17 Tante Dimity und die Dorfhexe Dorfhexe (Aunt Dimity and the Village Witch)
die kleinen Holzscheite brannten, stand ich auf, um Reginald zu begrüßen.
Reginald war ein rosa Flanellhase. Er hatte schwarze Knopfaugen, handgestickte Schnurrhaare und einen verblichenen lila Fleck auf seiner Schnauze, eine Reminiszenz an jenen Tag meiner Kindheit, an dem ich meinen Traubensaft mit ihm hatte teilen wollen. Reginald war bald, nachdem ich auf die Welt gekommen war, in mein Leben getreten und war mir bei meinen Abenteuern zum treuen Gefährten geworden. Er hatte mehr Tränen aufgenommen als alle Taschentücher meiner Kindheit zusammen, und er hatte alle meine Geheimnisse gewahrt. Jede andere Frau hätte ihn wahrscheinlich in Seidenpapier gewickelt und ihn als lieb gewonnenes Kindheitsrelikt in einem Schrankkoffer aufbewahrt. Ich hingegen wollte ihn immer zur Hand haben, für den Fall, dass ich mal wieder Tränen zu vergießen oder Geheimnisse zu teilen hatte.
» Heute war ein merkwürdiger Tag, Reg«, sagte ich. » Eine berühmte Künstlerin ist unter einem falschen Namen nach Finch gezogen, und wenn wir hier nicht von durchgeknallten Esoterikern überrannt werden wollen, müssen wir ihre wahre Identität verborgen halten.« Ich hob warnend den Zeigefinger. » Alles, was ich ab jetzt sage, ist streng vertraulich.«
Reginald hielt den Mund, als wollte er seine Vertrauenswürdigkeit unter Beweis stellen. Ich knuddelte seine Ohren und nahm dann das blaue Notizbuch aus dem Regal und setzte mich damit in einen der beiden Ledersessel vor dem Kamin.
» Dimity?«, sagte ich, indem ich das Buch aufschlug. » Ich hoffe, du hast heute Abend nichts vor. Ich garantiere dir, dass du meinen Bericht über unsere neue Dorfbewohnerin höchst interessant finden wirst.«
Schmunzelnd sah ich zu, wie sich die vertraute Handschrift in königsblauer Tinte geschmeidig über die Seite kringelte.
Lass mich erst einen raschen Blick in meinen Terminkalender werfen. Hmmm … Nein, heute Abend habe ich keinen Termin, und selbst wenn, würde ich ihn absagen. Ich habe den ganzen Tag sehnsüchtig darauf gewartet, endlich von Mrs Thistle zu hören. Schieß los!
Ich streifte die Turnschuhe von den Füßen, schlug die Beine unter und begann zu erzählen. » Wie ich gestern Abend schon sagte, war heute Umzugstag in Pussywillows.«
Weidenkätzchen – der Name ist bedauerlicherweise viel zu putzig für das reizende Cottage. Sein früherer Besitzer hat sich bestimmt von den Weidenkätzchen inspirieren lassen, die am Flussufer wachsen, aber ich wünschte, er hätte dem Ort einen Namen gegeben, der mehr Sinn macht. » Trauerweiden« zum Beispiel hätte es auch getan.
» Hm, ja«, sagte ich und war vorübergehend von meinen Gedanken abgelenkt. »› Trauerweiden‹ hätte auch gepasst, aber um das Cottage umzutaufen, ist es jetzt zu spät.«
Unsinn. Mrs Thistle bräuchte sich nur ein neues Schild malen lassen.
» Das könnte sie auch selbst tun. Mrs Thistle weiß mit einem Pinsel umzugehen.«
Ist sie Malerin?
» Ja, aber im Sinne von Künstlerin, und ihr wirklicher Name ist nicht Amelia Thistle, sondern Mae Bowen.«
Die Botanikkünstlerin? Das Wunderkind?
Ich zog überrascht die Augenbrauen hoch. » Du hast sie gekannt?«
Ich bin ihr nie persönlich begegnet, aber ich habe von ihr gehört. Zu meiner Zeit war Mae Bowen jedem, der sich für Botanik und Wasserfarben interessierte, ein Begriff, und ich liebe beides. Ich habe ihre allererste Ausstellung besucht und war verblüfft über ihr außergewöhnliches Talent, sie war damals noch sehr jung. Eine frühe Begabung kann mit der Zeit verblassen, doch ihr Talent hat sie nicht verlassen. Sie war eine der wenigen Glücklichen, die mit dem, was sie gern tun, ein kleines Vermögen verdienen. Aber warum hat sie beschlossen, sich plötzlich Amelia Thistle zu nennen? Noch so ein putziger Name, wenn ich mir die Anmerkung erlauben darf. Ich hätte eigentlich erwartet, dass Mae Bowen bei der Wahl eines Pseudonyms mehr Geschmack an den Tag legt.
» Wie auch immer, jedenfalls nennt sie sich Amelia Thistle, vielleicht aus Gründen des Selbstschutzes.«
Ich lehnte mich im Sessel zurück, stemmte die Füße auf die Ottomane und machte mich daran, Dimity ausführlich zu berichten, was ich von Grant und Charles erfahren hatte.
» Zunächst erschien mir dieser Rummel, der um Mae Bowen veranstaltet wird, ziemlich albern«, schloss ich, » bis William mir eines ihrer Bilder gezeigt hat. Es ist nur ein kleines Aquarell mit Frühlingskrokussen, aber es haut einen um. Sie hat die Blumen so gemalt,
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