17 - Das Konzil der Verdammten
umherzustreifen«, meinte sie zuversichtlich. »Ich ziehe gleich jetzt los, und es ist hell lichter Tag. Ich hoffe, noch vor Einbruch der Dunkelheit wieder hier zu sein. Mach dir keine Sorgen. Ich komme zurück. Versprochen.«
Ehe Eadulf weitere Bedenken vorbringen konnte, war sie gegangen.
Fidelma verließ die Abtei, überquerte rasch den großen Vorplatz und lief durch die Straßen, mit denen sie inzwischen vertraut war. In diesem, vom Handelszentrum abgelegenen Teil der Stadt waren verhältnismäßig wenige Leute und nur ein oder zwei Reiter unterwegs. Ab und zu ratterte auch ein Gefährt vorbei und verschwand in den engen Gassen. Die Passanten, denen sie begegnete, nickten ihr freundlich zu oder murmelten einen Gruß.
Schon bald hatte sie die breite Straße erreicht, in die sie einbiegen musste, wollte sie zum Benignus-Platz und zu Gräfin Beretrudes Villa gelangen. Rechts hinten an der Ecke war das Geschäft, das Kleider und andere Sachen zum Anziehen anpries. Zielgerichtet strebte Fidelma dorthin. Sie war zuversichtlich, hier etwas Geeignetes zu finden, um sich ein anderes Aussehen zu geben. Draußen hingen verschiedene Kleidungsstücke zum Verkauf, Kleider, Schals, Röcke, Umhänge, alles Mögliche. An der Türschwelle blieb Fidelma stehen und lugte in das dunkle Innere des Ladens. Eine ältere Frau erhob sich von ihrem Stuhl, legte das Stück, an dem sie arbeitete, aus der Hand und sprach sie in der gutturalen Sprechweise der Burgunden an. Fidelma vermutete dahinter eine Begrüßung oder die Frage, was sie zu ihr führte.
»Sprichst du Latein?«
Die Frau schaute sie verständnislos an.
Fidelma versuchte es in einfachen Worten mit Angelsächsisch und kam damit auch nicht weiter. Sie deutete auf die draußen hängenden Sachen. »Ich brauche etwas zum Anziehen«, sagte sie langsam.
Neugierig starrte die Alte sie von oben bis unten an, denn auch wenn Fidelma nicht die fromme Tracht der Schwestern aus dem Kloster von Autun trug, so verrieten sie doch das Kruzifix und ihr Habit als eine Nonne.
Fidelma begriff, dass eine Verständigung schwierig werden würde. Sie zeigte ein weiteres Mal auf ein Kleid, das ihr geeignet erschien, und zog die Augenbrauen fragend hoch.
»Wie teuer?« In der Hoffnung, die einfachen Wörter würden in beiden Sprachen ähnlich sein, war sie wieder ins Angelsächsische gefallen.
Die alte Frau hob die Hand und reckte einen Finger in die Höhe, bevor sie sich zu einer Tür hinten im Raum wandte und nach jemandem rief. Man hörte ein leises Rascheln, und eine junge Nonne erschien.
Obwohl sie sich nur im Dunklen bei Kerzenschein begegnet waren, erkannte Fidelma das Mädchen sofort, und der ging es umgekehrt nicht anders.
»Schwester Inginde! Ich hätte nicht gedacht, dass dir gestattet ist, das domus feminarum zu verlassen.«
Das junge Mädchen schaute sie ein, zwei Augenblicke überrascht an und verzog dann das Gesicht zu einem Lächeln.
»Schwester Fidelma! Das hier ist meine Tante, und da es ihr in letzter Zeit nicht sonderlich gut ging, hat man mir ausnahmsweise erlaubt, sie zu besuchen.«
»Tatsächlich?«
»Was führt dich hierher, Schwester Fidelma? Weißt du was Neues von Valretrade?«
Fidelma hielt es für besser, zuerst die zweite Frage zu beantworten.
»Neues habe ich nicht in Erfahrung gebracht, aber aufgegeben habe ich auch nicht. Und hier bin ich, weil ich ein paar Kleidungsstücke kaufen möchte.«
Schwester Inginde war etwas ratlos. »Meine Tante näht eigentlich keine Nonnentrachten, sie bessert nur hier und da
mal was für uns aus.«
»Es geht mir auch nicht um eine Nonnentracht. Ich möchte
etwas, worin ich mich frei in der Stadt bewegen kann, ohne
gleich erkannt zu werden.«
Das Mädchen streifte sie mit einem neugierigen Blick. Fidelma ging einen Schritt weiter. »Ich brauche etwas Einfaches, möchte ohne lange Erklärungen hier und da eingelassen werden und Auskünfte erhalten, die ich für nötig erachte.«
»Dann müssen wir dir auf jeden Fall helfen.« Inginde
redete auf ihre Tante ein. Die Alte maß Fidelma mit kritischem Blick und sagte dann etwas, woraufhin Schwester Inginde nickte. »Meine Tante meint, du dürftest nicht zu grelle
Farben wählen. Dein rotes Haar ist schon auffallend genug.
Sie würde dir zu dunklen Farben raten, ein Kleid und darüber
einen Umhang mit Kapuze, um das Haar zu verbergen.« Die Frau nahm ein graubraunes Kleid von einem Haken
und hielt es Fidelma an. »Das müsste deine Größe sein, meint
sie«, übersetzte Inginde.
Sie
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