17 Tante Dimity und die Dorfhexe Dorfhexe (Aunt Dimity and the Village Witch)
seinem Tod, als ich seine Sachen aussortierte.« Sie berührte die Gebäckdose. » Zusammen mit einem Notizbuch mit der englischen Übersetzung und allen Informationen, die er darüber gesammelt hatte, bewahrte er es in dieser Dose unter dem Bett auf.«
» Wie kam er dazu?«
» Er fand es im Nachlass eines unserer Urahnen«, sagte Amelia, » eines exzentrischen Antiquars namens John Jacob Bowen. John Jacob war ein interessanter Mensch. Einer dieser typischen leidenschaftlichen Sammler aus der viktorianischen Zeit. Er sammelte alle möglichen Kuriositäten, einfach nur, weil er sich gern mit diesen Dingen umgab. Dieses Pergament kaufte er einem Schuster ab, der behauptete, es sei aus seinem Schornstein heruntergefallen.«
» Ein merkwürdiger Ort, um ein Stück Pergament aufzubewahren«, warf ich ein.
» Wirklich?« Amelia lächelte geheimnisvoll und fuhr dann fort. » Bevor er es kaufte, untersuchte John Jacob das Dokument. Ich glaube, es interessierte ihn vor allem deshalb, weil sich der Verfasser des Dokuments Gamaliel Gowland nannte. Gowland war der Familienname von John Jacob, und wahrscheinlich glaubte er, dass es sich womöglich um einen entfernten Verwandten von ihm handelte.«
» Und, traf das zu?«
» Ja, wie es sich herausstellte«, sagte Amelia mit einem zufriedenen Ausdruck. » John Jacob war indessen viel zu beschäftigt mit dem Sammeln von Kuriositäten, um dem Dokument die Aufmerksamkeit zu schenken, die ihm gebührte, nicht aber Alfie. Er entdeckte, dass der Verfasser der Aufzeichnungen, Gamaliel Gowland, tatsächlich ein Urahne von uns war, der von 1649 bis 1653 Pfarrer von St. George’s war.« Sie sah mich an und nickte anerkennend. » Ihre Schätzung war also keineswegs grob, Lori. Das Schriftstück wurde tatsächlich in der Mitte des siebzehnten Jahrhunderts verfasst.«
» Einen Moment, bitte«, sagte ich. » Sie wollen also sagen, Ihr Großonkel mit den soundsovielen Urs davor war Pfarrer von St. George’s in Finch?«
» Genau.«
» Wow!« Vor Aufregung hätte ich beinahe meinen Tee verschüttet. » Ich würde meinen kleinen Finger dafür hergeben, diese Aufzeichnungen lesen zu können. Es wäre wunderbar, aus erster Hand etwas über das Alltagsleben im Finch des siebzehnten Jahrhunderts zu erfahren. Der Pfarrer und seine Frau werden ausflippen, wenn sie hören, was Sie da haben. Wo ist eigentlich der Rest?« Eine furchtbare Ahnung beschlich mich und ließ mich matt in meinem Sessel zurücksinken. » Jetzt sagen Sie mir bitte nicht, er ist verloren gegangen oder gar zerstört worden, Amelia. Ich glaube, das könnte ich nicht verkraften.«
» Ich versichere Ihnen, dass es weder verloren ging noch zerstört wurde. Hier.« Amelia nahm ein gewöhnliches spiralgebundenes Notizbuch aus der Gebäckdose, schlug es an einer bestimmten Seite auf und reichte es mir. » Es ist zeitsparender, wenn Sie Alfies Übersetzung selbst lesen.«
Ich nahm das Notizbuch entgegen und las im Stillen die Zeilen, die in der steilen, engen Handschrift ihres Bruders dort geschrieben standen:
Ich, Gamaliel Gowland, Pfarrer von St. George’s in Finch, der ich ganz allein in meinem Studierzimmer zu nächtlicher Stunde diese Zeilen schreibe, zeichne hiermit auf, was offen auszusprechen zu gefährlich wäre. Ich erzähle die verbotene Geschichte von Mistress Meg, die auch unter dem Namen Margaret Redfearn bekannt ist, einer furchteinflößenden und mächtigen Hexe. Indem ich die Geschichte dieser Hexe niederschreibe, bringe ich nicht nur mich selbst, sondern die ganze Gemeinde in Gefahr. Deswegen werde ich meine Aufzeichnungen aufteilen und die Seiten an verschiedenen Orten aufbewahren, in der Hoffnung, dass sie eines Tages, lange nachdem ich und jene, denen ich diene, bei unserem Herrn sind, von jemandem gefunden werden, der keine Vergeltung mehr fürchten muss. Wer also die Wahrheit finden möchte, folge den Zeichen.
Alfreds Übersetzung ins Englische endete mit einer getreuen Kopie des Symbols, das das Ende von Gamaliels lateinischem Text markierte: einem Kreuz in einer schildförmigen Raute.
Ich gab das Notizbuch Amelia zurück, und sie legte es in den Schoß.
» Das Manuskript ging also weder verloren noch wurde es zerstört, sondern versteckt«, sagte sie. » Gamaliel hat sich zu diesem Schritt entschlossen, weil sein Inhalt möglicherweise Unheil für ihn und seine Gemeinde hätte heraufbeschwören können, nämlich die Geschichte von Mistress Meg.«
Ich nickte. » Hexerei war im siebzehnten Jahrhundert
Weitere Kostenlose Bücher