Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
170 - Hüte den Speer - Magiure, Margo

170 - Hüte den Speer - Magiure, Margo

Titel: 170 - Hüte den Speer - Magiure, Margo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margo Maguire
Vom Netzwerk:
versteht, kann er liebend gerne nach Chester zurückkehren, ohne in den Genuss meiner Gesellschaft gekommen zu sein.“
    Isolda war bei diesen Worten und dem heftigen Tonfall nicht weniger überrascht als der Graf selbst. Nie zuvor hatte er sich in ihrer Gegenwart so unmissverständlich ausgedrückt.
    Er hatte sich indes nicht allein durch die Müdigkeit zu solchen Worten hinreißen lassen, und auch die Ereignisse des Tages konnten nicht der Grund sein. Er war nun Graf. Kraft dieses Titels besaß er jetzt Macht und Autorität, und es entsprach seinem Willen, die Stellung zu seinem Vorteil zu nutzen.
    „Schickt einen Bediensteten in Adams Kammer“, sagte er zu Isolda. „Tragt ihm auf, Lord Tiarnan in sein Schlafgemach zu bringen. Danach hat er die Nacht über an Adams Bett zu wachen. Falls sich dessen Zustand verschlechtert, wünsche ich, auf der Stelle gerufen zu werden.“
    „Aber Marcus …“
    „Es sei denn, Ihr zieht es vor, selbst an Adams Bett zu sitzen. In diesem Falle …“, fuhr er fort, doch Isolda raffte die Röcke und schritt verstimmt von dannen. Marcus hatte mit Berechnung auf ihren wunden Punkt angespielt. Sie konnte Krankenlager und Siechtum nicht ertragen, und ihm war klar, dass sie bewusst jeglichen Umgang mit Bettlägerigen oder Verletzten mied.
    In seiner Kammer entledigte er sich rasch seiner verräucherten Kleidung. Dann stieg er erschöpft in den Badezuber, der für ihn mit heißem Wasser gefüllt worden war, doch die ersehnte Entspannung wollte sich nicht so recht einstellen. Keelin O’Shea beschäftigte ihn viel zu sehr.
    Sie hatte vor, die Burg zu verlassen.
    Marcus mochte die Leere nicht, die sich bei diesem Gedanken in seinem Herzen bemerkbar machte. Nie war ihm jemand wie diese Frau begegnet – nicht im Westen Englands oder Wales, nicht in London oder irgendwo auf französischem Boden.
    Bislang hatte er kaum darüber nachgedacht, was genau er mit Keelin verband. Sie war eben nicht eine dieser verweichlichten, zierlichen Damen, die schon bei der geringsten Belastung zu zerbrechen drohten. Nein, die Irin glich vielmehr Cleo, seinem prächtigen Jagdfalken. Ihr Körper war zwar weich und geschmeidig, doch sie besaß innere Kraft und Entschlossenheit.
    Für eine Frau war sie recht groß, groß genug, dass er sich beim Küssen kaum zu ihr hinunterbeugen musste. Er dachte daran, wie herrlich sich ihr schlanker Körper in seinen Armen anfühlte, und er sehnte sich danach, mit ihr eins zu werden.
    Marcus tauchte den Kopf unter Wasser, um wieder einen klaren Gedanken fassen zu können, doch vergeblich. Seine begehrlichen Gedanken hatten längst die Oberhand gewonnen.
    Sie wird nach Irland zurückkehren, sobald sie den Zeitpunkt für gekommen hält, sagte er sich wiederholt. Ihr Herz hing an der Heimat, der sie in Treue verbunden war, doch wenn es ihm gelänge, einen Weg zu finden, diese Verbindung zu ihrem Clan zu lockern, würde er nicht zögern, es zu versuchen.
    Plötzlich kam Marcus die Lanze in den Sinn, von der ihm Tiarnan berichtet hatte. Zuvor hatte er kaum einen Gedanken daran verschwendet, doch nun machte er sich klar, dass Keelin den kostbaren Gegenstand ihres Clans mit in die Burg gebracht haben musste. Wo mochte sie die Lanze während der Fahrt nach Wrexton versteckt haben? Er hätte schwören können, dass er alles genau verfolgt hatte, als der Karren beladen worden war, aber eine Lanze war ihm nicht aufgefallen. Und auf dem Pferd hatte sie das Heiligtum ebenfalls nicht mitgenommen.
    Die Lanze ist offenbar für den Clan der O’Shea von großer Bedeutung, dachte Marcus, denn er erinnerte sich, wie ehrfurchtsvoll der alte Tiarnan von dem Gegenstand gesprochen hatte. Er konnte sich nicht vorstellen, dass Keelin sie in der Hütte zurückgelassen hatte, da sie mit der Rückkehr der Mageean-Krieger rechnen musste.
    Nein, das Heiligtum des Clans musste irgendwo innerhalb der Mauern von Wrexton Castle sein.
    Keelin stand am nächsten Morgen in aller Frühe auf, zog sich an und warf sich den Mantel um. Dann stieg sie die Stufen zum Rittersaal hinab und verließ den Bergfried. Es war noch dunkel, aber ihre Augen gewöhnten sich rasch an das Zwielicht der Dämmerung.
    Sie brauchte ohnehin nicht viel Licht, denn sie wusste genau, wo sich der Vorratsschuppen befand, in dem man ihren Karren untergebracht hatte. Keelin hoffte, dass die Kraft der Lanze sie zusätzlich leiten würde.
    Sie schlich sich in den Schuppen und wartete einen Moment, bis ihre Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt

Weitere Kostenlose Bücher