1694 - Das Horror-Bett
gelegt hatte, war verschwunden.
Norman war froh, dass er seine Schwäche überwunden hatte. Ihm selbst war nichts geschehen, und er war sich klar darüber, dass er großes Glück gehabt hatte.
Aber wie ging es weiter?
Das war die große Frage. Es gab eine Antwort. Nur kannte er sie nicht. Er hatte Claire gedrängt, mit ihr in dieser Nacht ins Museum zu gehen. Er hatte sie neugierig auf das Bett gemacht, und er hatte alle Warnungen in den Wind geschlagen. Die Tür war ja nicht grundlos verschlossen gewesen. Menschen waren davor gewarnt worden, das dahinter liegende Zimmer zu betreten, und nun hatte es diesen schrecklichen Vorfall gegeben.
Wo war Claire? Wer hatte sie geholt?
Er hätte die Fragen am liebsten hinausgeschrien, doch seine Kehle saß zu. Er war froh, überhaupt Luft holen zu können. Blut war ihm in den Kopf gestiegen, der glühte. Er musste sich mit dem Gedanken vertraut machen, dass man ihn nach Claire fragen würde, wenn sie nicht mehr zurückkehrte.
Er musste jemanden finden, dem er alles erzählen konnte. Aber wer würde ihm glauben? Von seinen Bekannten oder seinen Freunden keiner. Da blieb nur die Polizei.
Er lachte auf, als er daran dachte. Man würde ihn verhaften, man würde ihm nichts glauben. Man würde ihn für den Täter halten. Trotz all dieser Gegenargumente blieb ihm keine andere Wahl. Er musste zur Polizei und Claires Verschwinden melden, und es war besser, wenn er es sofort tat, bevor die große Suche begann, denn Claire Cramer lebte nicht allein. Zudem hatte sie sicherlich einige Kollegen aus der Redaktion informiert, dass sie auf der Jagd nach einer guten Geschichte war, wenn auch nicht über Details.
»Aber ich bin nicht schuldig«, flüsterte er sich selbst zu. »Nein, das bin ich nicht. Ich habe ihr nur einen Vorschlag unterbreitet, und sie hat zugestimmt. Sie ist erwachsen …« Er schluchzte auf und winkte ab, während seine Stimme versagte.
Spuren hatten beide nicht hinterlassen. Wer das Zimmer aus welchen Gründen auch immer betrat, würde nichts sehen, nur das Bett. Es machte einen harmlosen Eindruck, aber er wusste jetzt, dass es keineswegs harmlos war.
Er nahm Claires Mantel auf und ging.
Bevor er die Tür schloss, drehte er sich noch mal nach dem Bett um, und er sah es leer vor sich stehen. Als wäre nichts passiert.
Norman Randall löschte das Licht und ging. So hatte er sich den Besuch nicht vorgestellt, und ihm war klar, dass ihm alles andere als eine gute Zeit bevorstand …
***
Godwin de Salier, Anführer und Abt der in Südfrankreich lebenden Templer, hatte bis zum Einbruch der Dunkelheit gewartet, um seinen Gang durch den Garten anzutreten. Er wollte noch mal frische Luft schnappen. Der Tag war noch warm gewesen, aber diese Wärme hatte sich nach Einbruch der Dunkelheit verflüchtigt. Es lag auch daran, dass ein frischer Wind aufgekommen war, der sein Gesicht kühlte.
Diese Stunde der Entspannung gönnte er sich. De Salier ging durch den Klostergarten. Hier konnte er sich seinen Gedanken ergeben. An die Zukunft denken und die Vergangenheit Revue passieren lassen.
Er und seine Freunde waren Hüter oder Wächter. Templer, die sich dem Guten verschrieben hatten und die es sich zur Aufgabe gemacht hatten, die Feinde der Menschheit zu bekämpfen.
Der alte Kampf war nicht beendet. Auch in dieser Zeit gab es zwei Gruppen vom Templern. Die eine Gruppe stand auf seiner Seite und die andere diente dem Bösen. Der Hölle und der Schwarzen Magie, der sie sich verschrieben hatte.
Dabei war ihnen jedes Mittel recht. Sie zogen auch andere Menschen auf ihre Seite, und so waren die Templer in Alet-les-Bains ständig auf der Hut.
In den letzten Monaten war es ruhig gewesen. Die Hitze des Sommers war vorbeigegangen, ohne dass es zu großen Kämpfen gekommen wäre, aber einer wie Godwin traute dem Frieden nicht, und so waren er und seine Freunde stets auf der Hut. Egal, ob am Tag oder in der Nacht.
So war es auch an diesem Abend. Er war wirklich wunderbar, man konnte durchatmen, und der kleine Park war zu einem geheimnisvollen Ort der Ruhe geworden.
Der Himmel zeigte keine tiefe Schwärze. Der Mond malte sich dort ab. Er war am Abnehmen und zu einer Sichel geworden. Sein Licht streute trotzdem noch bleich dem Erdboden entgegen und fiel auch in den Klostergarten, sodass die Hecken und Rasenflächen einen bleichen Anstrich erhielten.
An den Bänken ging er vorbei und hielt dort an, wo der schmale Weg begann, der ihn zur Kapelle führte, in der sich die Templer hin
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