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17 - Das Konzil der Verdammten

17 - Das Konzil der Verdammten

Titel: 17 - Das Konzil der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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überhaupt richtig weiß, was leben heißt«, stellte Fidelma sinnend in den Raum.
Bruder Gebicca rief ungeduldig, und der Verwalter eilte ihm
mit einer Entschuldigung auf den Lippen hinterher. »Noch ein Tod in der Abtei«, stellte Abt Ségdae fest, »aber
zumindest ist der hier eindeutig ein Unfall.«
Eadulf hatte sich die ganze Zeit über zurückgehalten, jetzt
wollte er allmählich erfahren, was wirklich geschehen war.
»Verzeih, aber ich fühle mich sehr matt. Ich glaube, ich sollte
mich in unser Gemach zurückziehen und eine Weile ruhen.« Fürsorglich half ihm Abt Ségdae die Stufen in der hospitia
zu ihrem Zimmer hinauf.
Als Fidelma und Eadulf endlich allein waren, erzählte sie ihm,
was sich zugetragen hatte. Eadulf war mehr als erschrocken. »Er hat allen Ernstes versucht, dich umzubringen?«, fragte
er fassungslos. »Aber warum? Er muss doch einen Grund gehabt haben. Und wieso hat er zuvor die Skulptur auf uns gestürzt?«
»Vergiss nicht, wir untersuchen einen Mord. Falls Andica da
mit drinsteckte, ist das Grund genug, und es würde außerdem
bedeuten, dass wir unserem Ziel ein wesentliches Stück näher
sind.«
»Weshalb sollte ein Steinmetz von hier etwas mit Dabhócs
Tod zu tun haben?«
»Um ehrlich zu sein, ich sehe auch keinen Zusammenhang
zwischen Dabhócs Tod und dem Verschwinden der Frauen
aus dem domus feminarum . Nun gut, Schwester Valretrade
war auf dem Weg zu ihrer Verabredung mit Sigeric oder Sigeric auf dem Weg zu ihr, als Dabhócs Leichnam entdeckt
wurde. Danach ist Valretrade verschwunden. Wiederum ist sie
nicht die Einzige, die fehlt.«
»Und wenn das gar nichts miteinander zu tun hat?« »Dann müssen wir es hinnehmen, wie es ist, und weiter suchen. Nur wie?« Sie stöhnte auf. »Ron baithaigeis hí!« »Warum schiltst du dich eine Närrin?«, fragte Eadulf überrascht.
»Gaugraf Guntram.«
Wie Fidelma jetzt gerade auf ihn kam, verstand Eadulf über
haupt nicht.
»Ich hatte ihn völlig vergessen«, gestand Fidelma. »Überleg
doch mal, er war in dem Zimmer gleich neben dem, in dem der
Mord geschehen ist. Zudem ist er der Sohn von Gräfin Beretrude. Wir sind bisher überhaupt nicht auf den Gedanken gekommen, ihn zu befragen.«
»Nach Bruder Chilperics Aussagen war er betrunken, so betrunken, dass er in jener Nacht nicht mal mehr in seine Burg
zurückkonnte. Es hieß, dass er deshalb nichts gesehen oder
gehört hätte.«
»Das ist reine Vermutung, Eadulf«, mahnte Fidelma. »Du
kennst meinen Grundsatz, nur Tatsachen zählen. Fast wäre ich
selbst in die Falle getappt, deshalb schalt ich mich eine Närrin.«
»Erst mal müssen wir wissen, wo wir Guntram finden.« »Nichts leichter als das.« Sie erhob sich rasch. »Ruh dich
ein bisschen aus. Ich bin gleich wieder da.«
Noch ehe er sie daran hindern konnte, war sie auf und davon. Er humpelte zum Waschraum nebenan, zog die schmutzigen und zerrissenen Sachen aus und wusch sich den Staub
vom Leib. Dann streifte er frische Kleidung über und legte
sich aufs Bett.
Fidelma hatte sich inzwischen zum anticum begeben, wo
sie Bruder Chilperic vermutete. Sie fand ihn in getrübter Stimmung. Er empfing sie mit den Worten: »Bruder Gebicca ist
auch zu dem Schluss gekommen, dass es ein tödlicher Unfall
war. Bruder Andica wollte wahrscheinlich nachsehen, wie die
Statue hat herunterfallen können, hat dabei selbst den Halt
verloren und ist in den Tod gestürzt. Es ist ein Jammer. Er
war ein burgundischer Patriot und ein sehr guter Steinmetz. Gräfin Beretrude wird außer sich sein, wenn ich ihr von sei
nem Tod Mitteilung mache.«
Bei seiner letzten Bemerkung horchte Fidelma auf und
hätte darüber fast den eigentlichen Anlass vergessen, aus dem
sie den Verwalter hatte sprechen wollen. So harmlos wie möglich fragte sie: »Weswegen sollte ausgerechnet Gräfin Beretrude außer sich sein?«
»Weil Bruder Andica für sie gearbeitet hat. Er sollte einiges
an der Villa machen. Ich glaube nicht, dass er damit schon fertig war. Er hatte in den vergangenen zwei Wochen überwiegend bei ihr zu tun.«
Fidelma nahm die Auskunft zur Kenntnis, sagte, wie sehr
sie den Tod des Steinmetzen bedauere, und erkundigte sich
dann: »Weißt du zufällig, wo ich Bruder Budnouen, den Gallier, finden könnte?«
Bruder Chilperic blickte sich zerstreut um. »Ich glaube, du
hast ihn gerade verpasst. Eben war er noch mit seinem Wagen
auf dem Vorplatz. Was möchtest du … ?«
Er kam nicht weiter, denn Fidelma war schon durch die großen Tore auf den Vorplatz entschwunden. Und

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