1694 - Das Horror-Bett
Geht es dir gut?«, fragte Norman.
Ein leises, gedehntes »Ja …« war die Antwort.
Das überraschte ihn. »Ehrlich?«
Claire sagte nichts mehr. Sie wollte dieses Liegen einfach nur genießen, und nicht nur das. Es ging weiter. Sie fühlte sich wohl, beschützt. Hätte man jetzt von ihr verlangt, wieder aufzustehen, hätte sie es glattweg abgelehnt.
Es war und blieb ein Genuss. Die Decke unter ihr strömte etwas aus, das sie kaum beschreiben konnte. Es war ein wunderbares Gefühl. Sie wurde davon umfangen, und es verging nicht viel Zeit, da kam sie sich vor wie jemand, der schwebte und den Kontakt mit der normalen Welt verloren hatte.
Sie hielt die Augen offen. Da sie auf dem Rücken lag, war ihr Blick gegen die Decke gerichtet. Dort sah sie das Holzmuster. Sie konnte die einzelnen Kassetten zählen, aber dann verschwand auch dieses Bild vor ihren Augen.
Sie wusste nicht, was mit ihr geschah. In dem Bett schien tatsächlich etwas zu wohnen. Es strömte eine Kraft aus, mit der sie noch nie zuvor in Kontakt gekommen war.
Was war das nur?
Eine Antwort fand sie nicht. Sie schaffte es nur mit Mühe, normal nachzudenken, weil sich die Kraft verstärkte. Sie erfasste sie von allen Seiten, und als Claire sich konzentrierte, da merkte sie, dass sich unter ihr etwas tat.
Da war das Bett in Bewegung geraten. War es die Matratze oder nur die violette Zudecke gewesen, auf der sie lag? So genau konnte sie das nicht sagen. Sie wusste nur, dass sie sich nicht getäuscht hatte.
Etwas rumorte unter ihr.
Etwas wollte hervor, das sich bisher verborgen gehalten hatte. Und sie stellte fest, dass ihr Wohlgefühl plötzlich verschwunden war. Aber sie war nicht wieder in die Normalität zurückgekehrt, sondern erlebte etwas völlig Neues.
Das Bett bestimmte ihren Zustand! Sie war in dessen Griff geraten, und das Wort Griff erhielt für sie in den folgenden Sekunden eine völlig neue Bedeutung.
Etwas packte sie von unten!
Sehen konnte sie nichts, aber die Bewegungen waren da. Sie spürte sie an der Decke, die nicht starr, aber auch von ihr nicht bewegt wurde, sondern durch eine andere Kraft Falten warf.
Ihre Gefühlswelt hatte sich radikal verändert. Sie war auf den Kopf gestellt worden. Aus Genuss oder Freude war eine kalte Angst geworden. Unter ihr gab es etwas, das es nicht geben sollte, das sich aber immer mehr in den Vordergrund schob.
Und es kam hervor!
Zuerst wollte Claire es nicht glauben, doch sie konnte sich nicht dagegen wehren. Im Bett hatte etwas gelauert. Sie sah es nicht, weil sie es nicht schaffte, den Kopf zu heben. Aber es war stark, stärker als sie – und plötzlich griff es zu.
Etwas umschlang gleichzeitig ihre Hand- und Fußgelenke. Etwas, das sich anfühlte wie kalte Totenklauen …
***
Norman Randall hatte seine Freundin schon seit Längerem intensiv bearbeitet, um sie dazu zu bringen, mit ihm ins Museum zu gehen und sich auf das Bett zu legen.
Wohl hatte er sich dabei nicht gefühlt. Zwar wusste er nicht alles von diesem Bett, aber es gab Hinweise oder Warnungen, sich davon fernzuhalten. Deshalb war auch die Tür stets geschlossen. Aber er hatte es geschafft, sich den Schlüssel zu besorgen und auch seine Freundin heiß zu machen, sich das Bett mal genauer anzuschauen. Sie hatte schon immer nach einer guten Story gesucht, um sich gegen interne Konkurrenz behaupten zu können, und so hatte sie schließlich zugestimmt.
Jetzt war es passiert. Es gab kein Zurück mehr. Er war auch froh, als er sah, dass sich Claire auf dem Bett wohl fühlte. Das bestätigte sie ihm zwar nicht, aber er musste nur in ihr Gesicht schauen, um dies zu erkennen. Ja, sie fühlte sich gut.
Ihm fiel ein Stein vom Herzen. Dieses Bett war schon etwas Ungewöhnliches. Bisher hatte er nur davon gehört, nun erhielt er den Beweis. Von dem Bett musste etwas ausgehen, das für ein entspanntes Gefühl bei der Person sorgte, die darauf lag.
Claire lächelte. In ihren Augen lag der Ausdruck einer tiefen Zufriedenheit. Deshalb brauchte er sich auch keinen Kopf zu machen. Er fragte sich allerdings, wie er es schaffen sollte, Claire wieder aus dem Bett zu bekommen. Zwar schlief sie nicht, aber sie befand sich in einem Zustand, der nicht normal war, denn dass sie so starke positive Eindrücke erleben würde, damit hatte er nicht gerechnet. Und er musste jetzt zugeben, dass dieses Bett tatsächlich etwas Ungewöhnliches war.
Er tat nichts, er wartete ab. Nur wollte er nicht stundenlang neben dem Bett stehen und den Zuschauer
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