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1699 - Wolfshatz

1699 - Wolfshatz

Titel: 1699 - Wolfshatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hörte ich sein Lachen.
    Danach sprach er. Aber er hatte Mühe, Worte zu formulieren. Das meiste kam mir wie ein Gurgeln vor. Dann streckte er seine Arme aus. So hatte er eine noch bessere Schussposition. Wieder gurgelte es in seinem Mund.
    Egal, ich konnte nicht auf der Stelle hocken bleiben und musste etwas unternehmen.
    Es geschah wie der Blitz aus heiterem Himmel. Hinter Nathan Boyle sah ich eine Bewegung. Es war nicht zu erkennen, ob sie auf dem Boden stattfand oder in der Luft. Es war auch egal. Wichtig war nur, dass Boyle es nicht sah.
    Er wurde völlig überrascht. Etwas rammte von hinten seinen Kopf und schleuderte ihn nach vorn. Er stürzte in meine Richtung, dann sah ich dicht vor mir das Vogelmädchen, das kurzen Prozess machte, mich unter den Achseln packte und in die Höhe riss.
    Sekundenlang war ich durcheinander. Das Gewehr ließ ich nicht los, und als mich Carlotta wieder absetzte, befanden wir uns beide auf dem Hausdach nahe eines Kamins, gegen den wir uns lehnten.
    Das Gewehr hielt ich auch jetzt noch fest. Ich nahm es sogar als Stütze, um die leichte Schräge auszugleichen. Es lag auf der Hand, dass mir Carlotta das Leben gerettet hatte. Und es war für sie auch nicht schwer gewesen, mich vom Boden in die Höhe zu zerren, denn sie war eine sehr starke Person, was man ihr so nicht ansah. Das wusste ich von den zahlreichen Ausflügen her, die wir beide schon unternommen hatten.
    Unter dem Mützenrand hingen ein paar blonde Haarsträhnen hervor, die sie zurückstrich. Dann lächelte sie. Ich wusste, dass sie etwas sagen wollte, und kam ihr zuvor.
    »Danke, Carlotta. Ohne dich …«
    Sie winkte ab. »Ach, hör auf, das will ich nicht hören.« Sie stellte ihre nächste Frage. »Wo steckt Maxine?«
    »Im Stall.«
    Carlotta erschrak. »Du hast sie …«
    »Moment, nicht so schnell. Ich habe sie zwar allein zurückgelassen, allerdings nicht ohne Schutz. Ich habe ihr mein Kreuz gegeben.«
    Hörbar atmete sie auf. »Ja, jetzt weiß ich auch, warum du diesem Boyle nur mit einem Gewehr bewaffnet entgegengetreten bist.«
    »Ja, meine Beretta hatte er. Und er hat sie noch.« Dann erzählte ich Carlotta, was mit zweien der jungen Leute passiert war, dass sie durch mein Kreuz zwar gezeichnet aber nicht getötet worden waren.
    »Das hört sich gut an. Aber es bleiben noch zwei übrig, nicht wahr?«
    »Ja, leider. Ich denke, dass sie sich hier im Haus aufhalten.«
    »Und was ist mit Boyle?«
    Es war schwer, da eine konkrete Antwort zu geben. Er konnte zurück ins Haus gegangen sein, sich aber auch auf der Straße aufhalten. Carlotta bekam mit, dass ich über die leichte Schräge zum Dachrand rutschen wollte.
    »Nein, lass das …«
    Bevor ich reagieren konnte, hatte sie sich bereits erhoben. Sie schwebte auf den Dachrand zu, ließ sich dort nieder und warf einen Blick in die Tiefe. »Ich sehe ihn nicht mehr.«
    »Das hat nichts zu sagen. Wir müssen ins Haus.«
    »Einverstanden.« Carlotta flog zurück. Bevor ich mich versah, hatte sie mich wieder angehoben. Meine Beine pendelten dicht über die Dachpfannen hinweg, dann sackten wir in die Tiefe, und Carlotta war so forsch, dass wir beide vor der Haustür unsere Landung hinlegten.
    Ich warf sofort einen Blick auf die Tür. Die eine Hälfte stand offen. Es kam mir wie eine Einladung vor oder wie eine Falle. Das konnte man so genau nicht sagen.
    »Und?«, fragte Carlotta.
    »Ist doch klar.«
    »Aber ich gehe mit dir!«
    Ich wollte etwas dagegen einwenden, sah aber ihr Gesicht und dachte daran, dass sie mir zur Seite gestanden hatte.
    »Okay, dann gehen wir beide.« Ich schaute auf mein Gewehr. Geschossen hatte ich damit noch nicht, aber das konnte sich sehr schnell ändern …
    ***
    Schüsse!
    Obwohl sich Maxine Wells im Stall befand, waren sie für sie deutlich zu hören gewesen. Bei jedem Schuss war sie zusammengezuckt, und es lag auf der Hand, dass sie sich schreckliche Dinge vorstellte. Auch ein John Sinclair konnte nicht immer gewinnen, und dieser Gedanke trieb ihr das Blut ins Gesicht.
    Plötzlich kam ihr der Stall wie ein Gefängnis vor. Das wollte sie so rasch wie möglich verlassen. Einen konkreten Plan hatte sie nicht. Sie wollte nur raus, aber sie wusste auch, dass sie Vorsicht walten lassen musste.
    Sie ging zur Tür. Vorsichtig zog sie sie weiter auf. Dabei hielt sie das Kreuz in beiden Händen. Es war für sie der Rettungsanker.
    Sie betrat den großen Stall. Von den Schüssen war nichts mehr zu hören.
    Sie vernahm auch keine Stimmen. Draußen

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