Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
170 - Hüte den Speer - Magiure, Margo

170 - Hüte den Speer - Magiure, Margo

Titel: 170 - Hüte den Speer - Magiure, Margo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margo Maguire
Vom Netzwerk:
Geistlichen verklungen waren, nahmen die Spielleute erneut ihre Instrumente zur Hand, während zahlreiche Bedienstete eifrig damit beschäftigt waren, Speisen in den Saal zu tragen. Isolda erschien mit einem Tablett, auf dem vier goldene Kelche standen, die sie vor Marcus, Bischof Delford, Keelin und an ihren Platz stellte.
    Auch wenn sie sich zuvor seltsam benommen hatte, wusste Marcus ihre Aufmerksamkeit bei Tisch zu würdigen. Sie war seit Jahren die Aufseherin von Wrexton und erfüllte ihre Aufgaben beispielhaft. Die Kelche waren gewiss mit dem besten Wein gefüllt, und jeden Augenblick würde Isolda Marcus mit einem kleinen Wink andeuten, den Ehrengast mit der gebührenden Achtung willkommen zu heißen.
    Keelin atmete tief durch, um sich zu beruhigen. Onkel Tiarnan hatte ihr geraten, sich ganz natürlich zu geben, dann würde alles gut verlaufen. Zunächst hatte es indes so ausgesehen, als stünde der Abend unter keinem guten Stern.
    Vor dem Mahl war Isolda unter einem Vorwand in Keelins Kammer gekommen. Angeblich hatte sie sich davon überzeugen wollen, ob die Zofe ihre Arbeit zufriedenstellend verrichtete. Dann hatte sie Keelin einen hochnäsigen Vortrag über englische Bräuche und die Gepflogenheiten während des Festmahls gehalten. Sie hatte ihr empfohlen, vor dem Bischof einen tiefen Knicks nach Art des Hofes zu machen, und ihr nahe gelegt, erst dann etwas zu sagen, wenn der Bischof oder der Graf sie ansprachen.
    Dann hatte sie einen missbilligenden Blick auf Keelins Gewand geworfen und gefragt: „Habt Ihr keine bessere Kleidung für ein Festmahl in Wrexton Castle?“
    Keelin hatte verunsichert den Kopf geschüttelt, worauf Isolda verlauten ließ, dass sie sich notfalls in dem blauen Samt sehen lassen könne, aber unter keinen Umständen ohne Kopfbedeckung den Saal betreten dürfe. Bevor Isolda aus der Kammer gegangen war, hatte sie noch der Zofe aufgetragen, eine Haube von Beatrice zu holen und Keelin eingeschärft, ihr Haar sittsam zu bedecken.
    Die Zofe kehrte mit der Haube zurück, deren vergilbter Schleier jedoch nach Zwiebeln roch. Selbst die Bedienstete hatte bei diesem widerwärtigen Ding die Nase gerümpft.
    Keelin war über die unterschwellige Feindseligkeit bestürzt gewesen, mit der Isolda ihr begegnete. Sie hatte nichts getan, was deren Zorn rechtfertigte, und sie konnte nicht nachvollziehen, warum Isolda sie nicht mochte. Keelin hatte die Zofe entlassen und sich Hilfe suchend an Tiarnan gewandt, bevor sie in den Festsaal gegangen war.
    Es war ein Segen gewesen, dass der Onkel sich Zeit für sie genommen hatte, um ihr zu erläutern, was von einer irischen Edelfrau erwartet wurde. Wenn sie Isoldas Ratschlag gefolgt wäre, hätte sie sich zum Narren gemacht.
    „Onkel, seid Ihr sicher, dass ich vor dem Bischof keinen Knicks machen soll?“, hatte Keelin unsicher gefragt.
    „Halte dich an das, was ich dir geraten habe, mein Mädchen“, hatte er entgegnet. „Du würdest Seine Eminenz mit einem Knicks schwer beleidigen. Und denke daran, von dem Wein nur zu nippen, Keely“, mahnte er. „Du bist an geistige Getränke nicht gewöhnt und wirst ganz benommen sein!“
    Sie war sich ohnehin schon ganz benommen vorgekommen, denn Isolda Coule hatte ihr absichtlich Verhaltensregeln nahegelegt, mit denen sie das Gespött der Gäste auf sich gezogen hätte. Keelin versuchte zu verstehen, warum diese Frau ihr nicht freundlich gesonnen war, doch sie hatte zu wenig Erfahrung mit Intrigen, um die wahren Absichten ergründen zu können.
    Mit gemischten Gefühlen war sie über die Galerie zur Treppe gegangen, denn es war alles andere als angenehm, so viel Abneigung zu spüren. Und dabei hatte sie sich doch in all den Jahren nach der Gesellschaft von jüngeren Menschen gesehnt – nach Menschen wie Isolda.
    Als Keelin oben an der steinernen Treppe angekommen war, hatte sie ein ungutes Gefühl verspürt. Es war ihr zwar gelungen, die Fassung zu wahren, aber die unheilvolle Vorahnung hatte nicht nachgelassen und war sogar bei jedem Schritt stärker geworden.
    Zunächst hatte sie befürchtet, dass Adam etwas zustoßen könnte. Schließlich war sein Zustand nach wie vor sehr Besorgnis erregend. Er war schwach und immer noch fiebrig, obwohl es Anzeichen dafür gab, dass er sich langsam erholte. Gleichwohl schien der Junge nicht der Grund für Keelins ungutes Gefühl zu sein.
    Nein, es war etwas anderes, aber um was es sich handelte, vermochte sie nicht zu sagen.
    Isoldas Platz war zur linken Hand des Grafen, und als

Weitere Kostenlose Bücher