1694 - Das Horror-Bett
Bett beleuchtete.
Claire hatte das Zimmer noch nicht betreten. Sie stand auf der Schwelle und wartete ab. Dabei sah sie, dass sie sich nicht getäuscht hatte. Das Kopfende des Bettes bestand aus einem hohen Holzbrett, das zwischen zwei Pfosten befestigt war. Zwei ins Holz geschnitzte Kreise in dem hohen Halbbogen wirkten auf sie wie Augen.
Und es lag tatsächlich eine Decke darauf. Der Stoff war violett und glänzte seidig. Sogar ein Kopfkissen mit dem gleichen Stoff bezogen war vorhanden.
Norman Randall stand an der Seite. »Na«, sprach er Claire flüsternd an, »wie gefällt es dir?«
Sie hob die Schultern.
Das gefiel ihm nicht. »He, das Ding ist echt super. Einmalig. Ich weiß das.«
»Kann sein. Und weiter?«
»Das habe ich dir doch erzählt. Du musst dich hineinlegen, um es zu spüren. Nur dann kannst du beschreiben, was wirklich mit ihm los ist.«
»Dann tu du es doch.«
»Nein, das musst du am eigenen Körper erleben. Denk an die Geschichte. Die ist einmalig. Dein Chefredakteur wird dir um den Hals fallen. Du wirst sein neuer Star werden. Zögere nicht länger. Ich könnte es nicht so beschreiben wie du. Außerdem haben wir lange über das Bett gesprochen. Es ist einmalig und wirklich einige Jahrhunderte alt.«
Sie sagte nichts. Es gab weiterhin die innere Stimme, die sie warnte. Aber Norman hatte recht. Wenn sie mit einer tollen Geschichte ankam, würde man ihr bestimmt eine Festanstellung anbieten. Dafür musste man schon mal etwas riskieren.
»Und?«
Claire drehte den Kopf. »Ja«, sagte sie, »ich mache es.« Dann funkelten ihre Augen. »Aber du bleibst bei mir!«
Norman lachte glucksend. »Und ob ich bleibe. Glaubst du denn, ich würde verschwinden und dich allein lassen?«
»Ich wollte nur sicher sein.«
Sie gab sich einen Ruck und setzte den ersten Schritt ins Zimmer hinein. Claire wusste nicht, ob sie es sich einbildete, doch es kam ihr vor, als hätte sie eine andere Welt betreten.
Im Zimmer war es kälter als in den Gängen des kleinen Museums. Das hätte sie noch als normal akzeptiert, doch es war keine Kälte, die von außen eindrang, denn es gab kein offenes Fenster. Das einzige, was vorhanden war, sah sie nicht. Es musste sich dort befinden, wo ein Vorhang bis zum Boden hing.
An der linken Seite des Betts stand ihr Freund. Sie entschied sich für die rechte, blieb dort stehen, wo das Kopfende war, legte ihre Hand auf das Kissen und fühlte den wunderbar seidigen Stoff an ihrer Haut, was ihr gut tat.
»Und?«
Sie hob die Schultern. »Ja, der Stoff ist schon etwas Feines.«
»Klar. Und nicht nur er, sondern auch das ganze Bett. Es ist super, mehr kann ich dir nicht sagen. Einmalig und …«
»Hör auf, sonst kannst du dich selbst hineinlegen.«
»Schon gut. Es erregt mich eben ungeheuer. So etwas findest du kein zweites Mal.«
Claire war bereit. Sie strich mit der flachen Hand über die Bettdecke.
»Zufrieden, Claire?«
»Das wird sich noch ergeben.«
»Dann leg dich aufs Bett.«
»Aber nicht mit dem Mantel.«
»Nein, nein, den kannst du ausziehen.«
Claire zog ihren dünnen Mantel aus. Da der Holzboden sauber war, ließ sie ihn einfach fallen. Sie holte noch einmal tief Atem, dann nickte sie.
Vorsichtig setzte sie sich auf den Rand, als wollte sie die Beschaffenheit der Matratze testen, und da sie nickte, schien sie zufrieden zu sein.
Norman Randall beobachtete sie. Er war froh, dass seine Freundin nicht wieder in die Höhe sprang und aus dem Zimmer rannte. Nein, sie tat das, was jedermann tat, der sich auf ein Bett legen wollte.
Langsam ließ sich Claire Cramer zurückfallen. Gleich darauf spürte sie das weiche, seidige Kissen unter ihrem Kopf, und sie konnte nicht sagen, dass es ihr unangenehm gewesen wäre. Ganz im Gegenteil, Claire hatte das Gefühl, sich immer wohler zu fühlen, und freute sich darauf, sich endlich ganz auf dem Bett ausstrecken zu können.
Norman Randall blieb an der Bettseite stehen und schaute auf seine Freundin hinab. Es war abgesprochen, dass er ein Foto machte, damit Claire für ihren Chef einen Beweis hatte.
Irgendwie sah Claire scharf aus. Sie trug ein dunkelrotes Kleid, das bis zu den Knien reichte und einen großen tiefen Ausschnitt hatte. Ihr hüftlanges blondes Haar verteilte sich zu beiden Seiten des Kopfes. Ihr Mund war zu einem leichten Lächeln verzogen, als würde es ihr besonders gut tun, hier auf dem Bett zu liegen. Sie schien nur darauf zu warten, einschlafen zu können und sich schönen Träumen hinzugeben.
»Und?
Weitere Kostenlose Bücher