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17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut

17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut

Titel: 17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Bügeln im Wald verfangen und infolgedessen elend zu Grunde gehen könne.
    Nun stiegen wir auf unsere Pferde und erreichten bald die Stelle, an welcher Barud el Amasat lag. Sein zerschmetterter Körper bot einen schauderhaften Anblick. Wir stiegen nicht ab, denn diese Leiche zu betrachten, hatte keinen Zweck. Unsere Pferde konnten nur schwer dazu gebracht werden, über dieselbe hinwegzutreten.
    „Das ist ein ernstes Gericht“, sagte Halef, indem er das Gesicht abwendete. „Allahs Hand trifft alle Gottlosen, den einen früher und den andern später, und doch wollen sie sich nicht bessern. Fort von dieser schrecklichen Stelle!“
    Er drängte sein Pferd rascher vorwärts, und wir folgten ihm schweigend. Was hätten wir auch anderes sagen können, als er? –
    Die Wände der Schlucht wurden höher, immer höher und rückten wieder so eng zusammen, wie vorher. Das hatte etwas unsäglich Bedrückendes; diese Masse von Gestein führte mit vollem Recht den Namen des Teufelsfelsen.
    Nachdem wir wohl eine Viertelstunde lang geritten waren, öffnete sich die Schlucht auf ein rundes, weites Tal, bei dessen Anblick ich unwillkürlich den Rappen anhielt. Es hatte die Gestalt einer tiefen Schüssel, deren Boden einen Durchmesser von fast einer Stunde haben konnte. Aber wie sah es in dieser Schüssel aus!
    Die Ränder stiegen rundum felsig und ziemlich steil empor. Da, wo eine Vegetation hatte Wurzeln fassen können, standen mehrhundertjährige Nadelbäume, mit deren Dunkel das lebhafte Grün riesiger Laubhölzer kontrastierte. Nach Süden und nach Westen schien das Tal einen ziemlich breiten Ausgang zu haben. Die Sohle desselben war mit Felsentrümmern fast ganz bedeckt. Trümmer von der Größe eines mehrstöckigen Palastes bis zum faustgroßen Stein herab. Über diese Felsen breitete sich ein schimmernder Überzug von Weinreben, Efeu und sonstigem Gerank, und zwischen denselben hatte üppiges Gebüsch jeden Raum so sehr in Besitz genommen, daß ein Hindurchkommen gar nicht denkbar zu sein schien.
    Hatte hier ein Erdbeben das Gestein zerschüttelt, oder hatte sich ein unterirdischer See hier befunden, dessen Felsendecke plötzlich eingebrochen war? Das Tal hatte das Aussehen, als sei es einmal von einer Felsendecke überwölbt gewesen, welche von der Faust des Teufels zerschlagen wurde.
    Von da aus, wo wir hielten, führten Spuren nach rechts, längs der Talwand hin. Wir folgten ihnen. Das war die Richtung, von welcher Junak gesprochen hatte. Lange sah ich mich vergeblich nach den Meilern um, welche hier vorhanden sein sollten. Endlich sah ich über dem Gebüsch die Luft im Sonnenglanz zittern. Das war das Zeichen vorhandener Feuer, welche keinen Rauch verbreiteten.
    „Dort muß die Wohnung des Köhlers Scharka liegen“, sagte ich. „Es scheint kaum fünf Minuten bis dahin zu sein. Am liebsten möchte ich einmal rekognoszieren. Reitet hier in die Büsche und wartet auf mich.“
    Ich übergab Halef mein Pferd und die Gewehre und ging zu Fuß weiter. Nach kurzer Zeit gelangte ich an den Rand eines freien Platzes, dessen Boden kohlig schwarz gefärbt war. Ein roh aus Stein aufgeführtes Häuschen stand auf der Mitte desselben, und rundum erblickte ich in Brand befindliche oder Spuren abgebrannter Meiler.
    Einer dieser kegelförmigen Haufen, der größte von allen, stand rechts von mir am Rand der Lichtung und ganz an den Felsen der hier senkrecht aufsteigenden Talwand gelehnt. Er hatte das Aussehen, als ob er bereits lange, lange Jahre hier gestanden habe, ohne in Brand gesetzt worden zu sein.
    Das wunderte mich. Aber meiner Aufmerksamkeit noch würdiger erschien mir dieser Meiler, als ich den Blick erhob und über den dichten Wipfeln der Schwarzhölzer die gewaltige Krone einer riesigen Eiche ragen sah. Ich blickte rundum und sah keinen zweiten Baum dieser Art. Sollte dies die hohe Eiche sein, durch deren Inneres der heimliche Weg in die Höhle führte? Dann war es leicht möglich, daß der senkrecht unter ihr stehende Meiler zu dieser Höhle in irgendwelcher Beziehung stand.
    In seiner Nähe war aus Steinen ein von Moos überzogener Sitz gebaut, auf welchem zwei Männer saßen, welche Tabak rauchten und sich sehr angelegentlich zu unterhalten schienen. Ziemlich weit davon, jenseits des Meilers, stand ein gesatteltes Pferd, welches die Blätter von dem Buschwerk knusperte. Der Rand des Gebüsches, an welchem ich stand, zog sich bis zum Meiler und noch weiter hin und berührte auch die Bank, sie mit den längst verblühten

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