170 - Der Herr des Feuers
der Höhle war mit schweren, blutroten Vorhängen drapiert.
Dies war ein Wohnraum, völlig atypisch für die Hölle. Kull holte widerstandsfähige Lederriemen und fesselte Tervi, damit sie nicht gleich wieder rabiat wurde und über ihn herfiel, wenn sie zu sich kam.
Im Augenblick lag sie reglos und friedlich vor ihm, in ihrer ganzen verführerischen Nacktheit, ein Juwel, das von keinem Mann berührt werden wollte.
Er hätte die Gelegenheit nützen können, doch davon hielt er nichts. Es gab genug weibliche Wesen in den Dimensionen des Schreckens, die es begrüßten, wenn er sich mit ihnen einließ.
Er brauchte das hier nicht zur Selbstbestätigung, und wenn er Tervis Einstellung respektierte, hatte er bessere Aussichten, daß sie ihm half.
Ihre Lider zuckten, und gleich danach schlug sie die Augen auf. Verwundert schaute sie Morron Kull an. Sie wollte sich bewegen, bemerkte, daß er sie gefesselt hatte, und fauchte: »Was soll das? Was hast du mit mir vor?«
»Nichts«, antwortete er. »Ich möchte lediglich verhindern, daß du gleich wieder überschnappst.« Sein Blick wurde kalt. »Ich hätte dich töten können.«
Sie schob ihr Kinn trotzig vor. »Warum hast du es nicht getan?«
»Vielleicht tue ich es noch, wenn du nicht zur Vernunft kommst.«
»Was willst du von mir?«
»Auf jeden Fall nicht deinen Körper, das sollte dich beruhigen.«
»Niemand nimmt das große Wagnis auf sich, durch die Feuerwüste zu reiten, nur um mich zu fragen, wie es mir geht.«
»Ich bin hier, um deine Hilfe zu erbitten.«
»Wobei?« fragte die Höllenamazone mißtrauisch.
»Man sagt, du kannst Toorsom, den Herr des Feuers, herbeizitieren und ihn um einen Gefallen bitten.«
»Vielleicht kann ich das, aber ich werde es nicht tun.«
»Und warum nicht? Was vergibst du dir dabei?«
»Ich helfe prinzipiell niemandem. Erst recht keinem Mann und schon gar keinem Fremden!«
Morron Kull grinste. »Ich bin doch kein Fremder für dich. Du kennst meinen Namen.«
»Ich rühre keinen Finger für dich.«
»Dann wirst du hier verfaulen«, sagte Morron Kull eiskalt.
Das gab der Höllenamazone zu denken. Ihr Blick forschte in Morron Kulls Zügen. »Was willst du von Toorsom?«
»Er ist Satans Sprengmeister. Ich möchte seine Dienste in Anspruch nehmen.«
»Er ist ein gefährliches Ungeheuer.«
»Du hattest schon öfter Kontakt mit ihm und lebst immer noch«, meinte Morron Kull schulterzuckend.
»Er ist mir zugetan, ich habe von ihm nichts zu befürchten.«
»Ich auch nicht.«
»Er ist wild und unberechenbar. Nicht einmal ich kann ihm sagen, was er tun soll. Er ist sehr eigensinnig. Der einzige, von dem er Befehle entgegennimmt, ist Asmodis.«
»Ich werde ihm nicht befehlen, sondern ihn um einen Gefallen bitten«, entgegnete Morron Kull. »Er hat lange nichts mehr getan. Ich könnte mir vorstellen, daß er seine Kunst gern wieder einmal zeigen würde.«
»Was soll Toorsom mit seinem Feuer vernichten?«
»Ein Haus, mit der ganzen schwarzen Kraft, die er aufzubringen vermag, damit nichts davon übrigbleibt.«
»Das könnte Toorsom tun, aber er wird sich von dir nicht benützen lassen. Wo steht dieses Haus?«
»Auf der Erde«, antwortete Morron Kull.
»Toorsom haßt Menschen. Wenn du ihn dazu brächtest, dich auf die Erde zu begleiten, würde er über die Menschen herfallen und von seiner eigentlichen Aufgabe nichts wissen wollen.«
»Ich halte ihn unter Kontrolle.« Tervi lachte. »Du? Das kannst du nicht.«
»Laß ihn erst einmal hier erscheinen, alles andere erledige dann ich«, gab Morron Kull selbstbewußt zurück. »Wirst du ihn für mich rufen?«
»Es kann lange dauern, bis er kommt.«
»Ich bin sehr geduldig, wenn es sein muß«, erwiderte Morron Kull. »Wenn ich dir die Fesseln abnehme, wirst du nicht gleich wieder verrückt spielen? Habe ich dein Wort?«
Tervi lachte. »Ich könnte es dir jetzt geben und hinterher brechen, aber ich werde dir helfen, wenn du mir verrätst, wessen Haus Toorsom dem Feuersturm überantworten soll.«
»Es gehört einem Mann, der ein erbitterter Feind der schwarzen Macht ist und ihr bereits viele Niederlagen beschert hat. Ich will diesen Mann vernichten.«
»Warum?«
»Ich habe meine Gründe«, antwortete Morron Kull.
»Wie heißt dieser Mann?« wollte Tervi wissen.
»Tony Ballard«, verriet Kull.
***
Tervi hielt ihm die Hände hin und forderte ihn auf, ihr die Fesseln abzunehmen. Er zögerte, ging das Risiko dann aber ein, weil er keine andere Wahl hatte.
Die Beinfesseln
Weitere Kostenlose Bücher