1694 - Das Horror-Bett
zerstört, denn plötzlich sah Suko die ersten Flammen in die Höhe huschen.
Feuer!
Aber kein normales Feuer, denn die Flammen zeigten eine andere Farbe als normal.
Sie gaben auch keinen Rauch ab und sorgten aber dennoch dafür, dass dieses Horror-Bett verbrannte. Es gab nichts, was diesem reinigenden Feuer Widerstand hätte entgegensetzen können. Für Suko war es einfach wunderbar, mit anzusehen, wie das alte Bett verging. Asche, die wie heller Staub wirkte, flog durch die Luft.
Ein ungewöhnlicher Geruch drang in Sukos Nase. Er war scharf, fast beißend, aber war zugleich ein Geruch, über den er sich nur freuen konnte.
So verbrannten auch die letzten Reste des Bettes. Die Decke war schon längst zu hellem Staub geworden. Jetzt griffen die Flammen auf das hölzerne Kopfende über, und auch dieses Material hatte keine Chance, der Vernichtung zu entgehen.
Es war geschafft.
Das Bett gab es nicht mehr in seiner ursprünglichen Form. Auf dem Boden lag der helle Staub und in dessen Mitte das Kreuz, das kein Licht mehr abgab.
Suko musste sich nur kurz bücken, um es an sich zu nehmen. Er hielt es noch in der Hand, als er hinter sich Walter Fieldings weinerliche Stimme hörte.
»Was ist denn passiert?«
Suko drehte sich um. »Sehen Sie das nicht? Es gibt das Bett nicht mehr.«
Fielding, noch immer schwer angeschlagen, schaute hin, sah jetzt alles und schlug die Hände vors Gesicht.
Suko war es egal, er hoffte nur, John Sinclair gesund zu erreichen, denn der magische Rückweg war ihm ab jetzt versperrt …
***
Der Henker war zu schnell. Die Distanz war zu kurz. Ich hatte keine Chance, ihm auszuweichen, und so prallte er mit seinem gesamten Gewicht gegen mich.
Automatisch schlang ich meine Arme um ihn, schaffte es aber nicht, mich auf den Beinen zu halten, weil der Druck zu groß war. Ich kippte nach hinten, verlor das Gleichgewicht, landete auf dem Rücken und sah dem Henker ins Gesicht, der dicht auf mir lag und seinen Körper gegen meinen presste.
Das Gesicht war von der Kugel gezeichnet und mich starrte eine regelrechte Horror-Fratze an. Der Mund stand offen. Aus ihm zischte etwas hervor, und dann suchten seine Hände meinen Hals, und ich hörte sogar seine Worte.
»Ich reiße dir den Kopf bei lebendigem Leib von Körper! Ich werde dich einfach …«
Er schrie auf.
Bevor ich mich wehren konnte, wurde alles anders. Er warf sich in die Höhe und von mir weg. Er taumelte nach hinten, schrie wieder und schlug mit beiden Händen gegen seinen Körper.
Ich wusste nicht, was hier geschah, kam aber auf die Beine, und wenig später stand für mich fest, dass der Henker mich nicht mehr angreifen würde. Er würde niemanden mehr angreifen, denn plötzlich schlugen kleine helle Flammen aus seinem Körper. Sie waren nur fingerlang und sahen aus wie Lichter, aber sie hatten eine zerstörerische Macht, was ich ebenso zu sehen bekam wie auch die Zeugen im Garten und an den Fenstern.
Die hellen Flammen vernichteten den Henker. Sie spielten mit ihm. Sie fügten ihm die Schmerzen zu, die er anderen Menschen versprochen hatte. Er fand sich nicht mehr zurecht. Er taumelte von einer Seite zur anderen, versuchte dann, sich wieder aufzurichten, was ihm aber nicht mehr gelang.
Plötzlich war sein Körper von einem hellen Flammenumhang umgeben, der an ein Gewand aus Licht erinnerte.
Und dann kam der Augenblick, in dem ihm die Kraft verließ. Auf der Stelle brach er zusammen. Er blieb auf dem Bauch liegen. Sein Rücken zuckte hoch, fiel wieder zusammen, und mit einem Mal war seine violette Haut verschwunden. Sie hatte einer hellgrauen Masse Platz geschaffen. Es gab nur noch die pure Asche, die in sich zusammensank, sodass sich auch der menschliche Umriss des Henkers auflöste.
Die Welt würde für immer vor ihm Ruhe haben …
***
Ich konnte mich entspannen, was bei mir sehr langsam ging. Und ebenso langsam drehte ich mich um. Um die klatschenden Templer im Hintergrund kümmerte ich mich nicht, ich hatte nur Augen für zwei Personen, die nur eine Körperlänge von mir entfernt auf dem Boden hockten.
Es waren Godwin de Salier und seine Frau Sophie. Sie saß, weil sie ihren Mann stützen wollte. Godwin war noch ziemlich weg vom Fenster. Sophie richtete den Blick ihrer groß gewordenen Augen auf mich und deutete ein Kopfschütteln an.
»Wir haben es geschafft«, sagte ich mit rauer Stimme.
»Ja, haben wir. Oder du. Oder wer sonst.« Sie hob die Schultern. »Aber wie war das möglich?«
Da musste ich auch erst
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