1695 - Entscheidung auf Luna
worden waren. Moira materialisierte fast gleichzeitig mit ihnen. „Es ist keine Zeit für lange Reden", sagte Moira. „Nur eines müßt ihr wissen: Es zeichnet sich ab, daß ich eure Hilfe brauchen werde. Ich benötige eure besondere Fähigkeit. Darum müßt ihr mit mir kommen, ob ihr wollt oder nicht. Ich hoffe jedoch, daß es euch lieber ist, an meiner Seite euer Talent einsetzen zu können, als auf Terra unbeachtet zu versauern. Alles Weitere erfahrt ihr auf dem Flug zum Mond und danach."
*
Moira hielt sich schon eine ganze Weile in der Milchstraße auf. Sie hatte die Experimente mit Spindeln und Segmenten, die anfänglichen Fehlschläge und das Werden der Spindelwesen von Anfang an aus der Distanz und über die Medien beobachtet. Sie mischte sich nie ein, blieb nur unbeteiligte Beobachterin.
Sie versicherte Mila und Nadja, daß sie sich eine ganze Weile recht gut unterhalten habe.
Recht erbaulich fand sie es, wie die Spindelwesen auf Gatas, Ertrus und im Humanidrom wüteten. „Aber dann sei der Zeitpunkt gekommen, sagte Moira, wo sie aus diesen turbulenten Ereignissen die richtigen Schlüsse ziehen konnte", erzählte Nadja. „Als die Spindelwesen ins Solsystem eindrangen und den Mond besetzten, habe sie sich zum Handeln entschließen müssen."
Es war für Perry Rhodan keine Überraschung, daß sich Moira schon seit einer ganzen Weile unbemerkt in der Galaxis herumtrieb. Es war auch klar, daß sie wartete, bis die Situation am Höhepunkt eskalierte, um ihm, Rhodan, dann ihre Dienste anzubieten. Aber etwas hätte Rhodan in diesem Zusammenhang doch gerne gewußt. „Hat Moira irgendeine Andeutung gemacht, wie sie zu den Spindelwesen steht?" fragte er die Zwillingsschwestern.
Mila und Nadja verneinten übereinstimmend. „Sie hat von den Spindelwesen immer nur global und wie von einer Sache gesprochen", fügte Nadja, die gesprächigere der Zwillinge, hinzu. „Ich glaube sogar, daß sie die Wesen überhaupt nicht als Lebewesen anerkennt. Sie sieht in ihnen vermutlich nur ein Spielzeug. Ein gefährliches Spielzeug, an dem sie ihre Kräfte messen kann."
„Und was war mit Voltago?" stellte Rhodan die nächste Frage. „Könnte es sein, daß sie irgend etwas mit ihm angestellt hat? Ich meine, irgend etwas, das mit seiner Erstarrung zu tun haben könnte."
„Sie kam nicht einmal in seine Nähe", versicherte Mila. „Außerdem befindet sich Voltago schon seit Ende Oktober in diesem Zustand, wie du weißt", fügte Nadja hinzu. „Moira könnte schon damals, ohne euer Wissen, am Goshun-See gewesen sein."
„Das schon", meinte Nadja nachdenklich. Dann schüttelte sie entschieden den Kopf. „Nein, Moira hat damit garantiert nichts zu tun. Es handelt sich anscheinend um eine ganz normale Meditationsstarre, wie man sie von Voltago kennt."
„Moira hat mit Voltago bestimmt nichts im Sinn", ergänzte Mila. „Es ist, als würde sie seine Existenz überhaupt nicht interessieren. Das war ja auch auf Charon schon so. Sie hat damals Voltago und Paunaro einfach ignoriert."
Perry Rhodan fragte sich, ob Moira Wesen besonderer Art grundsätzlich aus dem Weg ging, wenn sie ihr nicht gerade in die Quere kamen. Es war im Moment belanglos.
Plötzlich aber erinnerte er sich eines Punktes, der ihn ganz persönlich betraf. „Wie habt ihr das mit der Weihe eigentlich gemeint?" erkundigte er sich. „Hat Moira diesen Ausdruck gebraucht, oder habt ihr einen Ausspruch von ihr nur interpretiert?"
„Das kam so", berichtete Mila. „Ich habe Moira gefragt, ob sie den Terranern helfen würde, weil es so aussah, daß es ohne ihr Eingreifen schlimm enden würde. Daraufhin sagte sie aus, daß dies von den Terranern abhänge, beziehungsweise von einem bestimmten Terraner. Uns war sofort klar, daß sie damit nur dich meinen konnte, Perry. Und dann fügte sie wörtlich hinzu: Nur wenn er von mir die Weihe entgegennimmt, können wir Partner werden, dann darf er auf Rettung seiner Menschheit hoffen. Das klang überaus ... schwülstig, möchte ich sagen ... und auch so, als läge Moira sehr viel daran, daß dieser Akt stattfinden möge."
„Es war ein Pakt", beeilte sich Rhodan zu berichtigen. „Ein einfaches Geschäftsabkommen.
Sonst nichts."
Aus dem Hintergrund erklang Moiras spöttisches Lachen. Und dann tauchte sie in voller Lebensgröße auf. „Ende der Besuchszeit", verkündete sie und betrachtete Rhodan mit belustigtem Grinsen, als fände sie seine letzte Behauptung überaus naiv und realitätsfremd. „Wir beide müssen
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