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17 - Das Konzil der Verdammten

17 - Das Konzil der Verdammten

Titel: 17 - Das Konzil der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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der burgundischen Könige kennenzulernen.«
»Ich gewinne den Eindruck, dass viele hier darauf pochen, Nachfahren der Burgundenkönige zu sein«, stellte Fidelma trocken fest. »Hast du eine Ahnung, was für ein Mensch Guntram ist? Uns wurden Geschichten von seiner Unreife und seinem Hang zum Trinken zugetragen.«
»Über seine Ausschweifungen spricht man in ganz Burgund hinter vorgehaltener Hand. Er ist ein junger Mann, der über die Maßen trinkt, es mit Frauen treibt und leidenschaftlich gern auf die Jagd geht. Für alles andere hat er wenig übrig.«
»Dann muss er für Gräfin Beretrude eine Enttäuschung sein«, meinte Fidelma.
»Ist er auch.«
»Kümmert er sich um Fragen des Glaubens und um das, was sich in dieser Hinsicht in Autun abspielt?«
Bruder Budnouen grinste. »Religion ist für ihn nicht mehr als das, was für andere ein Mantel ist – man kann in ihn hineinschlüpfen und es genauso gut lassen, je nachdem.«
»Er hat sich aber vor einer Woche in der Abtei aufgehalten«, gab Fidelma zu bedenken.
»Soviel ich weiß, ist Bischof Leodegar irgendwie mit ihm verwandt«, erklärte Budnouen.
»Irgendwie verwandt? Ich dachte, Leodegar wäre Franke.«
»Das stimmt schon. Leodegars Vater hieß Bobilo, bekleidete ein hohes Amt am Hof von König Chlothar …«
»König Chlothar? Der Frankenkönig ist doch aber ein junger Mann«, unterbrach ihn Eadulf. »Nun verstehe ich gar nichts mehr.«
»Ich rede von dem zweiten König mit ebendem Namen, der die Franken vor etwa vierzig Jahren regiert hat. Der gegenwärtige König Chlothar ist der dritte, der diesen Namen trägt. Es heißt, Bobilo, Leodegars Vater, hätte eine junge burgundische Cousine gehabt, nämlich Gräfin Beretrude. Ehrlich gesagt, mit dem genauen Verwandtschaftsgrad kenne ich mich nicht so aus. Ich gebe nur weiter, was man sich erzählt. Leodegars Eltern, Bobilo und seine Frau Sigrada, waren von Rang und Würden. Leodegar hat also enge Bande zu den herrschenden Familien, sowohl zu den Franken als auch zu den Burgunden. Das erklärt, weshalb er, bevor er mit dem Bischofsamt hier betraut wurde, am Hof der Königin Bathilde war, der Mutter des gegenwärtigen Königs Chlothar.«
»Dann ergibt sich das Machtgehabe, das Bischof Leodegar an den Tag legt, aus seinen königlichen Verbindungen«, überlegte Eadulf und fügte, nur für Fidelmas Ohren bestimmt, leise hinzu: »Wir sollten auf der Hut zu sein.«
»Das sind wir immer, Eadulf.« Schon stellte sie Bruder Budnouen die nächste Frage. »Würdest du sagen, Guntram und seine Mutter haben zu Leodegar ein gutes Verhältnis?«
»Meines Wissens ja. Das Verhältnis zwischen Beretrude und Guntram hingegen lässt zu wünschen übrig.«
»Inwiefern? Wegen des Lebensstils ihres Sohnes?«
»Die Gräfin ist ehrgeizig, Guntram aber ist alles egal. Ich habe ja schon gesagt, er verbringt die meiste Zeit mit Jagen, oder mit …« Bruder Budnouen blickte verlegen zu Fidelma, » … oder mit gewissen Unterhaltsamkeiten. Guter Wein und leichte Frauen. Ich gebe nur weiter, was allgemein bekannt ist«, fühlte er sich bemüßigt zu ergänzen, als bedürfte es einer Entschuldigung.
»Oft genug beruht allgemein Bekanntes auf bloßem Gerede«, wandte Eadulf vorsichtig ein.
»Da ist etwas Wahres dran, Bruder Eadulf«, gab der Gallier zu. »Doch wovon ich eben sprach, ist die reine Wahrheit.«
Sie hatten den Waldrand erreicht. Baumloses Weideland erstreckte sich weit in die Ferne und verschwamm in einer Hügelkette.
»Guntrams Burg befindet sich am Anfang des Tals, das jenseits des Bergabhangs dort liegt«, erklärte Bruder Budnouen und zeigte mit der Hand in die entsprechende Richtung.
Gemächlich fuhren sie weiter, ein jeder mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt. Kurz darauf wurden sie von einem jungen Krieger hoch zu Ross angerufen. Er tauchte aus der Deckung eines Hügels auf und kam auf sie zugeritten. Offensichtlich kannte Bruder Budnouen den Mann, sie wechselten ein paar Worte, der Krieger ließ sie passieren und machte wieder kehrt.
»Einer von Guntrams Wächtern, die den Zugang zu seiner Burg schützen«, erklärte Bruder Budnouen.
Immer weiter ging es durch Weideland, bis sie an das Tal kamen, das eingebettet zwischen Hügeln lag.
Graf Guntrams Burg war ein eigenartiges Gebilde aus Stein und Holz. Hohe Mauern umgaben die einzelnen Gebäude. Auf die Mauern waren kleine Türmchen gesetzt, in denen vermutlich Wachposten standen. Auf Fidelma wirkte die Burg befremdend. Solche Bauten kannte sie aus ihrem Heimatland nicht.

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