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17 - Das Konzil der Verdammten

17 - Das Konzil der Verdammten

Titel: 17 - Das Konzil der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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betroffen.
»Stehen die alle schon lange so wie jetzt?«
»Die sind dort schon seit der Zeit der Römer. Solange ich hier bin, haben sie völlig fest und sicher gestanden. Merkwürdig, dass gerade jetzt eine heruntergefallen ist. Wenn das kein böses Omen ist!«
»Das Omen wäre gewiss bös, wenn die Statue jemanden erschlagen hätte«, erwiderte Fidelma trocken.
»Es wurde doch hoffentlich niemand verletzt?«
Sie ging nicht darauf ein, sondern blickte zu den Nischen in den Arkaden über ihr. »Gibt es einen Zugang zu den Nischen dort oben? Sie scheinen ziemlich tief zu sein, und dahinter ist es hell, als ob da ein freier Raum wäre.« Der Mönch nickte. »Das stimmt, Schwester. Hinter den
Standbildern ist ein Laufgang, den die Steinmetze benutzen,
wenn Arbeiten am Dach oder dem Bildzierrat hoch oben zu
verrichten sind.«
»Ist dieser Laufgang leicht zu erreichen? Wie könnte ich
von hier dort hinaufgelangen?«
»Du möchtest doch nicht etwa da hochgehen?« »Doch, das möchte ich.«
Unentschlossen schaute er sich um, wusste offenbar nicht
recht, wie er sich verhalten sollte, und meinte schließlich: »Na
gut, ich kann’s dir zeigen.«
Gleich hinter den Türen, durch die sie hereingekommen
waren, bemerkte Fidelma jetzt einen schmalen Durchlass, auf
den ihr Gegenüber wies. Eine enge Wendeltreppe wie in einem
runden Turm bot sich zum Aufstieg an. Fidelma trat auf die
erste Stufe und suchte etwas zu erkennen. Am oberen Ende
des Treppenhauses war Licht. Bevor sie noch eine weitere
Stufe erklomm, fragte der junge Mönch hinter ihr ängstlich:
»Hast du wirklich vor, da hinaufzusteigen, Schwester?« »Ja, ich bin fest entschlossen«, erwiderte sie unerschütterlich.
»Das ist ziemlich gefährlich. Schließlich ist eine Statue gerade abgestürzt. Das Mauerwerk dürfte brüchig sein.« »Du bringst mich davon nicht ab.«
»Dann sollte ich lieber mitkommen, falls dir da etwas zustößt. Lass mich vorgehen.«
Fidelma zuckte die Achseln und ließ den jungen Mann vor.
Leichtfüßig erklomm er die Wendeltreppe. Bald befanden sie
sich in einem Korridor, dessen Fußboden Holzplanken bildeten. In die Außenmauer waren Fensteröffnungen eingelassen, durch die Tageslicht drang, die andere Seite bildeten die Arkaden mit den Nischen, in denen die großen Statuen standen, jede etwa sechs Fuß hoch. Eine dieser Höhlungen war leer, und Fidelma ging geradewegs darauf zu. Die Galerie zog sich bis zu einem anderen Treppenhaus hin, in dem sie verschwand.
»Wo führt die Galerie eigentlich hin?«, fragte sie ihren Begleiter.
»An ihrem Ende hinter der Holztür beginnt das domus feminarum , Äbtissin Audofledas Bereich der Abtei. Aber die Tür ist immer verschlossen.«
Fidelma blickte in die Richtung und stellte fest: »Zugemauert wie die Haupttür unten ist sie offenbar nicht.«
»Sie ist einfach zugeschlossen. Nur der Bischof hat einen Schlüssel. Hier kommt sonst niemand hoch.«
Ihr Augenmerk galt wieder der Nische unter dem Pfeilerbogen. Mit raschem Blick erkannte sie, von selbst hätte das Standbild auf keinen Fall umstürzen können. Prüfend schaute sie auf den Sockel, der völlig stabil war, an den Kanten allerdings gab es Absplitterungen und frische Kratzspuren. Mit brutaler Gewalt hatte man eine Brechstange unter die schwere Steinfigur getrieben, um sie auszuhebeln und genau in dem Augenblick zum Absturz zu bringen, als sie dort unten entlanggingen. Sie bückte sich und betrachtete eingehend die verräterischen Spuren. Es überlief sie kalt, denn ihr Verdacht bestätigte sich: Jemand hatte versucht, sie umzubringen. Ob es nun reine Intuition war oder ihr Reaktionsvermögen, das sich mit den Jahren ihrer Erfahrung als dálaigh geschärft hatte, sie spürte, wie sich ihr von hinten etwas näherte, und warf sich im gleichen Moment zur Seite. Instinktiv hatte sie richtig gehandelt. Sie bemerkte den Klosterbruder neben sich, sah, wie er eine Sekunde mit ausgestreckten Händen schwankte, denn er hatte sie aus dem Arkadenbogen nach unten auf den Gang stoßen wollen. Erschreckt riss er die Augen auf und fuchtelte verzweifelt mit den Armen im vergeblichen Bemühen, sein Gleichgewicht zu halten. Mit einem Angstschrei fiel er vornüber und stürzte auf die Trümmer der Statue.

K APITEL 16
    Kopfschüttelnd betrachtete Bruder Gebicca Eadulfs Bein. »Mir scheint, ihr wollt mein Können auf die Probe stellen,
wie ich Wunden am Bein zu behandeln verstehe.« Er wurde
von Bruder Benevolentia abgelenkt, der ungeduldig herumstand. »Ja, was gibt

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