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170 - Hüte den Speer - Magiure, Margo

170 - Hüte den Speer - Magiure, Margo

Titel: 170 - Hüte den Speer - Magiure, Margo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margo Maguire
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und sie vor ihm fortgelaufen war …
    „Mylord?“ Sir Rogers Stimme ertönte plötzlich in der Dunkelheit.
    Marcus drehte sich um und ging auf den jungen Ritter zu.
    „Lady Keelin schickt mich zu Euch“, sagte er. „Der junge Adam ist bei Bewusstsein und ruft nach Euch.“
    „Wie geht es ihm?“, fragte Marcus ernst.
    „Besser als erwartet, Mylord“, antwortete der Ritter. „Obwohl Lady Keelin sagt, dass der Junge große Schmerzen leidet und sich Sorgen über Euren Vater macht.“
    Marcus senkte den Kopf. Was für einen Trost konnte er dem Jungen geben? Eldred war tot, und nichts würde ihn wieder lebendig machen. Es gab kein Zurück. Gott sei Dank war es ihm wenigstens gelungen, den Pfeil aus Adams Rücken zu ziehen, und mit Keelin O’Sheas Hilfe war die Wunde gut versorgt worden.
    „Es täte ihm gut, Euch zu sehen“, drängte Sir Roger behutsam.
    Der Graf nickte bereitwillig und eilte zur Hütte. Mit eingezogenem Kopf trat er über die Schwelle und sah, dass Keelin O’Shea seinem Vetter mit einem feuchten Tuch sanft die Stirn abtupfte. Sie saß auf einem Schemel neben dem Strohlager, sprach mit ruhiger Stimme auf den Jungen ein, kühlte seinen Kopf mit dem Tuch und strich ihm das Haar aus der Stirn. Adam schien ganz entspannt zu sein.
    Marcus wusste, dass er sich nicht würde beherrschen können, sollte sie ihn jemals so berühren. Allein der Gedanke, ihre schlanken Hände zu spüren …
    „Marcus!“ Adams Stimme klang schwach, und er konnte nur mit großer Mühe sprechen.
    Er löste sich von der Tür und ging zu dem Jungen. Es schien, als ob alle Farbe aus seinem Gesicht gewichen wäre. Der breite Verband an seinem Rücken besagte nichts Gutes. „Du bist ja wach“, flüsterte er und fuhr seinem Vetter sanft mit der Hand über den Kopf.
    „Setzt Euch hierher, Mylord“, sagte Keelin und erhob sich von dem Schemel. Bevor sie Marcus Platz machte und von der Bettstatt zurücktrat, legte sie eine Hand auf seinen Arm, und dem jungen Grafen schien es, als spürte er bei der sanften Berührung eine unerträgliche Hitze. Es fehlte nicht viel und er wäre benommen über den Schemel gestolpert.
    Marcus ergriff die kleine Hand seines Vetters.
    „Ist dein Vater … ist Onkel Eldred … tot?“
    Er nickte. „Ja“, wisperte er.
    „Das darf nicht sein!“, ereiferte sich der Junge. „Ich habe ihn geliebt!“
    „Auch ich habe ihn geliebt“, sagte der Graf mit bebender Stimme. „Auch ich.“
    „Wenn ich daran denke“, fügte Adam an, „ich …“ Er schluckte. „Ich muss weinen.“
    „Weine ruhig, mein Junge“, sagte Marcus leise. „Du wirst dich danach besser fühlen.“
    Adam schloss die Augen und schwieg einen Moment, bevor er fortfuhr: „Hast du je geweint, Marcus?“
    Keelin war zu ihrem Onkel gegangen und bemühte sich, den Gästen eine ungestörte Unterhaltung zu ermöglichen, aber der Raum war zu klein. Ohne es zu wollen, vernahm sie die freimütige Frage des Kindes. Voller Spannung wartete sie auf die Antwort des Ritters.
    „Ja, Adam“, erwiderte der junge Graf schließlich, und seine Stimme begann zu zittern. „Das habe ich.“
    Keelin widersetzte sich dem Verlangen, Lord Wrexton in die Arme zu schließen und ihm Frieden und Trost zu spenden. Es war ihr nicht entgangen, dass er in ihrer Gegenwart unsicher wurde, und sie wollte ihn nicht ein weiteres Mal aus der Fassung bringen. Doch mit dem Herzen war sie bei den beiden Menschen, deren Leben durch die Ereignisse dieses Tages so nachhaltig erschüttert worden war. Und das Unheil hatten die Feinde ihres Clans heraufbeschworen.
    Onkel Tiarnan drückte ihre Hand, und sie sah ihn dankbar an. Nach einiger Zeit wandte Marcus sich mit stockender Stimme an sie. „Lady Keelin, wie lange wird es noch dauern, bis Adam von hier fortgebracht werden kann?“, fragte er, ohne sich von dem Jungen abzuwenden.
    Sie ließ die Hand ihres Onkels los und trat wieder näher an das Lager des Verwundeten.„Noch zwei Tage, Mylord“,sagte sie.„Bis dahin sollte er noch ruhen.“
    „Wie könnt Ihr so sicher sein?“
    Keelin zuckte mit den Schultern. Sie wusste es eben. „Wenn die Wunde noch zwei Tage verheilt, kann Adam einige Meilen reiten, ohne dass sie wieder aufbricht.“
    Der junge Graf schüttelte den Kopf. „Zwei Tage sind eine lange Zeit. Wenn die Horde der Barbaren zurückkehrt …“
    „Dazu wird es nicht kommen, Mylord“, entgegnete Keelin im Brustton der Überzeugung.
    De Grant sah ihr argwöhnisch in die Augen. Sie spürte, dass keine

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