170 - Der Herr des Feuers
Kupferkessel in die Mitte des Drudenfußes und füllte ihn mit verschiedenen Mixturen, denen sie Blätter und Wurzeln beimengte.
Der Kesselinhalt begann nach kurzer Zeit zu kochen und zu brodeln, ohne daß sich darunter ein Feuer befand. Die Ingredienzien erhitzten sich aneinander.
Erste graugrüne Dämpfe stiegen auf und vermengten sich mit den Worten, die immer noch da waren.
Wieder erhob sich Tervi, und kurz darauf stellte sie weiße, brennende Kerzen rings um den Topf auf, in jede Pentagrammecke eine, und sie nahm ein dickes Buch zur Hand, das in Dämonenhaut gebunden war.
Sie schlug das Buch auf und legte es auf ihre nackten Schenkel. Morron Kull wartete mit wachsender Spannung. Er hätte nicht gedacht, daß das Herbeizitieren von Toorsom mit einer so endlos langen Prozedur verbunden war.
Der Herr des Feuers ließ sich offenbar gern bitten. Aber er war hervorragend. Was er in die Luft jagte, wurde nicht nur zerstört, sondern löste sich auf. Man hätte meinen können, es hätte nie existiert.
Die Höllenamazone zitierte Sprüche aus dem Dämonenbuch. Im Kessel begann es zu zischen und zu fauchen, als befände sich Toorsom bereits darin.
Tervis Stimme schwoll an; sie blätterte um, las weiter, immer lauter, höher - bis ihre Stimme unangenehm schrill wurde.
Sie brach so jäh ab, daß Morron Kull meinte, irgend etwas wäre schiefgegangen.
Tervi klappte das Buch zu; es gab einen dumpfen Knall. Sie legte den Folianten neben sich und streckte die Hände vor, als wollte sie sich am Dampf wärmen.
Dabei flüsterte sie immer wieder Toorsoms Namen in den Kessel und forderte ihn unermüdlich auf zu erscheinen.
Er macht es mächtig spannend, dachte Morron Kull ärgerlich. Verdammt, wie lange will er sich noch zieren und uns hinhalten?
Da heulte, brüllte plötzlich etwas hoch, Dampf schoß zur Höhlendecke hinauf, als wäre das Ventil eines Kessels geplatzt. Hitze fraß sich in Kulls Gesicht und nahm ihm den Atem, während aus dem Dampf, der sich pilzförmig ausgebreitet hatte, ein riesiges Wesen wurde.
Toorsom!
Satans Sprengmeister!
***
Stephen Averback rief mich an und teilte mir mit, daß das Haus am Trevor Place inzwischen restlos ausgeräumt worden war und nun leerstand.
Vicky war mitten in einem neuen Buch, mit dessen Fertigstellung es jedoch keine Eile hatte. Da es an diesem Tag ohnedies nicht so ›lief‹, ließ sie sich ganz gern vom Schreibcomputer wegholen.
Wir vereinbarten ein Treffen mit Peter Gould, einem der besten Innenarchitekten Londons. Er arbeitete auch für Mitglieder des Königshauses.
Wir wollten ihm das Haus am Trevor Place zeigen und ihn um Gestaltungsvorschläge bitten. Er war ein Mann mit großartigen Ideen, die wir, wenn sie uns zusagten, gern übernehmen wollten.
Selbstverständlich würden wir einiges abändern und mehr auf uns zuschneiden, denn schließlich wollten wir nicht in Peter Goulds Haus, sondern in unserem wohnen.
Wir trafen ihn am Hyde Park Corner. Tucker Peckinpah hatte so sehr von ihm geschwärmt, daß ich ein wenig enttäuscht war, als ich ihn sah.
Ich hatte ihn mir groß, jung und dynamisch vorgestellt, elegant und attraktiv, aber er war von allem das Gegenteil - klein, häßlich, mickrig, schlampig.
Ich hätte ihn übersehen, wenn er uns nicht angesprochen hätte. Seine Größe zeigte er erst, als er unser Haus betrat, da sprudelten die guten Ideen auf einmal nur so aus ihm heraus.
Es war eine Wohltat, ihm zuzuhören, er konnte sich für alles unglaublich begeistern. Ich hatte den Eindruck, daß es für ihn eine Freude und ein Vergnügen war, Häuser und Wohnungen einzurichten.
Diese Begeisterungsfähigkeit machte sich für ihn bezahlt, sie hatte ihn zum wohlhabenden Mann gemacht, aber er verdiente sich ehrlich, was er verlangte.
Gemeinsam erarbeiteten wir ein Konzept, dem Zeichnungen und Skizzen folgen sollten, über die wir in einigen Tagen an Ort und Stelle reden würden.
Gaben wir grünes Licht, würde Peter Gould umgehend die Realisierung in Angriff nehmen.
Sowohl Vicky als auch ich hatten das Gefühl, bei diesem unscheinbaren Mann in besten Händen zu sein. Wir freuten uns schon auf unser neues Zuhause.
***
Toorsom sah grauenerregend aus, ein gewaltiges Ungeheuer mit großen Flügeln.
In ein ähnliches Scheusal konnte sich Loxagon verwandeln - und in einen Schakal.
Satans Sprengmeister war so erschienen, wie es zu ihm paßte: explosionsartig. Sein Körper glänzte graubraun, und grüne Flecken bedeckten ihn an manchen Stellen.
Er war
Weitere Kostenlose Bücher