1696 - Blutbeute
durch das Fenster ins Freie gezogen hatte …
***
Ich setzte trotzdem alles auf eine Karte. Ich wollte, ich musste Judy Simmons retten und hetzte zurück ins Wohnzimmer. Es war ein Fehler, denn durch die Eile hatte ich mir selbst den Überblick genommen, und das rächte sich.
Ich sah noch den Schatten, der auf mich zuraste, empfand ihn als klein und kompakt, als mich schon der Hieb an der Stirn traf. Der Schatten war zu einem harten Gegenstand geworden, wahrscheinlich zu einer Faust, und die erwischte mich so hart, dass ich aus meiner gebückten Haltung und noch in der Bewegung zu Boden geschleudert wurde.
Abrollen konnte ich mich nicht. Ich landete hart und schlug noch seitlich mit der Stirn auf. Der Schmerz schnitt wie mit einem scharfen Messer durch meinen Kopf, und für kurze Zeit verlor ich den Überblick.
Zwar glitt ich nicht in die Bewusstlosigkeit hinein und kam wieder auf die Beine, aber der Schwindel war nicht so einfach zu stoppen.
Ich stützte mich an der Rückenlehne eines Sessels ab und schaute automatisch zum Fenster hin. Es stand nicht nur offen, es war auch zerstört. Auf dem Boden verteilten sich die Glasstücke in unterschiedlicher Größe und bildeten Rutschbahnen.
Meine Sicht war nicht beeinträchtigt. Ich spürte die kalte Luft in meinem Gesicht, starrte durch das Fenster und sah trotz der Dunkelheit die Bewegung in der Luft, als würde dort ein großer Vogel fliegen.
Ich wusste, dass es kein Vogel war, sondern eine bestimmte Horror-Gestalt, die auch nicht allein war, denn sie hatte es geschafft, Judy Simmons aus dem Zimmer zu holen …
***
Suko und Justine sahen, wie überrascht die Halbvampire waren, als sie sie sahen. Suko hielt die Dämonenpeitsche in der Hand. Er hatte darauf verzichtet, die Beretta zu ziehen. Er wollte durch Schüsse keine Menschen aus dem Schlaf holen.
Die Halbvampire hatten aus der Wohnung in den Flur stürmen wollen. Alles war so perfekt vorbereitet gewesen und jetzt sahen sie sich zwei lebenden Hindernissen gegenüber.
Suko sah den Ersten auf sich zuhechten. Der wollte ihn kurzerhand aus dem Weg rammen und gegen die Flurwand schleudern. Das war sein Fehler, denn der Schlag mit der Peitsche erwischte ihn am Kopf. Sein Angriff wurde zwar nicht gestoppt, aber abgemildert. Er geriet ins Taumeln und drängte sich dabei zur Seite.
Suko stellte ihm blitzschnell ein Bein, sodass er stolperte und auf dem Boden landete.
Der zweite Halbvampir hatte sich auf Justine stürzen wollen und nicht mit ihrer Reaktionsschnelligkeit und Kampfkraft gerechnet. Sie war in die Höhe gesprungen und hatte beide Füße gegen seinen Kopf gerammt.
Irgendwas knackte. Der Mann flog zurück und prallte gegen die Wand, an der er nach unten rutschte. Sofort war die Vampirin bei ihm. Sie fiel auf ihn nieder, gab ein hartes Lachen ab, und dann tat sie das, was sie als Untote tun musste.
Sie rammte die Zähne in den Hals des Liegenden, stöhnte noch mal auf und saugte das Blut mit schmatzenden Geräuschen aus den Adern.
Das hörte auch Suko. Er wurde nicht mehr angegriffen und drehte den Kopf nach links. Sofort sah er, was da passierte.
Er fauchte Justine an. »Bist du verrückt? Wie kannst du nur …«
Für einen Moment hob sie den Kopf an. Suko sah die mit fremdem Blut verschmierten Lippen und hörte die Antwort wie einen Fluch.
»Kümmere du dich um die anderen!«
Ja, ihm blieb nichts anderes übrig. Zwei hatten den Angriff gestartet und waren gestoppt worden. Das hatten die beiden anderen mitbekommen und die Konsequenzen gezogen. Sie waren wieder zurück in die Wohnung gelaufen.
Suko verfolgte sie noch nicht. Er wollte zunächst sehen, was mit demjenigen passiert war, der von den Riemen seiner Dämonenpeitsche getroffen worden war.
Der Schlag hatte den Kopf erwischt und ihn gezeichnet. An zwei Stellen war die Haut aufgerissen. Die Spur zog sich von der Stirn abwärts. Sie hatte einen Teil der Nase zerstört und auch die rechte Mundseite. Aus der langen Wunde floss Blut.
Der zweite Riemen hatte den Kopf an der linken Seite erwischt und dabei die Hälfte des Ohrs zerstört. Von der noch vorhandenen anderen Hälfte hingen nur noch Knorpel nach unten.
Der Halbvampir war noch nicht tot. Aber er würde nicht mehr lange als solcher existieren. Er lag auf dem Rücken, und seine Beine zuckten ebenso wie die Hände.
Suko dachte an die restlichen beiden. Er stieg über den sterbenden Vampir hinweg, und einen Schritt später hatte er die Wohnung erreicht und stand in einem Flur. Es war
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