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17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut

17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut

Titel: 17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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euch sich ohne meine Erlaubnis erhebt, den lasse ich niedersetzen. Also nieder mit dir, Scharka, augenblicklich, sonst –“
    „Setze mich doch nieder! Hier stehe ich, und hier ist mein Messer! Wenn du noch –“
    Er kam nicht weiter. Er hatte das Messer aus dem Gürtel gezogen und auf mich gezückt; aber da krachte hinter uns ein Schuß, und er sank mit einem Weheruf zusammen. Die andern wollten vor Schreck auffahren, aber ich rief:
    „Bleibt sitzen, sonst trifft auch euch die Kugel. Ihr seid umzingelt.“
    „Glaubt es nicht!“ schrie der Köhler, der auf der Erde saß und sein Bein mit beiden Händen hielt. „Holt die Gewehre! Dort lehnen sie, und im Haus sind noch mehr.“
    „Ja, dort lehnen sie. Holt sie euch doch!“
    Bei diesen Worten deutete ich nach der Wand, und alle sahen dort meine drei Gefährten stehen, welche ihre Flinten angelegt hatten. Der Schuß war aus Halefs Doppelflinte gefallen.
    „Drauf, drauf!“ gebot der Köhler.
    Aber niemand stand auf. Jeder sah, daß ihn die Kugel treffen würde, wenn er Miene machte, dem Köhler zu gehorchen. Dieser stieß schreckliche Flüche aus. Da erhob ich den Kolben und drohte:
    „Schweig! Noch ein Wort, so schlage ich dich nieder! Wir haben bereits gestern bewiesen, daß wir uns nicht vor euch fürchten, und heute sind wir zahlreicher hier.“
    „Und wenn ihr hundert seid, so fürchte ich mich nicht. Du sollst nicht umsonst auf mich haben schießen lassen. Da –!“
    Er ergriff das Messer, welches ihm entfallen war, und schleuderte es auf mich. Ich sprang zur Seite – es flog an mir vorüber – und im nächsten Augenblick erhielt er meinen Kolbenschlag, der ihn besinnungslos niederstreckte.
    Das machte Eindruck. Keiner wagte, eine feindselige Bewegung zu machen. Natürlich behielt ich die drei, welche Pistolen hatten, ganz besonders im Auge; aber zum Glück fiel es ihnen gar nicht ein, sich dieser Waffen zu bedienen.
    „Ihr seht, daß wir nicht scherzen“, sagte ich nun. „Der Alim soll mir Antwort geben. Die anderen haben sich ruhig zu verhalten. Wo befindet sich der Engländer?“
    „Es ist keiner hier“, antwortete er.
    „Auch in der Höhle nicht?“
    „Nein.“
    „Da hast du vollkommen recht, denn er ist bereits wieder heraus.“
    „Be – reits wie – der he – raus?“ stotterte er.
    „Wenn du ihn sehen willst, so schau dich einmal um.“
    Ich winkte nach der Stelle, wo ich Lindsay und den Dolmetscher wußte. Beide kamen herbei. Der Alim war steif vor Schreck.
    „Glaubst du jetzt, daß ich seine Spur gefunden habe?“ lachte ich. „Kaum hast du ihn gebracht, so ist er frei. Ihr könnt übrigens sehen, daß diese beiden sogar die Gewehre haben, welche sich drin in der Stube befanden. Ihr seid ganz in unsern Händen, und wir bitten uns nun noch die Pistolen dieser drei braven Männer aus. Der Dolmetscher mag sie ihnen aus den Gürteln ziehen; sie selbst dürfen ihre Waffen nicht berühren. Und dann mag ein jeder ihm auch sein Messer abgeben. Wer sich weigert, wird erschossen.“
    Ich legte den Stutzen an, und der Engländer zog eines seiner Gewehre an die Backe, obgleich er nicht verstanden hatte, was ich sagte. Das schüchterte die Leute vollends ein. Sie ließen sich ihre Waffen abnehmen, ohne ein Wort der Weigerung zu sagen.
    „Halef, die Stricke!“
    Es bedurfte nur dreier Sekunden, so hatte der Kleine diesen Befehl ausgeführt.
    „Binde den Alim!“
    „Herr, was fällt dir ein!“ rief der ‚Gelehrte‘. „Mich binden? Das dulde ich nicht!“
    „Du wirst es ruhig geschehen lassen, sonst bekommst du die Kugel in den Kopf. Glaubst du denn, einen Lord von Altengland schlagen zu dürfen und sodann dafür wie ein Padischah behandelt zu werden? Weißt du nicht, welch eine Beleidigung ein Peitschenhieb ist? Ihr werdet samt und sonders gebunden. Den andern gebe ich mein Wort, daß ihnen nichts geschehen wird, wenn sie gehorsam sind; du aber wirst die Peitschenhiebe mit guten Zinsen zurückerhalten.“
    Er sträubte sich dennoch gegen Halefs Hände. Da fragte Lindsay den Dolmetscher:
    „Was heißt auf türkisch: ich werde helfen?“
    „Jardymdschy 'm“, antwortete der Gefragte.
    „Well! Also jardymdschy 'm, mein Bursche!“
    Er hob die Peitsche auf, welche der Alim vorhin hatte fallen lassen, und versetzte demselben einige so kräftige Jagdhiebe, daß der Getroffene den Gedanken aufgab, Widerstand zu leisten. Er wurde gebunden, und dann kamen auch die andern an die Reihe. Diese weigerten sich nicht; sie hatten zu

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