170 - Hüte den Speer - Magiure, Margo
Lord Wrexton aufgehalten worden?“, fragte Isolda, als sie die Stufen am anderen Ende des Rittersaals betrat, die zu den Gemächern im oberen Wohnbereich führten.
„Ein wenig“, antwortete Keelin. „Er wollte noch mit den Leuten aus dem Dorf reden.“
Lady Coule erwiderte nichts, doch Keelin hätte schwören können, dass die Frau für einen Augenblick verächtlich den Mund verzogen hatte.
Tiarnan hielt sich am Arm seiner Nichte fest und schleppte sich mühsam die Stufen hinauf. „Ich glaube nicht, dass er lange bleibt“, meinte sie. „Er ist sehr um Adams Wohlergehen besorgt und will sicher bald nach ihm sehen.“
„Oh, ja“, sagte Isolda. „Adam. Ist er schwer verwundet?“
„Leider. Ein Pfeil traf ihn im Rücken. Es ist eine schlimme Verletzung.“
„Wird er sich erholen?“
„Ich denke schon, aber wir sollten nicht aufhören, für ihn zu beten.“
Isolda sagte nichts weiter, und Keelin wunderte sich erneut über diese Frau. Hätte sie sich bei Adams Verletzung nicht besorgter zeigen müssen?
„Hier ist Euer Gemach, Lord Tiarnan.“ Lady Coule öffnete die Tür zu einem Raum, der nur von einem kleinen Feuer erhellt wurde. Rasch durchschritt sie die Kammer und zog die schweren Vorhänge ganz zur Seite, um mehr Tageslicht hereinzulassen. „Ich hoffe, Ihr werdet Euch hier wohlfühlen“, sagte sie.
„Es ist wahrlich eine behagliche Unterkunft“, erwiderte Keelin. „Wir danken Euch.“ Sie führte Tiarnan zum Bett und war ihm beim Hinlegen behilflich, denn sie wusste, dass die lange, beschwerliche Fahrt dem alten Mann zugesetzt hatte. „Ruht Euch ein wenig aus, Onkel. Ich komme bald wieder, um nach Euch zu sehen. Braucht Ihr noch etwas, bevor ich gehe?“
„Nein, Keely“, sagte er und drehte sich auf die Seite. „Lasst mich nur ein wenig ausruhen, dann wird es mir schon viel besser gehen.“
Keelin hatte da so ihre Zweifel, aber sie nahm eine Kerze, die Isolda ihr reichte, und folgte der Frau in ein nahe gelegenes Gemach.
„Ihr habt uns rufen lassen, Mylord?“
Marcus löste die Bänder an seinem Lederwams und legte es ab. Ein Zuber mit heißem Wasser wartete auf ihn, das Bad vor der Totenmesse für seinen Vater. Doch zunächst gab es noch etwas zu erledigen.
Er sah die beiden jungen Ritter an, die er in sein Gemach hatte kommen lassen, und wusste, dass er die richtige Wahl getroffen hatte. Diese beiden würden der Aufgabe gerecht werden, die er für dringlich erachtete.
Marcus streifte das Gewand ab und warf es auf sein Bett. „Ich habe einen besonderen Auftrag für euch“, begann er.
„Was immer Ihr wünscht, Mylord.“
„Ihr werdet euch in das Land der Iren begeben“, sagte er, als er sich setzte, um die schweren Stiefel auszuziehen. „Wenn ihr in Irland seid, werdet ihr in die Gegend reiten, die man Kerry nennt und die Festung von Carrauntoohil aufsuchen. Ich möchte, dass ihr dort alles in Erfahrung bringt über Keelin O’Shea und ihren Onkel und über einen kriegerischen Clanführer namens Ruairc Mageean.“
Die beiden Ritter nickten zustimmend und zeigten sich bereit, der Aufforderung ihres Herrn Folge zu leisten.
„Soll dieser Auftrag geheim bleiben, Mylord?“
Marcus zögerte. Es war nicht seine Absicht, die Bewohner von Wrexton und der Gebiete von Wales wissen zu lassen, dass er etwas über diese Kelten in Erfahrung bringen wollte. Wenn seine Getreuen jedoch auf irischem Boden waren, sollte ihnen die eine oder andere besonnene Frage gestattet sein. Schließlich vermochte er ihnen nicht genau zu sagen, auf welchem Wege sie nach Kerry gelangten. Außerdem wusste er nicht, wie seine Männer in Carrauntoohil aufgenommen würden, wenn sie sich nicht als Bekannte von Lady Keelin ausgaben.
Nachdem er die beiden Ritter eingehend über die Einzelheiten ihres Auftrages aufgeklärt hatte, entließ er sie und zog sich vollends aus. Kaum war er in den Zuber neben dem kleinen Kamin gestiegen, als Isolda wie selbstverständlich das Gemach betrat, gefolgt von zwei Dienstmädchen, die Handtücher und saubere Kleidung brachten.
„Ihr könnt es mir nicht verwehren“, sagte sie, bevor Marcus eine Silbe hervorbringen konnte. „Ich werde Euch in der Zeit der Trauer behilflich sein.“
„I…Isolda“, stammelte Marcus und ärgerte sich, dass sie in sein Gemach eingedrungen war. Er hätte sie nach draußen geschickt, wenn er bekleidet gewesen wäre, doch nun wusste er nicht, wie er sich in diesem Zustand vor einer Dame verhalten sollte. Was ihm indes noch mehr Verdruss
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