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170 - Hüte den Speer - Magiure, Margo

170 - Hüte den Speer - Magiure, Margo

Titel: 170 - Hüte den Speer - Magiure, Margo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margo Maguire
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seid Ihr Lady Keelin noch schuldig“, meinte Robert, „nicht wahr, Mylord?“
    „Ich beherrsche beide Fertigkeiten, Ihr Herren“, warf Marcus trocken ein, „und habe noch nie versagt.“
    Plötzlich vernahm Keelin eine weibliche Stimme hinter sich. Isolda hatte sich unbemerkt ihrem Stuhl genähert. Sie sah besorgt aus und rang verzweifelt die Hände. „Dürfte ich Euch einen Augenblick sprechen?“
    Sie zögerte, doch Isolda schien sehr beunruhigt zu sein. Irgendetwas war geschehen, und Keelin befürchtete schon, dass es wieder um Annies Säugling oder um andere Krankheitsfälle in der Burg ging. Erst als sie sich von der Tafel erhob, bemerkte Marcus, dass Isolda zugegen war.
    „Wohin geht Ihr?“, fragte er.
    Sie zuckte die Schultern und spürte im gleichen Augenblick die schmerzhafte Prellung. „Ich bin bald zurück, Marcus“, erwiderte Keelin. „Achtet gar nicht auf mich und genießt die Mahlzeit.“
    Der Graf schüttelte den Kopf. „Wenn es Euch nichts ausmacht, komme ich mit.“
    Sie konnte von seinem Gesicht ablesen, dass er keine Widerrede duldete, obwohl seine Stimme freundlich klang. Er hatte offenbar die Absicht, sie auf Schritt und Tritt zu begleiten, und Keelin musste sich eingestehen, dass seine Nähe ihr Sicherheit gab, da Isoldas plötzliches Auftauchen sie in Unruhe versetzt hatte.
    Sie entfernten sich einige Schritte von der Empore, und Marcus stand hinter Keelin. Sie widerstand dem Verlangen, sich bei ihm anzulehnen, als Lady Coule sich erklärte.
    „Lady Keelin“, sagte sie und bemühte sich, Marcus’ Blick zu meiden. „Ich … ich möchte zum Ausdruck bringen, wie leid es mir tut, dass ich so … unfreundlich zu Euch gewesen bin, seit Eurer Ankunft in Wrexton.“ Sie redete stockend und umständlich, doch ihr Bedauern schien aufrichtig zu sein.
    Ihre Entschuldigung kam jedoch derart unerwartet, dass es Keelin für einen Augenblick die Sprache verschlug. Isolda fuhr indes bereits fort.
    „Diese Vorfälle … sie waren kindisch und niederträchtig“, sagte sie. „Ich vermag nicht zu erklären, was in mich gefahren ist, aber ich bedaure zutiefst, Euch Unannehmlichkeiten bereitet zu haben. Bitte gestattet mir, Euch … verspätet in Wrexton willkommen zu heißen. Es ist mein Wunsch, alles Erdenkliche zu tun, damit Ihr Euch hier wohlfühlen könnt.“
    Verstohlen schaute sie zu Marcus, dann sah sie wieder die junge Irin an.
    „Habt Dank“, sagte Keelin und reichte ihr beide Hände. Isolda erwiderte die freundschaftliche Geste und drückte ihre Hände. Dann wandte sie sich rasch ab und verließ eilenden Schrittes den Rittersaal.
    Keelin schaute Lady Coule verwundert nach, bevor sie wieder zur Tafel zurückging. Von ihren Plätzen aus hatten Sir Robert und Sir William die Entschuldigung unfreiwillig mit angehört, und während Robert zufrieden lächelte, hatte sich Williams Miene verfinstert, als ob er Isoldas Worten keinen Glauben schenken würde.
    „Das war sehr freundlich von ihr“, sagte Keelin zu Marcus, als sie wieder Platz nahm. Ihre Worte waren indes auch für Williams Ohren bestimmt, denn sie war fest davon überzeugt, dass Lady Coule ihr ungebührliches Verhalten bereute.
    Marcus wusste nicht, was er glauben sollte. Er teilte Williams Zweifel, aber er hatte auch in Isoldas Augen geschaut. In ihrem Blick war ihm keine Verstellung aufgefallen.
    Keelins Unfall ließ jedoch nach wie vor viele Fragen offen. War es überhaupt ein Unfall gewesen? Marcus sah zwar in Isolda die mögliche Übeltäterin, aber er hatte inzwischen in Erfahrung gebracht, dass sie zum Zeitpunkt des Vorfalls in der Großen Halle beschäftigt gewesen war. Es konnte sich daher nicht um ihre Fuß-abdrücke auf der Brüstung handeln.
    Doch wer fühlte sich sonst von Keelins Anwesenheit bedroht? Die gesamte Dienerschaft achtete die junge Irin und hatte sie ins Herz geschlossen, und das nicht erst, nachdem sie Annies Baby geheilt hatte. Nicht einer der Bediensteten ließ eine Gelegenheit aus, Keelin in den höchsten Tönen zu loben, da sie sich für Adam und die kleine Peg aufgeopfert hatte.
    Vielleicht hatte sich doch nur ein Stein gelockert. Marcus nahm sich vor, die Brüstung bei Tageslicht einer eingehenden Untersuchung zu unterziehen. Es bestand die Möglichkeit, dass er im Dunkeln Spuren übersehen hatte.
    Keelin wusste, dass die ausgelassene Stimmung im Rittersaal das Missfallen des Grafen erregte, denn schließlich war sein Vater erst wenige Tage zuvor beerdigt worden, und daher war ein solch

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