170 - Hüte den Speer - Magiure, Margo
etwas bequemer liegen konnten.
Sie hatte den jungen Grafen nicht mehr gesehen, seit er am Morgen die Hütte verlassen hatte, und sie hatte immer noch nicht mit Tiarnan über die schrecklichen Visionen gesprochen, die ihr in der vergangenen Nacht offenbart worden waren.
Keelin seufzte. Ihrem Onkel konnte sie kaum den ganzen Tag aus dem Weg gehen.
Während sie die Hütte herrichtete, um die Verwundeten aufzunehmen, dachte sie über die Stunden nach, in denen sie bei dem jungen Grafen gelegen hatte, in warme Decken gehüllt. Die seltsamen Gefühle gingen ihr nicht aus dem Kopf, die seine Nähe, sein Duft und seine großen Hände auf ihrem Rücken in ihr ausgelöst hatten. Nie war ihr so etwas Aufregendes und zugleich Verwirrendes widerfahren.
Sie fühlte sich stark zu diesem Edlen hingezogen, doch Keelin wusste, dass es ihr Schicksal war, in Irland zu bleiben. Sie war einem Mann in Kerry versprochen, und nachdem die Visionen ihr Cormacs Ende gezeigt hatten, stand für sie fest, nach Carrauntoohil zurückzukehren. Wer auch immer den Clan anführte, brauchte dringend Ga Buidhe an Lamhaigh , um die Oberhand über die Mageeans zu behalten.
Keelin schwor sich erneut, den alten Tiarnan sicher nach Wrexton Castle zu bringen. Danach galt es für sie, die irische See zu überqueren, bevor der Winter mit dichtem Schneefall einsetzte. Sie beschloss, die verwirrenden Gefühle und Empfindungen zu verdrängen, die sie durchströmten, sobald Marcus de Grant in ihrer Nähe war.
Es war an der Zeit, nach Hause zurückzukehren, um dem Clan der Mageeans Einhalt zu gebieten.
Der Geruch in der Bauernkate hätte dem in einem Krankenlager gleichen müssen, aber als Marcus eintrat, stieg ihm ein angenehmer Duft aus Kräutern und Gewürzen in die Nase. Über dem Herdfeuer köchelte eine Mahlzeit in einem großen Topf, und die Verwundeten schliefen auf weichen Lagern nahe am Feuer.
Der alte Tiarnan war wach und hatte sich aufgesetzt. Keelin saß neben Adams Schlafstatt und sprach leise mit dem Jungen.
Sie trug wieder ihr grünes Gewand, das sich eng um ihre schmale Taille und die vollen Brüste legte. Am Kragen spitzte das leinene Unterkleid heraus, das Marcus mittlerweile so vertraut war, und unterstrich ihre zarte, weiße Haut.
„Oh, ja“, sagte Keelin, nachdem sie sich kurz zur Tür umgedreht hatte, „du wirst die Narbe eines tapferen Kriegers haben. Und jeder, der deinen bloßen Rücken sieht, wird augenblicklich wissen, dass du kampferfahren bist.“
„Wer ist gekommen?“, fragte Adam mit matter Stimme.
„Lord Wrexton“, erwiderte Keelin. „Er möchte sehen, wie es dir geht.“
„Und, wie ist dir?“, fragte Marcus lächelnd.
„Lady Keelin sagt, mir gehe es blendend“, erwiderte Adam leise. „Sie sagt, ich sei stärker und tapferer als jeder Junge in Carrauntoohil – das ist ihr Dorf in Irland.“
„Ich würde sagen, Lady Keelin hat recht“, meinte der Graf. „Obgleich ich die Jungen von … Carrauntoohil nicht kenne.“
„Lady Keelin hat mir erzählt, dass der Marquis Onkel Eldred mit nach Wrexton genommen hat.“
Marcus nickte, als er die Hand auf Adams Stirn legte, die heißer war als zuvor. Er sah die junge Irin an, die seine Gedanken mit besorgter Miene bestätigte. Fieber!
„Werden wir rechtzeitig zur Totenmesse in Wrexton sein?“, wollte Adam wissen.
„Wir versuchen es“, erwiderte Marcus. „Aber jetzt musst du alles daransetzen, wieder ganz gesund zu werden.“
Der Junge fügte sich stillschweigend in sein Schicksal, während Lady Keelin sich erhob und zum Herdfeuer ging. Sie nahm einen langen Holzlöffel und begann, die dampfende Mahlzeit umzurühren. „Wie viele Eurer Männer lagern noch hier, Mylord?“, fragte sie leise.
Marcus unterdrückte ein Gähnen. Die vergangenen vierundzwanzig Stunden waren nicht spurlos an ihm vorübergegangen. Die meisten Ritter aus Wrexton, angeführt von Sir Robert Barry, hatten gemeinsam mit Nicholas Hawken und seiner Schar das Lager verlassen. Marcus war mit den verbliebenen Männern durch die umliegenden Wälder gestreift, um sicherzugehen, dass sich keine Feinde mehr in der Nähe aufhielten. „Vier, abgesehen von den beiden Verletzten“, erwiderte er.„Sie halten Wache.“
„Ihr müsst sehr müde sein, Mylord“, sagte Keelin, „nach dieser Nacht. Es ist noch genug Platz für Euch, um eine Decke auszubreiten und Euch etwas auszuruhen.“
Marcus errötete, als die junge Frau die Nacht erwähnte, die sie gemeinsam verbracht hatten. Er glaubte, auch
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