ich davon ausgehen, dass Lucas gesund ist.«
    »Das weiß ich nicht. Jedenfalls hat er mich überrascht.«
    »Darf ich raten womit?«
    »Bitte.«
    Der Pfarrer legte seine Hände zusammen, als wollte er beten. »Bestimmt durch sein Schreien, das sehr aggressiv klang. Ich selbst habe es vernommen und bin deshalb auch gekommen.«
    Wiebke Hiller glaubte dem Pfarrer jedes Wort. »Dann bin ich ja froh, dass ich jetzt Unterstützung habe.«
    Der Mann wiegte den Kopf. »Ich weiß nicht, ob man von einer Unterstützung sprechen kann, meine Liebe.«
    Wiebke wusste nicht, wie sie das verstehen und wie sie sich verhalten sollte.
    »Ich bin hier in einer Kirche«, sagte sie lahm.
    »Eben.«
    »Dann ist doch alles klar!«
    Der Pfarrer schüttelte den Kopf. »Leider ist nicht alles klar. Ich will noch mal auf das heftige Schreien zurückkommen. Das geschah nicht von ungefähr. Das hatte schon seinen Grund, und dem können auch Sie nicht ausweichen.«
    »Das will ich auch nicht. Aber ich möchte von Ihnen aufgeklärt werden.«
    »Keine Sorge, ich bin dabei. Warum hat das Kind so geschrien, als Sie es mit in die Kirche genommen haben?«
    »Das weiß ich nicht. Ein Unwohlsein. Der Kleine kann sich ja nicht artikulieren und …«
    »Stimmt«, unterbrach der Priester sie. »Die meisten Menschen fühlen sich im Haus des Herrn sehr wohl. Da erhalten sie einen Schutz, da fühlen sie sich geborgen.«
    »Lucas nicht, meinen Sie?«
    Der Pfarrer rang die Hände. Er schloss dabei die Augen und verzog die Lippen.
    »Sagen Sie was!«
    »Ich fürchte nein«, murmelte er.
    Wiebke war für einige Sekunden sprachlos. Dann fragte sie: »Können Sie nicht deutlicher werden?«
    »Doch, das kann ich.« Der Geistliche warf einen schiefen Blick auf das Kind. Er sprach mit leiser Stimme weiter. »Dieser Junge, mag er auch noch ein Baby sein, gehört nicht mehr in unsere christliche Gemeinschaft.«
    »Ist er nicht getauft?«
    »Das hat damit nichts zu tun, wirklich nicht. In ihm steckt etwas ganz anderes. Es ist das Böse, das sich breitgemacht hat.«
    »Können Sie da konkreter werden?«
    »Ja, das kann ich.«
    »Dann bitte …«
    Der Geistliche zögerte. Es war ihm wohl peinlich, die schlimme Wahrheit auszusprechen. Schließlich tat er es mit leiser Stimme.
    »Dieser Junge ist geraubt worden. Man hat es deshalb getan, um der Hölle ein Opfer zu bringen. Irgendwo lauert der Teufel. Er kümmert sich um die kleinen Kinder, weil er sie schon in jungen Jahren unter seinen Bann stellen will.«
    »Nein!«
    »Warum sollte ich lügen?«
    Wiebke sagte nichts. Das war ihr alles neu und auch unverständlich. Sie wusste nicht, wie sie reagieren sollte. Was sie da erfahren hatte, hörte sich furchtbar an, das war einfach grauenhaft und kaum nachzuvollziehen.
    Aber der Geistliche hatte recht. Warum hätte er sie anlügen sollen? Dafür gab es keinen Grund, und erst jetzt spürte sie den kalten Schauer auf ihrem Rücken.
    Hinter ihrer Stirn tuckerte es. Sie glaubte, dass sich die Welt um sie herum bewegte, und sie hielt sich automatisch an der Lehne der Bank fest.
    Der Pfarrer sprach weiter. »Sie haben doch selbst die Reaktion des Jungen erlebt. Er wollte nicht in die Kirche. Sie ist ihm widerwärtig. Man hat ihm die Höllentaufe gegeben oder wie auch immer. Er lehnt schon jetzt das ab, was uns heilig ist.«
    »Ja, das habe ich begriffen.« Wiebke spürte ihr Zittern. Sie war völlig fertig und strich über ihre Stirn. »Er ist nicht das einzige Kind, dem so etwas widerfahren ist?«
    »Leider nein.«
    »Bitte, ich höre.«
    Der Pfarrer winkte ab. »Sie sind fremd hier, und ich weiß nicht, ob ich Sie mit unseren Problemen behelligen soll.«
    »Wieso das denn?«, rief sie laut. »Ich stecke mittendrin. Ich habe doch den kleinen Lucas gefunden, den seine Eltern nicht mehr haben wollen.«
    »Das weiß ich leider.«
    »Und was ist mit den anderen Kindern, die ebenfalls verschwunden sind? Haben die das gleiche Schicksal erlitten?«
    »Ich gehe mal davon aus.«
    Wiebke starrte zu Boden. »Aber sie wissen es nicht – oder?«
    »Nein, das muss ich zugeben. Sie sind verschwunden und

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